Was wurde mir in der letzten Zeit nicht alles von der Filmindustrie als spannend verkauft. Die meisten Produktionen konnten dabei zwar mit immer mehr Blut und Gewalt aufwarten, die wirkliche Spannung blieb dabei jedoch auf der Strecke. Die beiden französischen Regisseure Xavier Palud und David Moreau gehen bei ihrem Erstlingswerk Them einen erfrischend anderen Weg.
Clementine und Lucas sind vor kurzem von Frankreich nach Rumänien gezogen. Sie arbeitet als Französischlehrerin und er schreibt an seinem Buch. Eingenistet haben sie sich in einer schönen alten Villa. Alles scheint traumhaft zu laufen, doch als Clementin in der Nacht aufwacht und Geräusche im Haus hört ist dies nur der Anfang des wahren Horrors.
Palud und Moreau lassen Zuschauer wie Protagonisten im Dunkeln tappen. Nur diese ständigen Geräusche. Schritte, ein Klacken, plötzlich geht das Licht aus. Ich möchte nicht zuviel verraten, das währe der Spannung abträglich. Die anfangs so große Villa ist plötzlich jedoch sehr klein und möchte so gar keinen Schutz mehr bieten. Die intelligent eingesetzte Handkamera weiß Hochspannung zu erzeugen, der Zuschauer ist mitten im Geschehen. Anleihen bei The Blaiwitch Projekt sind nicht zu übersehen. Doch anders als dort, wird die Bedrohung plötzlich existent, da in den Verfolgungsszenen immer wieder ganz kurz die Angreifer gezeigt werden. Sei es in einer schemenhaften Andeutung oder nur die Schuhe des unbekannten Angreifers, die unter einem Vorhang hervorluken. Auch die Flucht aus dem Haus bringt nicht die ersehnte Befreiung aus der bedrohlichen Lage. Der vom Vollmond erhellte Wald scheint plötzlich genauso klein wie die vorher in ihrer Räumlichkeit geschrumpfte Villa. Das Ende kommt überraschend und abrupt, dafür vielleicht umso verstörender und dürfte nicht dem Geschmack der Masse entsprechen.
Die Macher von Them erzeugen Hochspannung ohne die mittlerweile üblichen Gewaltexzesse und Blutfontänen. Sie setzen den Fokus auf die Bedrohung, auf die Angst der Hauptpersonen und lassen sie nachvollziehbar agieren, was das Geschehen ziemlich realistisch erscheinen läßt. Das verdient hohen Respekt und Anerkennung. Ihre französischen Kollegen gehen da oft andere Wege, wie uns zuletzt nicht nur À l'intérieur ziemlich redundant aufzeigte. Viele vergleichen den Film mit Ajas Werk Haute Tension, was ich jedoch nicht ganz verstehen kann. Denn außer daß beide Filme aus Frankreich kommen, haben sie wirklich nicht viel gemein. Them ist ein sehr eigenständiger Genrevertreter, der sich vor keiner noch so großen Produktion in Sachen Atmosphäre und Visualität verstecken muß. Ich könnte mir vorstellen, daß Altmeister Alfred Hitchcock nicht nur in der einen oder anderen Szene seinen Spaß an diesem kleinen Reißer gehabt hätte. Dazu tragen nicht zuletzt die sehr ordentlichen Leistungen der doch eher unbekannten Schauspieler bei. Olivia Bonamy und Michaël Cohen überzeugen in jeder Szene mit ihrem Spiel und lassen nicht eine Sekunde an der Angst von Lucas und Clementine zweifeln. Them ist erwachsenes und hoch spannendes Genrekino wie man es gerne öfters sehen würde.
7,5/10 Punkte
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