Fast Forward >> Texas Chainsaw Massacre Part II

Tobe Hooper ist ein Schlitzohr. Das kann man nicht anders sagen, wenn man sein Sequel zum - ich wiederhole mich hier nur all zu gerne – neben Psycho wohl einflußreichsten Film des Genres kennt. Wohlwissend, daß eine ernsthafte Fortsetzung um die texanische Kannibalenfamilie aus Texas unmöglich gewesen wäre, der Terror seines naturalistischen Erstlingswerk wohl kaum durch explizite Gewaltdarstellungen zu steigern ist, dreht er den Spieß um und inszeniert einen Horrorcomic, eine Groteske. Dem sollte sich jeder bewußt sein bevor er in Erwägung zieht sich Hoopers Achterbahnfahrt des zu keiner Zeit als nervenzerreißendes Horrorerlebnis angelegten Films anzuschauen. Das wird schon gleich zu Anfang seines Werkes offensichtlich, als Stretch, die Radiomoderatorin, in ihrer Call In Show die beiden ersten Opfer unentwegt bittet das Telefongespräch zu beenden, während ihr Techniker verzweifelt an Schaltern und Kabeln herumwerkelt, um genau dieses zu erreichen. Realismus und Authentizität sind dann auch im weiteren Verlauf der Chose lediglich in homöopathischen Dosen zu entdecken. Nur der Spaß am Einriß schon damals wieder festgefahrener Genrekonventionen ist zu finden. Ohne Rücksicht auf Verluste. Und das ist es dann auch, was Texas Chainsaw Massacre Part II mit Hoopers Erstlingswerk verbindet. Hooper läßt Dirty Harry auf die böse Version der Marx Brothers treffen, denen Alice in ihren Hasenbau gefolgt ist. Hier ist nichts unmöglich. Da wird die Kettensäge nicht nur zum Phallus, nein, Leatherface darf sich auch in das Opfer verlieben. Leider verläßt Hooper an einigen Stellen des Filmes das Gefühl für das richtige Timing, und so kommt er dem infantilen Humor einiger Genrekollegen seiner Zeit erschreckend nahe, läßt Szenen seines Comics dann doch fast in unbeholfenen Trash umschlagen. Egal ob gewollt oder nicht, vielleicht war der Einfluß der Produktionsfirma Cannon zu groß. Dennoch, die positiven Seiten des Films sind in der Überzahl, nicht zuletzt kann Texas Chainsaw Massacre Part II mit einem der wohl schönsten Kulissen des Genres protzen. Die Höhle der Kannibalen-Familie ist ein einziges Meer aus Licht und sensationell arrangierten Symbolen des Todes. Ja, sein 74er Neuentwurf des Horrorfilms hat sich hin zur bunten Jahrmarktsattraktion entwickelt, zur oftmals unfreiwilligen Komödie. Das ist Hoopers Botschaft, Party-Film deluxe.

7,5/10 Punkte

3 Kommentare:

Rajko Burchardt hat gesagt…

Ja, aber der Film ist auch noch mehr als das. Klar, komödiantisches, fast parodistiches Pendant zum Original, aber auch cleverer Distanzschaffer und unabdingbares Ins-Gegenteil-Verkehrer. Der Film ist eine irre Tour de force, die handwerklich auch deutlich vor den Vorgänger tritt.

Ach ja, ich mag den echt sehr, sehr gern. Alles unter 9/10 käme mir da nicht ins Haus. :)

Schade, dass die Kinofassung dann doch Unrated gestartet wurde, als die schönsten Savini-Tricks zugunsten des geplanten R's leider bereits herausgekürzt wurden und bis heute nur in mieser Quali vorliegen.

tumulder hat gesagt…

Na klar, Tour de Force, Distanzschaffer und Ins-Gegenteil-Verkehrer. Das steht außer Frage, und ich habe auch explizit darauf hingewiesen. Die Groteske, die Komödie ist in ihrer Wirkung das komplette Gegenteil zu Hoopers erster Horrorvision. Das ist es meiner Meinung nach, was viele an seinem zweiten Teil nicht verstehen. Doch bei allem handwerklichen Können ist Hoopers Einstieg schon ein wenig zu überzogen, um noch einmal eine wirkliche Steigerung zum Finale hin zu finden. Auch wenn es diese Steigerung eindeutig gibt. In manchen Szenen wirkt der Film mir auch zu angestrengt. Meine Lieblingsszene ist dann übrigens, wenn Dennis Hopper Jim Siedow (warum hat der Mann eigentlich keine echte Kariere gemacht, der ist wirklich umwerfend gut) hinterher läuft und ihm mit der Säge den Allerwertesten aufreißt. Vor allem im Kontext der sexuellen Konnotation.^^ Herrlich, leider zu kurz.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Haha, ja.

Ich habe glaube ich keine Lieblingsszene... der ganze Film ist meine Lieblingsszene. :)

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