
Jorge Sánchez-Cabezudo erweist sich mit seinem ersten Langfilm als hervorragender Erzähler, der es trotz der Vorhersehbarkeit und der langsamen Gangart seines Filmes blendend versteht die Spannung auf einem recht hohen Niveau zu halten. Dazu bedient er sich des einfachen Kniffs immer wieder ein Stückchen in der Chronologie der Ereignisse zurückzublicken, um die neuen Figuren der Geschichte ausführlicher als gewohnt einzuführen. Zum einen bleiben seine Figuren auf diese Weise keine anonymen Handlanger des Plots, gibt er ihnen eine nachvollziehbare Motivation für ihre Handlungen mit auf den Weg, zum anderen spielt Sánchez-Cabezudo so auch ganz klassisch mit dem Wissen der Zuschauer. Nahezu jede einzelne Szene seines Films findet mit fortschreitender Handlung noch einmal ihre Bedeutung im späteren Verlauf der Geschichte. Ein Zahnrad greift in das nächste. Das ist ja auch das Grundthema des Filmes, der vom Schicksal, Zufällen und Wechselwirkungen erzählt, und das, trotz aller Ernsthaftigkeit der Inszenierung und des Themas, auf ganz wundervolle Art, gewürzt mit viel augenzwinkernden Humor, vollbringt. In kleinen Details schildert er das Dorfleben der Bewohner, ohne sich jedoch über das Leben auf dem Lande lustig zu machen oder dessen Bewohner als Trottel darzustellen. Die Nacht der Sonnenblume könnte man auch als Plädoyer für das ländliche Leben gelten lassen, hier, wo jeder seinen Platz in der Gesellschaft findet und großstädtisches Ellenbogendenken eine Unbekannte zu sein scheint. Natürlich findet der Film, und das halte ich für eine seiner größten Stärken, dann auch ein moralisch unmoralisches Ende, nicht ohne das wirklich Wichtige aus den Augen zu verlieren. Schließlich geht es letztendlich um die Menschen des Dorfes und deren Zukunft. Ich möchte hier ausdrücklich an die deutschen Distributoren und Filmverleihe appellieren, nehmt euch diesem Leckerbissenm endlich an. Wenigstens so eine kleine Veröffentlichung auf DVD, da wird ja sonst auch jeder Mumpitz aus der C-Film Hölle Hollywoods in einer Steelbook Edition rausgehauen.
8/10 Punkte
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