Es ist nicht die unspektakuläre Story eines mißglückten Raubüberfalles und auch nicht die Rücksichtslosigkeit, mit der Andy Hanson seine eigene Familie letztendlich zerstört, die Sidney Lumets Alterswerk aus dem großen Meer der 08/15 Thriller hervorstechen lassen. Lumet erzählt in Tödliche Entscheidung bestimmt nichts Neues. Lug und Betrug, Mord und Vaterhass. Alles alte Bekannte des kriminologischen Familiendramas. Erst recht die auf ständige Rückblenden zurückgreifende Narration ist kein Handkniff, mit dem der Zuschauer nicht schon unzählige Male konfrontiert worden wäre. Überhaupt wirken die Rückblenden in Lumets bisher letzten Film eher wie eine künstlerische Bestätigung der Vorahnungen des Zuschauers. Und auch der Fortgang des Films möchte grundsätzlich diese Vorahnungen untermauern. Keine Wendungen, keine Überraschungen, kein tricky Plottwist, mit dem der Genrespezialist Sidney Lumet und Drehbuchautor Kelly Masterson den Zuschauer am Ende an der Nase herumführen. Alle Dinge gehen ihren Weg. Ein Old School Thriller. In der detailreichen Beschreibung seiner Charaktere, im Spannungsaufbau, in seiner fast schon als reaktionär zu bezeichnenden Anklage fehlender Werte. Es sind die jungen, die neuen, für die in Lumets Film Moral und Ethik vernachlässigbare Größen darstellen. Jedenfalls wenn es ums Geld geht. Und ums Geld dreht es sich in Hank und Andy Hansons Welt ausschließlich. Egal ob das Verhältnis zur geschiedenen Frau und dem gemeinsamen Kind allein von der pünktlichen Zahlung der Alimente abhängt, oder die Schuld am Tod des Schwagers mit einer Tantieme in der richtigen Höhe wieder aus der Welt zu schaffen ist. Das geplante Verbrechen? Es zahlt doch die Versicherung, niemand kommt zu Schaden. Nein, die alten sind auch nicht frei von Fehlern, aber damals ging es um das Über die Runden Kommen, um das nackte Überleben, während heute die Existenz am Erhalt und Ausbau des materiellen Status hängt. Aber so leise und kaum wahrnehmbar, wie Lumet diese Romantik in seinen Film einbaut, man könnte meinen er glaubt selbst nicht wirklich daran. And may you be in heaven half an hour before the devil knows you're dead.
8/10 Punkte
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