Fehlzündung - Burn After Reading

An der Dummheit geht die Welt zu Grunde. Und glaubt man den Coen Brüdern arbeitet die amerikanische Gesellschaft mit Hochdruck am Weltuntergang. Selbst die, die den Durchblick etatmäßig für sich beanspruchen, können die Dinge nicht einordnen. So stupid geht es an der Basis der Großmacht zu.

Es ist ein typisches Merkmal einer coenschen Posse, daß ihre Protagonisten in der Durchführung ihrer kriminellen Masterpläne letztendlich an ihrer eigenen Inkompetenz die Dinge richtig einzuschätzen scheitern. Warum sollte es bei Burn After Reading anders sein? Der Ex-CIA Agent Osbourne Cox verliert in seinem Fitness Center eine CD, die das Manusskript zu seinen Memoiren enthält. Was jeder Mensch mit einer halbwegs ausgeprägten Intelligenz als das erkannt hätte was es ist wird von Chad und Linda, den beiden Fitnesstrainern der Hardbodies Company, als brisantestes Geheimdienstmaterial gedeutet und zur Grundlage ihres großes Coup erkoren. Während Linda und Chad überhaupt nicht verstehen warum Cox gar nicht auf ihren Erpressungsversuch eingeht, versteht Cox nicht warum er für die Rückgabe seines Manuskriptes 50.000 $ Dollar auf den Tisch legen soll. Aber wenn Cox nicht zahlen will gibt es ja noch Plan B. Die Russen werden Linda schon die vier dringend nötigen Schönheitsoperationen bezahlen. Das kann natürlich nur im Chaos enden. Eingebetet ist die Farce in allerhand Betrügereien, Ehescharmützeln und verzweifelten Versuchen der Partnerfindung.

Burn After Reading ist all das was ihm der Feuilleton attestiert. Satire, Persiflage und vor allem Knallchargenkomödie. Da werden genüßlich die gesellschaftlichen Absurditäten Amerikas abgeklappert. Vorgetragen in messerscharf getimeten Dialogen und wunderbaren Situationen der Komik. Doch, und da kann man den Coens wirklich einen Vorwurf machen, findet das alles zu keiner Zeit das richtige Tempo. Da wird den Nebenschauplätzen immer wieder zu viel Aufmerksamkeit gegönnt, unnötiger Freiraum eingeräumt, nur um noch eine abgestandene Spitze in die Gesellschaftssatire einzubauen. Über Fitness-, Sex- und Schönheitswahn konnte der Zuschauer schon vor zwanzig Jahren im Kino lachen. Bette Midler sei Dank. All das lenkt leider vom grundsoliden Kern der Komödie ab. Der ist mit der Erkenntnis, daß die Information allein noch nicht zur Weisheit führt die eigentlich ersehnte Reaktion des Kinos auf das Überwachungszeitalter in dem wir momentan leben.

Die Coens ließen auf ihren Oscarerfolg keinen großen Film folgen, das ist sympathisch und entlarvt sie als Filmemacher, die einen Film drehen weil sie halt Spaß an der Sache haben. Die Besetzung ist über jeden Zweifel erhaben, formal ist kein Kritikpunkt zu finden. Doch der Funke will nicht überspringen und damit ein Feuerwerk des großen Coenspaßes auslösen wie es noch bei Fargo, Lebowski und und und und der Fall war und immer noch ist. Mag sein, daß das von manchem mit distinguierter Unterhaltung verwechselt wird. Intelligence is relative.

6/10 Punkte

3 Kommentare:

jotdot hat gesagt…

Wie es mir scheint, bist du mit der Entwicklung der Coen-Filmographie nicht so zufireden. Ich komm von den Typen aber nicht los. Ich liebe die Kälte, die auch jetzt noch in ihren Filmen mitschwingt, sei es ein Thriller oder aber auch eine Komödie. Das fasziniert mich bei Burn after reading. Es ist der dramaturgische Umbruch mittendrin, der mich auch dieses Coen-Werk lieben lässt. Und es ist die Aussichtslosigkeit und die Abgestumpftheit in No country for old men. The Big Lebowski bleibt hier mein Favorit, aber für gelungen halte ich die letzten 2 Werke mit Sicherheit!

tumulder hat gesagt…

Sorry, hatte deine Kommentare leider übersehen, deshalb die späte Freischaltung. Zu der Entwicklung der Coens. Ich denke Regisseure sollten sich auch inhaltlich entwickeln, leider drehen die Coens seit ihrem ersten Film immer wieder den Gleichen. Vielleicht ist mir das auch nur auf die Dauer zu langweilig.;)

jotdot hat gesagt…

no prob

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