Die Euros des Herrn Kirch

Da hat die DFL am Dienstag offensichtlich den besten Deal seit Bestehen des deutschen Profifußballs gemacht. Mindestens 3.000.000.000 Euro wird die DFL für die Spielzeiten der Jahre 2009 bis 2015 von Leo Kirchs TV Rechte Agentur Sirius erhalten. Hört sich ersteinmal sensationell an. Momentan erhält die DFL ungefähr 440 Millionen Euro pro Saison, andere Quellen sprechen von 420 Millionen, was ja auch nicht gerade schlecht ist. Immerhin erhielt die DFL in der Spielzeit, in der die Kirch Media AG pleite ging laut SZonline mit 360 Millionen Euro wesentlich weniger Geld für die Ausstrahlung der Bundesligabegegnungen. Augenscheinlich konnte die DFL sich auch ohne großen Rechteverwerter an ihrer Seite ordentlich vermarkten.

Jetzt übernimmt Sirius diese Aufgabe, die DFL braucht sich bis 2015 keine Gedanken mehr um die Vermarktung von TV Rechten machen. 500 Millionen pro Jahr per Bankbürgschaft garantiert. Dafür wird sogar mit Sirius eine eigene TV Gesellschaft gegründet, die die Liveübertragungen produziert und an eifrige Bieter weiterverkauft. Der jeweilige Sender braucht dann nur noch seinen eigenen Kommentar zu den gelieferten Bildern liefern.

Natürlich besteht die Gefahr der Manipulation der gezeigten Bilder, wie heute in den Kommentaren einiger Journalisten richtigerweise kritisiert wird. Aber seien wir ehrlich, bisher stammten die gezeigten Bilder auch jeweils nur von Premiere oder letzte Saison von Arena. Egal auf welchem Sender man sich über die Bundesligaspiele informierte. Also wird sich nicht wirklich etwas ändern, für den Fußballfan. Und auch das von der DFL angebotene Ligaradio berichtet jetzt schon per Webstream alles andere als beschönigend über schlechte Spiele. Ich kann mir nicht vorstellen, daß die DFL so dumm ist und dies bei der Übertragung von Bildern ändern wird. Wobei mir diese Möglichkeit bei einer Liveübertragung eh nicht als gegeben scheint.

Jetzt stellt sich natürlich die Frage, wie Sirius die 500 Mio refinanzieren möchte. Natürlich über Pay TV. Doch gibt es überhaupt in Deutschland diesen Markt? Arena fiel mächtig auf die Schnauze, weil man trotz niedrigen Preises nicht genügend Abonnenten generieren konnte. Lag es wirklich am drögen Oliver Welke, oder ist der deutsche Fußballfan einfach nicht bereit zusätzlich zu den Rundfunkgebühren auch noch für die Bundesliga zu bezahlen? Premiere Kunden erhalten ja im günstigsten Abo zu den Fußballübertragungen wenigstens noch die eine oder andere HBO Produktion und Spielfilme, die zwar immerhin auch schon 18 Monate in den Videotheken vergammeln, aber was soll's , da braucht man sich an Wochentagen nicht mit RTLII und den Rest rumschlagen. Ich bezweifele das in Deutschland eine Pay TV Kultur entstehen kann. Welche Spiele möchte man denn wirklich Live sehen, es sind die Top-Spiele, aber dafür gleich den ganzen Rest mitkaufen? Da geht man dann doch eher in die Kneipe, kauft sich eine Karte für das Stadion oder verfolgt das Spiel per P2P. Seit Jahren wird das Pay TV als Zukunft des Fußballs verkauft. Nur was den Clubs in England, Italien oder Spanien Rekordeinnahmen beschert scheint gerade in Deutschland nicht so richtig zu funktionieren.

Da müßte der Bundesligafußball eventuell gänzlich aus dem Free TV verschwinden, was aber den Vereinen überhaupt nicht schmecken dürfte, sind sie doch Krösus, betreffend der Werbeeinnahmen. Die richten sich nach der Attraktivität des Clubs und natürlich der Reichweite die ein Club im Fernsehen vorweisen kann. Gerade für kleinere Vereine ein wichtiger Faktor. Wieviele Zuschauer würden Wolfsburg oder Hannover denn noch erreichen, wenn ihre Spiele nicht mehr in der ARD oder dem ZDF gezeigt würden? Das weiß auch die DFL, die eben nicht nur die Interessen der Großen vertritt, auch wenn es manchmal auf den ersten Blick anders ausschaut. Befürchtungen die das Ende der Fußballberichterstattung im Free TV prophezeien kann man meines Erachtens gelassen ignorieren. Rechnet man die garantierten Mehreinnahmen, die der Sirius Deal mit sich bringt auf die 36 Bundesligavereine um, kann ich mir nicht vorstellen, daß die Vereine auf einen wesentlichen Teil ihrer Werbeeinnahmen zugunsten einer Handvoll Dollar mehr aus den TV Rechtegeldern verzichten. Die Bundesliga besteht aus mehr als Bayern, Schalke und Werder Bremen.

Stellt sich noch die Frage, was die 36 Bundesligavereine mit den warmen Geldregen anstellen werden. Ich hoffe aus der Insolvenz der Kirch Media AG hat man gelernt. Mehrere Vereine standen damals vor dem Ruin, hatten sie doch Verträge mit Spielern geschlossen, die sie nach dem Ausbleiben des Kirchgeldes nicht mehr zahlen konnten. Für jeden Gurkentransfer wurden Unsummen gezahlt, Geld war ja da. Heute zeigt sich ein anderes Bild, die Bundesligavereine halten sich im Gegensatz zu früheren Spielzeiten deutlich zurück. Es wird eher punktuell verstärkt. Ja und selbst die Bayern haben ihr Festgeldkonto nicht komplett geräumt als sie Toni, Ribery und Klose an die Isar holten. Und das alles obwohl schon heute mehr Geld als damals aus den TV Rechten eingenommen wird. Ich hoffe daß gerade kleinere Bundesligisten die Mehreinnahmen auch in Hinblick auf die weitere Entwicklung der Nationalmannschaften, in die Ausbildung ihres Nachwuchses und auch der Trainer investieren. Nicht der Sensationstransfer eines alternden Stars sollte das Resultat des Geldregens sein, sondern der Erfolg des deutschen Fußballs. Ich bin gespannt.

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