Eigentlich hatte Roger Donaldson mit Thirteen Days bewiesen, daß er politisch brisante Themen trotz des Verzichts auf inszenatorisch pompösen Schmuck äußerst dicht und spannend verfilmen kann. Auch wenn seine Filmographie im großem Maß Durchschnittskost bietet, sein Film über den Höhepunkt des Kalten Krieges, über die dreizehn Tage in der die Welt so nah vor dem Ausbruch des Dritten Weltkrieges stand, gehört eindeutig zum Bestem was Hollywood in Sachen Politthriller die letzten fünfundzwanzig Jahre aufzubieten hatte. Da verwundert es doch schon ein wenig, daß er in seinem aktuellem Film The Bank Job, dessen Geschichte auf einem ominösen, tatsächlich stattgefundenen Bankraub Anfang der 70er basiert, den politisch brisanten Gehalt nicht annähernd so spannend inszeniert. Gestohlen wurden die Inhalte von Bankschließfächern, die neben den üblichen Wertgegenständen und Bargeld offensichtlich auch brisante Dokumente und für die Königsfamilie kompromittierendes Bildmaterial enthielten. Stattdessen gibt es nur höchst konventionelle British-Gangster Kost. Über den Fall durfte schon bald nicht mehr berichtet werden, die großen Prozesse blieben aus und Akteneinsicht gibt es offiziell erst ab der Mitte dieses Jahrhunderts. Ich bin mir sicher, daß es bis dahin garantiert noch ein paar Datenpannen in Großbritannien geben wird.
Der Londoner Kleinkriminelle, Familienvater und Werkstadtbesitzer Terry Leather steckt bis zum Hals bei den Leuten in der Kreide, die keine höflichen Mahnschreiben bei ausbleibender Tilgung der Schulden schreiben, sondern lieber zwei Gorillas mit Baseballschlägern zur Durchsetzung ihrer Forderungen entsenden. Wie der Zufall es so will ergibt sich für ihn aber schon bald eine einmalige Gelegenheit um das Minus in seiner Kasse nicht nur auszugleichen, sondern um ein so fettes Plus auf der Habenseite zu generieren, daß er gleich in den Ruhestand gehen kann. Martine Love, eine alte Jugendfreundin berichtet ihm von dieser Bank, deren Alarmsystem für eine ganze Woche nicht funktionstüchtig sein wird und deren Schließfächer so zu einer leichten Beute werden könnten, wenn man den Raub nur einfach gut geplant durchziehen würde. Daß Martine Love kurz zuvor in Heathrow mit einer ordentlichen Ladung Drogen im Gepäck erwischt wurde, und daß der britische Geheimdienst sie nun erpresst um an den Inhalt eines Schließfächer zu kommen, erzählt sie ihrem alten Kumpel natürlich nicht. In einem der Schließfächer befinden sich nämlich Bilder, die Prinzessin Margaret während eines Sexabenteuers in der Karibik zeigen. Besitzer der Fotos ist der selbsternannte Revolutionsführer Michael X, dem zwar zahlreiche Verbrechen nachgewiesen werden können, der sich jedoch aufgrund des Besitzes der kompromittierenden Fotos einer Verhaftung entziehen kann. Leather und seinem Team gelingt der spektakuläre Raub für den ein Tunnel direkt in den Tresorraum der Bank gegraben wird, und bei dem er nicht nur in den Besitz Prinzessin Margarets Liebesspiel Fotos gelangt, sondern auch noch in dem von reichlich anderem Material, daß Politiker, Polizei und Unterweltgröße Lew Vogel in Bedrängnis bringt. Nicht gut für einen kriminellen Amateur.
Leider gelingt es Donaldson nicht, die Brisanz des Falles richtig auszuarbeiten. Sein Bank Job bewegt sich über die ganze Lauflänge lediglich auf dem Niveau eines sympathischen britischen Heist Movies, dessen Figuren eher Karikaturen eben jenes Genres sind, aber keinesfalls Charaktere der Zeitgeschichte. Schade. Der Stoff böte sich geradezu für einen spannenden Thriller an, zumal sich Donaldson tatsächlich der realen Figuren des Falles bedient. Das soll jedoch nicht bedeuten, daß sein Film schlecht sei. Handwerklich ist ihm nicht viel vorzuwerfen, auch wenn er hier und da die Möglichkeiten die Spannung auf die Spitze zu treiben, was ja ein wesentliches Moment des Heist Movies ist, nicht nutzen kann. Ich denke da an die Szenen während des Einbruchs, in denen der Coup kurz vor dem Auffliegen steht. So entsteht der Eindruck, Donaldson wußte nicht so recht worauf er hinaus wollte. Farce, Satire oder einfacher Kriminalfilm. Der Mix aus den verschiedenen Elementen verwässert das Ganze ein wenig. Für einen Thriller sind die Figuren zu klischeehaft, für eine Komödie oder Satire kommt The Bank Job einfach zu ernst und konventionell daher. So bleibt lediglich die Geschichte des Schlitzohres Terry Leather, dem Jason Statham durch seine gewohnt routinierte Darstellung jedoch keine sonderliche Tiefe verleihen kann. Buisness as usual. Auch am Ende, wenn Statham endlich zuschlagen kann, was jedoch in diesem Fall völlig überflüssig erscheint. Daß man dies dem ganzen Film letztendlich nicht unterstellen kann liegt einzig und allein daran, daß er trotz allem über fast zwei Stunden ordentlich unterhalten kann.
6,5/10 Punkte
2 Kommentare:
Ach, wenn Statham nicht gerade in irgendwelchen Boll-Desastern mitspielt, kann man dem eigentlich nie Böse sein. Von daher, ich kenne den Film nicht, kann ich mir schon gut vorstellen, das dies alles ein harmloser Spaß ist. Statham halt...
Liegt weniger an Statham, der hier eigentlich nur seinen Job macht.;) Ist auf jeden Fall seichte Unterhaltung. Hätte aber mehr draus werden können, und das tut halt doch ein wenig weh.
Kommentar veröffentlichen
Kommentare zu Blogeinträgen, die älter als sieben Tage sind werden weiterhin von mir moderiert. Sei freundlich, fair und bleib beim Thema.