Fast Forward >> A Scanner Darkly

Orange County, Kalifornien. Die Nahe Zukunft. Bob Arctor arbeitet als verdeckter Ermittler des Drogendezernats. Zum eigenen Schutz bewegen sich die Beamten innerhalb der Behörde mittels eines Tarnanzugs, um ihre wahre Identität zu verbergen. Der Kampf gegen die Drogenmafia wird von der Regierung repressiv geführt, da schon ein erheblicher Teil der Bevölkerung von einer neuen Droge namens T abhängig ist. Jeder Bürger kann von der Behörde per Satellit und Handyortung überwacht werden. Auch Bob Arctor, der unter seinem Decknamen Fred agiert, ist T Konsument. Der ständige Konsum der Droge scheint erste Schäden an seinem Hirn zu verursachen, im Rahmen seines aktuellen Falls bekommt „Fred“ den Auftrag Bob Arctor, also sich selbst zu überwachen. Richard Linklaters Film basiert auf Philip K. Dicks Roman Der dunkle Schirm, mit dem der Autor die eigenen Erfahrungen in der Drogenszene zu verarbeiten versuchte, zu der er auch sich selbst zählte. Bob Arctor entwickelt im Laufe der Handlung Persönlichkeits- und Wahrnehmungstörungen aufgrund des eigenen starken Drogenkonsums, den sein Job unweigerlich mit sich bringt. Er kann schon bald nicht mehr zwischen seiner Identität als Ermittler Fred und Bob Arctor unterscheiden. Linklater beschäftigt sich zu einem großen Teil mit der Paranoia seiner Charaktere, die sie meist davon abhält Situationen richtig einzuschätzen und unweigerlich in unnötigem Stress endet. Leider geschieht das in einem Wust von schon bald langweilenden Drogentrashtalk, der die Handlung nur bedingt voran bringt, der gerade im ersten Teil des Films einfach durch die Skurrilität der Charaktere über das Ziel hinausschießt und für den schließlichen Plot absolut unnötig erscheint. Da schwankt der Film einfach zu sehr zwischen Cheech und Chong und ernsthaftem Drama, mit großer Tendenz zu ersterem. Erst auf der Zielgeraden kann Linklater aufholen und den Stoff in die richtige Bahn lenken, doch insgesamt hat der Film bis dahin schon zu viele interessante Möglichkeiten liegen lassen. Daran ändert auch die durchgehende Verfremdung des Realfilms durch das Rotoscope-Verfahren nichts, welches Linklater ohne offensichtlichen Grund gnadenlos anwendet. Sicherlich kann man es als künstlerischen Ausdruck der Wahrnehmungsstörungen der Protagonisten einordnen, doch ergibt es keinen inhaltlichen Sinn. Der an einen Photoshopfilter erinnernde Effekt kann der Geschichte nichts hinzufügen. Der Film sieht halt einfach wie ein Animationsfilm aus. Ständig ertappt man sich bei dem Gedanken, hier wäre mehr drin gewesen... So bleibt nur ein in Teilen nettes Stück Drogenkrimidrama, das sein Potenzial als Kritik an dogmatischer Drogenpolitik in Äußerlichkeiten und viel unnützem Geschwafel versenkt.

6/10 Punkte

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

Da haben wir wohl ein wenig Pech mit den letzten Filmen? Keiner über 6 Punkte.
Mich hielt ja dieser Zeichenstil bisher von einer Sichtung ab, ich glaube das würde mich nach 10 Minunten tierisch nerven.

Doc Savage hat gesagt…

Och, das nervt weniger, als man vorher denkt. Eigentlich findet man sich sehr schnell mit den Bildern ab, aber das ändern nix an der Sache, dass Film die ganze Zeit nur vor sich hin plätschert...

tumulder hat gesagt…

@jmk
Da haben wir wohl ein wenig Pech mit den letzten Filmen?Kann ich so nicht direkt sagen.Der Boll war ja durchaus unterhaltsam.;) A Scanners Darkly lächelte mich bei der Rückgabe der Trashkanone an der Theke an. Kostete dann auch gebraucht weniger als die Leihgebühr für den Boll Film. Pech ist was anderes.^^ Freitag erwarte ich eine Lieferung in der zwei garantierte "mindestens 7,5 Punkte" dabei sind.:D

@Doc
aber das ändern nix an der Sache, dass Film die ganze Zeit nur vor sich hin plätschert..Genau die richtige Umschreibung. Ich hatte teilweise echte Probleme nicht einzuschlafen.:D

Flo Lieb hat gesagt…

Ich finde das Rotoscop-Verfahren an sich recht interessant und für den Film allgemein schon geeignet. Dass es die Vermittelung der Handlung einfacher macht, sieht man ja durchaus an der ein oder anderen Szene (zumindest in meinen Augen).

Leider geschieht das in einem Wust von schon bald langweilenden Drogentrashtalk, der die Handlung nur bedingt voran bringt, der gerade im ersten Teil des Films einfach durch die Skurrilität der Charaktere über das Ziel hinausschießt und für den schließlichen Plot absolut unnötig erscheint.Der Trashtalk ist durchaus ein guter Bestandteil der Handlung, nur spart Linklater diese leider aus. Der Film hangelt sich von lustiger Szene zu lustiger Szene (den lustigen Szenen aus dem Buch, d. Red.). Die sind jedoch gerade deswegen so lustig, weil zwischendrin noch mehrere Seiten Handlung platziert wurden, die für das Verständnis der lustigen Szenen durchaus notwendig sind.

Das Buch zählt zwar nicht zu meinen Favoriten von Dick, aber du hast Recht: hier wäre mehr drin gewesen.

tumulder hat gesagt…

[i]Der Trashtalk ist durchaus ein guter Bestandteil der Handlung, nur spart Linklater diese leider aus.[/i]

Ja, irgendwie reicht der kurze Rückblick in Arctors früheres Leben nicht aus. Da hätte man Barris auch noch mehr Zeit widmen müssen. Man weiß ja gar nicht warum die drei in dem Haus leben. etc.. Ein paar Hinweise wären nicht schlecht gewesen.

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