John Hustons Verfilmung Herman Melvilles literarischem Meisterwerks darf getrost zu den cineastischen Höhepunkten gezählt werden. Melvilles Komprimierung der damals bekannten und unbekannten Welt auf einen Walfänger und dessen Besatzung galt und gilt in ihrer Komplexität als unverfilmbar. Aus heutiger Sicht vielleicht weniger aus technischen Gründen, als aus den narrativen und dramaturgischen Fallstricken, die Melvilles detaillierte und gerne auch trockenen Beschreibungen ohne Frage in sich bergen. So konzentriert sich Hustons Film, wie die meisten überarbeiteten Fassungen Melvilles Klassikers, auf die Geschichte des vom Verlangen auf Rache verblendeten Kapitän Ahabs, dessen stoisches Sinnen auf Genugtuung nur in der Tragödie enden kann. Das unausweichliche Unheil rumort unentwegt in den von einem Schleier aus Grau und Blau bedeckten Bildern, die nicht selten zwischen der Esoterik Emil Noldes expressionistischen Wogen und William Turners Seefahrer-Naturromantik schwanken. Zusammengefaßt in Gregory Pecks verhärteten Gesichtszügen, in seinem unerbittlichen Schauspiel, das ebenso nicht selten die Zehen auf die Grenze zum Overacting stellt, diese jedoch nie überschreiten wird. Ob Elmsfeuer oder sengende Hitze, ob Sturm oder Flaute, alles nur Allegorien auf Ahabs geplagte Seele, deren Spiegelbild in der grauen, vernarbten und zerstörerischen Erscheinung Moby Dicks zu finden ist. Ein äußerst kraftvolles, symbolisches und pathetisches Werk John Hustons. Ein Meisterwerk der Literaturverfilmung. Ein Meisterwerk.
10/10 Punkte
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