Fast Forward >> Star Trek

Den Prolog vergessen wir ganz schnell. Der Tod Daddy Kirks und die Geburt seines schon bald ruhmreichen Filius James Tiberius ist ja genau das Kino, das wir nicht mehr sehen wollen. Man kann nur hoffen J.J. Abrams meint das nicht so ernst mit diesem unfreiwillig komisch wirkenden Fremdschämpathos. Nein, wahrscheinlich nicht. Denn nachdem das Vermächtnis George Kirks abgehandelt ist, leitet Sabotage von den Beastie Boys das neue Star Trek Zeitalter ein. Ein Song der nicht hätte besser für den neuen Look, das neue Gefühl und auch für die Geschichte des neuesten Abenteuers gewählt werden können. Während der romulanische Antagonist Nero durch sein unfreiwilliges Eingreifen in die Vergangenheit gleich die ganze bisherige Star Trek Geschichte sabotiert und damit die Neuausrichtung der Franchise auch inhaltlich legitimiert, sorgt Abrams für gehörigen Durchzug in der Milchstraße. Muff und meterdicke Staubschichten, die sich seit den mittlerweile 30 Jahren Star Trek im Kino angesammelt haben, scheinen wie weggeblasen. Wirkte schon Shatner während seines ersten Kinoausfluges 1979 mit seinen 48 Jahren viel zu gesetzt, um wirklich den ungestümen Gegenpart zum ruhigen und logikgeprägten Vulkanier Spock zu geben, und übernahm die Wachablösung 1994 mit Patrick Stewart ein doch gerade mal 9 Jahre Jüngerer, der zum Kinostart ebenso reif für die Frührente erschien, wird die Brücke der Enterprise endlich von Jungvolk beherrscht, das dafür sorgt, daß der Adrenalinspiegel nur selten wieder in den normalen Bereich abfällt. Die, die jetzt Sabotage rufen, sollen beruhigt sein, Star Trek ist auch ohne Tricorder und Communinator immer noch Star Trek. Dafür sorgen nicht nur das Beamen und übergroße Bösewichte auf dem Schirm, sondern vor allem die Hauptdarsteller Chris Pine als Kirk und Zachary Quinto als Spock. Der Versuchung Shatner und Nimoy zu imitieren erliegen sie erst gar nicht, zu eigenständig sind die Interpretationen der Twen Weltraumabenteurer. Doch lassen sie nicht eine Sekunde daran zweifeln, daß wir es hier mit den Figuren aus Gene Roddenberrys Erfolgsserie zu tun haben. Alles andere wäre auch inakzeptabel, gehören Spock und Kirk doch unumstößlich zu den geprägtesten Charakteren der Science-Fiction-Unterhaltung. Da hatten die Drehbuchautoren bei den übrigen Besatzungsmitgliedern ein wenig mehr Freiheiten. Während die neue Uhura nicht nur schlankere Beine, sondern auch endlich einen Vornamen spendiert bekommt, darf der junge Chekov endlich mehr als nur Gas geben. Bis auf „Beam me up“ Scotti, dem die Autoren eine sehr flappsige Ausrichtung mit auf den Weg geben, sind alle Figuren jedoch erstaunlich nahe an ihren Vorbildern. Man kann natürlich über den glossy Look streiten, das eine oder andere Logikloch aufspüren, sich über den redudanten Einsatz der Lensflares aufregen – ich habe ab und an meine Sonnenbrille im Kino vermißt -, auch der eine oder andere Schnitt weniger wäre nicht unangebracht, und die Story ist mindestens so dünn wie ein Blatt Esspapier, insgesamt weiß Star Trek XI aber gut zu unterhalten. Hier ist immer was los, immer alles in Bewegung, die Chose nimmt sich selbst alles andere als ernst. Gerade letzterer Aspekt ist meiner Meinung nach der Punkt, der dem alten Star Trek im Kino als auch im TV schließlich den Garaus machte und für Nicht-Trekkis einfach nur noch langweilig und öde werden ließ, trotz sichtlich erkennbarer Offenheit gegenüber mehr Action auf Captain Picards letzten Reisen. Schön, daß Abrams und die Autoren dies erkannt zu haben scheinen und den Hebel auf Spaß für alle stellen, anstatt sich am Technikkram zu ergötzen. Nerds wird das vielleicht sauer aufstoßen, aber die können ja weiterhin Conventions besuchen und über die tatsächliche Existenz von Wurmlöchern und Verbesserungen des Warp-Antriebs debattieren, während ich mich einfach auf den Weltraum und die zukünftigen Abenteuer des Raumschiffs Enterprise freue. Ganz großes Kino sind die dann nicht wirklich, aber immerhin Kino.

7,5/10 Punkte

19 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Na da sieh mal einer an.

Anonym hat gesagt…

naja, dass gerade Star Trek (im Gegensatz zu Star Wars :-)) ab Film Numero IV nun wirklich mehr als humoristische Elemente aufweisen konnte ist doch nun unbestritten. Das zeichnete Trek doch auch fast immer aus, dass sie innerhalb ihrer Geschichten mehr als komisch sein konnten.

Der Witz ist doch, dass eigentlich jeder Film innerhalb des Franchises neue Umsatzrekorde aufstellen konnte, bis eben Nemesis kam und Paramount die Reihe sterben ließ.

tumulder hat gesagt…

Nemesis ließ die Reihe doch nur im Kino sterben, im TV sorgten ja noch weiterhin der Captain mit dem Dutt und später Enterprise für rudimentären Humor, der natürlich nicht an Pille und Co.s Sprüche heranreichte. Enterprise habe ich dann auch gar nicht mehr gesehen, aber Voyager nahm sich ja in seiner Gesamtheit noch ernster als TNG. Finde ich als Nicht-Trekki zumindest.;) Star Wars hatte doch Han Solo die perfekte Dosis Lacher zu bieten.^^

Flo Lieb hat gesagt…

Und später dann Jar-Jar Binks.

tumulder hat gesagt…

Na der dann weniger.^^

Anonym hat gesagt…

die Frau am Steuer hatte schon 2001 wieder eingeparkt.
Bezüglich Humor meinte ich die Filme, Voayger war natürlich suerpernst, kein Wunder bei dem Captain:-)
Aber selbst DS9, die ja durchaus düster war, hatte ganze Epsioden die mehr als witzig waren. Bspw. "Take Me Out to the Holosuite" ein Baseballspiel gegen ein vulkanisches Team oder "Our Man Bashir" eine ganz wunderbare James Bond Parodie.

tumulder hat gesagt…

Ja gegen einen echten Trekki kann ich da ja nicht mithalten.;) DS9 fand ich aber recht gut, ich habe zumindest die eine oder andere Folge gesehen. Aber genau das meinte ich ja, man ist ja noch nicht mal auf die Idee gekommen Voyager ins Kino zu schicken, so eine bierernste Supernanny, wer hätte dafür ein Kinoticket gelöst? Da hätte Seven of Nine schon blank ziehen müssen, aber selbst dann hätte das nur für die Hardcore Fraktion gereicht.^^

Anonym hat gesagt…

natürlich die Olle wollte keiner sehen und DS9 war seiner Zeit einfach voraus.
Mal sehen ob ich Trek XI mir auch mal anschauen kann.

Batlh bIHeghjaj!

tumulder hat gesagt…

Unbedingt, der wird dir gefallen. Kirk und Spock machen einfach Laune. Nimoy hat das ja auch erkannt und mitgespielt.;)

Anonym hat gesagt…

ach der ist ja schon senil:-)

Anonym hat gesagt…

Wir gehen den morgen angucken. Nachdem bei uns letzte Woche ein Star Trek- (mit der alten Crew) Marathon anstand, habe ich meine Erwartungen ins Bodenlose herunter geschraubt. Das was Star Trek IMO auszeichnet ist eben nicht die Action, sondern die gekonnte Verbindung von Sci-Fi-Unterhaltung (Action wie auch Humor) und Anspruch (nicht technischer, sondern inhaltlicher). Das war schon seit der ersten Serie so und zeichnet die besten Kinofilme aus. Insofern stärkt deine Kritik meine Bedenken. Andererseits bin ich froh, dass der olle Picard und erst recht Data endlich von der Brücke verschwunden sind. ;)


"Story ist mindestens so dünn wie ein Blatt Esspapier"
Esspapier... This is so 1995! (Wie Brüno sagen würde)^^

tumulder hat gesagt…

This is so 1995! Sollte eigentlich ein This is so 1966 bezwecken. Verdammt noch mal, wie man sich verhauen kann.^^

Den inhaltlichen Anspruch habe ich bei Star Trek leider nie gesehen. O.K., da wehte auch plötzlich ein Hauch von Perestroika und Glasnost durch den Klingonensektor, doch so humanistisch wie die Serie in den 60ern vielleicht herüberkam empfand ich sie eigentlich nie. Da gab es für die nicht von der Erde stammenden Humanoiden z.B. nur die Wahl zwischen der vom Menschen geführten Föderation oder dem Dasein als Feind. Den Nicht-Raumfahrenden Planeten wurde unter dem Vorwand des Nichteingreifenwollens in die natürliche Entwicklung der unterlegenen Zivilisationen das Wissen um den technischen Fortschritt verwehrt. Das ist so ein Aspekt den ich immer als sehr inhuman empfand. Man stelle sich mal vor die Bundesrepublik würde Entwicklungshilfe mit dieser Begründung ablehnen. Nö, wir bauen in Afrika oder Indien keine Schulen, die sollen mal ganz von alleine schlau werden.;) Da darf man Roddenberrys Zukunftsvision zumindest ein gutes Stück Naivität unterstellen. Und dann darf man ja auch nicht vergessen, daß die Föderation ein ganz schön militanter Verein ist. Als ich letztens nochmal die erste halbe Stunde von Kahns Zorn sah (wobei man ja auch noch mal fragen darf warum dieser Kahn eigentlich so zornig war) bin ich ja diesbezüglich fast vor Schreck von der Couch gefallen.^^

C.H. hat gesagt…

"Und dann darf man ja auch nicht vergessen, daß die Föderation ein ganz schön militanter Verein ist." - Wenn man von den Kinofilmen redet, darf man nicht vergessen, dass dieser Look auf dem Mist von Nichols Meyer gewachsen ist. Lassen wir an dieser Stelle mal "DS9" als TV-Serie raus.

"Die, die jetzt Sabotage rufen, sollen beruhigt sein, Star Trek ist auch ohne Tricorder und Communinator immer noch Star Trek." - Da bin ich ja mal in der Tat gespannt. Ich werde mir das Teil wohl auch morgen ansehen. ;-)

tumulder hat gesagt…

Interessantes zur Föderation (danke google).

Rajko Burchardt hat gesagt…

Ich fand den Anfang des Films übrigens stark. :)

Anonym hat gesagt…

Khaaaaaaan!!!
Offiziell ist die Förderation ja quasi die UNO des Universums und die Enterprise ja auch kein Kriegsschiff. Offiziell.

tumulder hat gesagt…

Ich fand den Anfang des Films übrigens stark. :) Hilfe!;)

Anonym hat gesagt…

Mir ging's weniger um Roddenberrys Ideen, sondern um die Tatsache, dass sich Star Trek in seinen besten Zeiten mit gesellschaftlich relevanten Themen auseinandergesetzt hat. Klar, das geschah meist ziemlich offensichtlich, aber das hebt die Reihe auch über das bloße Sci-Fi-Abenteuer hinaus. Ob es nun die Umweltproblematik im vierten oder die Welt nach dem Kalten Krieg im sechsten Teil (mein persönlicher Liebling) ist. Vom Khan will ich gar nicht erst anfangen, der ist, was die Komplexität seiner Subtexte und die wunderbare Inszenierung angeht einfach mal große Klasse.

"(wobei man ja auch noch mal fragen darf warum dieser Kahn eigentlich so zornig war)"

Das passiert eben, wenn du einen Supermenschen auf einem einsamen Planeten aussetzt. ;)

"Sollte eigentlich ein This is so 1966 bezwecken. Verdammt noch mal, wie man sich verhauen kann.^^"

Bei uns in der Schule hatten anno 1995 alle auf einmal Esspapiergeld im Mund. Ein halbes Jahr später waren dann Tamagotchis 'in'. Die hatten sie aber leider nicht im Mund.

Anonym hat gesagt…

genau so sieht das mal aus.
Gerade ST 2 ist ein Meisterwerk des reduzierten, altmodischen Western im neuen Gewand, ein John Sturges hätte das auch nicht besser hinbekommen.

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