Drei Jahre dauerte es bis Guy Ritchies Werk Revolver endlich eine DVD Auswertung in Deutschland vergönnt wurde. Ich weiß nicht wie es ihm aktuell geht, aber 2005 steckte er definitiv in einer Identitätskrise. Ob das auf seine Ehe mit der Popmadoma zurückzuführen ist weiß ich nicht, auszuschließen ist dies nicht, doch auch nur reine Spekulation. Genug Gossip für heute. Fakt ist, Revolver versucht Kunstfilm zu sein, eine Parabel über den einzigen Feind des Menschen, das Ich.
Profispieler Jake Green saß sieben Jahre unschuldig im Knast und möchte sich nun an dem Mann rächen, der ihm die Strafe eingebrockt hat. Casinobesitzer und Unterweltgröße Macha. Im Knast hat Jake viel über den perfekten Clou gelernt, die Zelle zwischen zwei Superhirnen war da von Nutzen. Rotzfrech spaziert er in Machas Casino und demütigt in verbal als auch monetär am eigenen Spieltisch. Der sinnt seinerseits auf Rache und setzt einen Attentäter auf Jake an, doch zwei Unbekannte retten Jake zweimal das Leben. Das dritte Mal wird es nicht umsonst sein. Jake soll ihnen für ihre Dienste sein ganzes Vermögen überlassen und keine Fragen stellen. Er geht auf den Deal ein als ihm die Ärzte eine unheilbare Krankheit diagnostizieren, die ihn nur noch drei Tage am Leben teilhaben lassen wird.
Nachdem Ritchie 2002 auf den Weg das Gaunerpossenimage zu vertreiben mit Swept Away so ziemlich die schlimmste Bauchlandung erfuhr, die ein Regisseur nach einem Erfolg wie Snatch es nun einmal war erleben kann, macht er nun die Rolle rückwärts und setzt seine Story wieder im Gangstermilieu an. Doch anders als seine vergnüglichen Gaunerkomödien spielt Revolver in einer fiktiven Stadt. Die Bosse sind eine Nummer größer, das Setting absolut im Comicstil gehalten, der Humor lediglich in homöopathischen Dosen verabreicht. Wenn überhaupt. Fotografiert ist das Ganze wiedereinmal grandios, der gelernte Werbefilmer ist vom Fach. Doch all der ganze Rest, der vonnöten ist um ein Film als gelungen zu bezeichnen ist nicht auffindbar. Auf Ritchies Weg zur Erkenntnis trampelt er durch ausgetretene Pfade der Kinogeschichte, klaubt hier und dort mal etwas auf von dem er sich künstlerische Finesse erhofft. Lynch, Kubrick, Godard, wie sie alle heißen und eine gute Prise Ritchies popkulturelles Ich. Daß das nicht gut geht steht außer Frage. So quält sich der Zuschauer bis zum Ende durch pseudopsychologische Phrasen, nichts sagende Szenen und aufgeklebte Keysersöze. Er hofft ja auf die große Auflösung. Die kommt zwar, doch ist sie dermaßen bemitleidenswert inszeniert, ich bin geneigt von Stümpertum zu sprechen. Während im Finale Ray Liotta in so mancher Szene fantastisch aufspielt und nicht annähernd durchblicken läßt in welch einer Grütze er mitwirkt kumulieren Jason Stathams limitierte Fähigkeiten in der darstellerischen Bankrotterklärung. Your mind will not accept this big. Wenn es das mal wäre...
2/10 Punkte
3 Kommentare:
Oha.
Bin letztens an einer Videothek vorbei gelaufen, habe das Plakat gesehen und gedacht: "der könnte interessant sein".
Ist er wohl nicht.
Es gibt ja durchaus annehmbare Kritiken. Aber irgendwie habe ich bei denen immer das Gefühl, daß das Wohlwollen doch mehr auf den vermeintlichen Mindfuck resultiert als aus tatsächlicher Begeisterung für das gerade Gesehene. Ich kann natürlich auch ein Ignorant sein und die wahre Kunst nur nicht entdecken wollen. Ich glaube aber eher nicht.;)
Dieser Film ist wohl mit riesigem Abstand das Beste, was Ritchie je herausgebracht hat. Dagegen ist eigentlich Sherlock Holmes die lächerliche Direct-to-Video-Nummer. Ich bin extrem begeistert. Er hatte hier eine Idee und hat sie konsequent durchgezogen und damit ein kleines, episches Meisterwerk geschaffen. Ich verstehe nicht, wie man den Film auch nur mittelmäßig finden kann.
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