Samstag 23. Februar
Waren die letzten beiden Wochen doch eher von einer Dürre im TV bestimmt scheinen die Sender am Oscar Wochenende doch glatt ihre Archive zu plündern. Schon einen Tag vor der Verleihung wird mit Perlen nur so um sich geschmissen.
11:05 Uhr Louis und seine außerirdischen Kohlköpfe (WDR)
Louis de Funès gibt in seinem vorletztem Film noch einmal Gas. Im wahrsten Sinne des Wortes. Mindestens so albern und altmodisch wie eine 2CV, aber auch genau so liebenswert und vor allem komisch.
20:15 Uhr Akte X - Der Film (Vox)
Kinoauswertung der wohl bekanntesten Fernsehserie der 90er Jahre. Ich bin kein Scully und Mulder Spezialist, kann aber behaupten, daß der Film genau wie die Serie von seinen Hauptdarstellern lebt. Klasse Verschwörungskino.
20:15 Uhr Der Strohmann (BR)
Ich liebe Woody Allen. Zwar führt er hier keine Regie, dennoch ist auch Der Strohmann Pflichtprogramm für Allen Narren wie mir. Bissige Satire auf das Hollywood in der McCarthy Ära.
20:15 Uhr Gangs of New York (Pro7)
Herrlich ausgestatteter Kostümfilm über die Kindertage der Weltmetropole. Bei weitem kein inhaltliches Meisterwerk und seinen Hauptdarsteller unterfordernd. Die banale Rache und Liebesstory kann trotzdem punkten. Empfehlenswert. Ich bekomme es jedoch trotzdem nicht auf die Reihe warum DiCaprio sich seit Titanic hauptsächlich mit Belanglosem, dem er allein durch seine Anwesenheit etwas Glanz verleiht, beschäftigt. Die Hoffnung stirbt zuletzt, dieses Jahr ist er in zwei neuen Filmen zu sehen.
21:50 Uhr Der Tag der Heuschrecke (BR)
Nein, kein Wirtschafts- oder Bibelthriller. John Schlesinger zeigt bildgewaltig die traurige Seite Hollywoods. Der Bayrische Rundfunk ist heute aber auch so etwas von gemein zur Traumfabrik.
22:05 Uhr Jeepers Creepers (RTLII)
Victor Salva sorgt mit ganz einfachen Mitteln für Gänsehaut bei den Geschwistern Darius und Trish. Vom Anfang an spannend, auch wenn das Ende leicht trashig wirkt. Böser kleiner Teeniehorror.
22:55 Uhr Frenzy (ARD)
Später Hitchcock mit dem Krawattenmörder. Hart, verdammt böse, witzig und vielleicht Hitchcocks unterschätztester. Daumen hoch!
23:15 Uhr American History X (Pro7)
Mein Gott, jetzt ist der Film auch schon 10 Jahre alt. Ein weiterer, der von der Kritik oftmals missinterpretiert wurde. Dabei ist die Intention der Geschichte um den Neonazi Derek und seinen Bruder so klar wie Kloßbrühe. Furlong und Norton spielen herausragend, Beverly DeAngelo als Mutter der beiden haut einen jedoch einfach um. Muß man gesehen haben.
00:00 Uhr Hitcher, der Highway Killer (K1)
Rutger Hauer! Ansonsten klicke Filmtitel. Trotz später Stunde leider nur die FSK 16 Fassung. Kann ich jetzt eigentlich gar nicht mehr so richtig empfehlen, da das Ende fehlt.
00:05 Uhr Im Reich der Sinne (Tele5)
Skandal! Beschlagnahmung! Pornoalarm! Dabei eher verstörendes Beziehungsdrama in dem die Protagonisten bis zur Selbstzerstörung ihrem Verlangen nachgehen. Mit Pornographie hat dies in etwa soviel zu tun wie Stallones neuestes Kinowerk mit einem Bürgerkriegsdrama.
03:45 Uhr Abbuzze! (K1)
Badesalz baden den Zuschauer in ihrer bissigen und schrägen Art mit den skurrilen Unwegbarkeiten des hessischen Kleinbürgertums. Nicht daß dies nicht auf die ganze Republik übertragbar wäre.
Sonntag 23. Februar
20:15 Krieg der Welten (Pro7)
Eigentlich war H.G. Wells Roman ja eine Satire auf die Kolonialpolitik des Empires. Damit lockt man aber heute keine Sau mehr hinterm Ofen her geschweige denn ins Kino. Deshalb ließ Spielberg auch jedweden politischen Kontext beiseite und erzählt die Geschichte allein aus dem subjektiven Blickwinkel eines Familienvaters. Da Tom Cruise sich jedoch auf Oprah Winfreys Couch ein wenig seltsam benahm und auch so viel komisches über ihn in der Presse zu lesen war ließ das Puplikum kein gutes Haar an diesen düsteren, zum Ende hin ziemlich spielbergtypisch kitschigen Sci-Fi Knüller. Die FX sind, wie von Spielberg erwartet, phänomenal. Kamera und Sound umwerfend. Dakota Fanning spielt sensationell. Vielleicht der kompromißloseste Spielberg überhaupt. Ich habe hier nur ein paar Zeilen, deshalb einschalten. Der Höhepunkt an diesem Wochenende, auch wenn Mainstreamer anderer Meinung sind.
20:40 Uhr Jenseits von Afrika (Arte)
Herzzerreißender Romantikkitsch mit Starensemble. 7 Oscars unter anderem für den besten Film, Regie, Musik und Kamera heimste Sidney Pollacks Verfilmung der Memoiren der dänischen Schriftstellerin "Tania" Blixen ein. Streep, Brandauer und Redford sorgen für melodramatische Stunden in Afrika. Von einer ganzen Generation Männern mindestes so gehaßt wie von der nächsten Generation Titanic. Klasse.
22:30 Uhr Knockarund Guys (Tele5)
Netter kleiner Neomafia Flick. Die Sopranos lassen grüßen ohne daß deren Qualität erreicht wird. Auf jeden Fall einen Blick wert, denn das sind Hopper, Malkovich, Pepper und nicht zuletzt Vin Diesel (damals noch nicht ganz so dämlich) grundsätzlich.
Nein, Gothika um 22:30 Uhr auf Pro 7 kann ich nicht empfehlen. Halle Berry, seit ihrem Oscargewinn auf Mumpitz geeicht, macht neben Penelope Cruz eine ganz schlechte Figur. Was interessant anfängt entpuppt sich als äußerst konstruiertes Starvehikel, das am Ende mindestes so enttäuscht wie Kassovitz Erfolg Die purpurnen Flüsse.
Montag 25. Februar
Auch wenn Das Imperium der Wölfe um 22:15 im ZDF ganz interessant erscheint, es kommt nichts was es wert wäre einen Gedanken daran zu verschwenden.
Dienstag 26. Februar
22:10 Uhr Copykill (WDR)
Ich mag Sigourny Weaver. Ich mag Holly Hunter. Ich mag Serienmörderthriller. Auch wenn der Film selbst eine freche Kopie der bekanntesten Genrevertreter ist, hier wird natürlich eingeschaltet.
22:50 Uhr Die Ausgebufften (RBB)
Depardieu, Miou-Miou und Patrick Dewaere scheißen aufs Bürgertum und lassen ordentlich die Sau raus. Damals wie Heute amüsant und trotz Schnitt ab 18! Der Film, der Depardieu zum Weltstar werden ließ. Also Pflicht.
23:00 Uhr Super Size Me (NDR)
Wer hier eine objektive Doku über das Phänomen Fastfood erwartet wird enttäuscht. Polemik und Michael Moore Stil herrschen in diesem dennoch amüsanten Selbstversuch. Darauf einen McRib im Maxi Menü.
Egomania um 03:00 Uhr auf Arte? Schlingensief und Udo Kier? Könnte lustig sein. Ich weiß es nicht.
Mittwoch 27. Februar
22:25 Uhr Runaway (Das4.)
I Robot ohne Will Smith in der 80er Jahre Variante mit Tom Sellek und Gene Simmons!! I was made for Loving You, Baby... I was made for Loving You, Baby... Wird natürlich geguckt.
23:00 Uhr Schnappt Shorty (SWR)
Der Film entäuschte bei seinem Erscheinen ein wenig. Jeder erwartete aufgrund John Travoltas etwas ähnliches wie Pulp Fiction. Ist natürlich Quatsch und die Satire von Barry Sonnenfeld äußerst eigenständig. Später sollte Sonnenfeld mit Men in Black so richtig abräumen, der ist aber nicht mehr so witzig... Alles klar?
23:40 Uhr Velvet Goldmine (BR)
Christian Bale sucht in den 80ern einen in den 70ern "verstorbenen" Glamrockstar. Das ist nicht nur schräg weil Ewan McGregor als ständig zugedröhnte Iggy-Pop Kopie zu sehen ist. Nur nicht zu ernst nehmen...
Donnerstag 28. Februar
20:15 Uhr Diamantenfieber (HR)
Wenn ich einen Bond empfehle kommt entweder gar nichts oder es handelt sich um meinen Lieblingsbond. Connery spielt lässig was das Ganze zusammen mit den Mördertunten dann schon fast zu einer Persiflage werden läßt. Wahrscheinlich deshalb einer der unbeliebtesten unter den Fans. Ich bin kein Fanboy, deshalb Daumen hoch.
23:25 Uhr Die Eroberer (Das4.)
Irgendwann in meiner Kindheit, ich muß so ungefähr 11 oder 12 gewesen sein, Videorekorder waren noch ein echtes Statussymbol, sah ich den Film mit einem Kumpel heimlich nach der Schule. Für uns war das alles Bruce Lee und wir waren hin und weg. Bruce Lee hat hiermit aber gar nichts zu tun. Schwerter, Kung Fu, Kostüme, Hong Kong. Jetzt sollte alles klar sein.
Freitag 29. Februar
So gehaltvoll wie die Woche begann endet sie auch.
20:15 Uhr The Green Mile (RTLII)
Einer der wenigen King Verfilmungen, die mir gefallen. Ein wunderbares Statement gegen die Todesstrafe. Ergreifend, böse, liebevoll, zu Tränen rührend, ab und an die Grenzen zum Kitsch überschreitend. Keine Sekunde zu lang.
22:05 Uhr Fargo (Tele5)
North Dakota, Minnesota, Schnee, tiefste Provinz. Genau hier, wo die Leute Gunderson oder Lundegaard heißen, plazieren die Coens ihren schwarzhumorigen Thriller(?) um einen bankrotten Autohändler, der seinen Schwiegervater um eine Million Dollar bringen will. Die ganze Inszenierung ist so gelassen wie die Gegend in der sie spielt. Die Darsteller, allen voran Frances McDormand, sind umwerfend. Die Geschichte, die auf einer wahren Begebenheit basiert, ist natürlich rein fiktiv. Damit sollte alles gesagt sein.
Mehr Tipps gibt es wie immer beim Probek. Ich habe auf seinem Blog letztens gelesen, daß er sich sogar schon einmal tätowieren lassen wollte, sich aber nicht wirklich getraut hat. Witzig;-) (Sein Post im allgemeinen)
Jenseits der Spree: Abserviert
vor 2 Stunden
12 Kommentare:
Ich hoffe, meine bisher nicht vorhandener Traute, meine Haut mit einer Bulldogge zu verzieren, wirkt sich nicht negativ auf meine Expertise als TV-Trüffelsucher aus. Siehst Du da einen Zusammenhang?
Cross-Promotion!;-)
Ah! Ach so. Ich Depp: jeder Link zählt. Danke fürs Erwähnen.
(und kann mal jemand das überflüssige R aus meinem ersten Kommentar löschen?)
Deine Trüffel sind einfach zu gut als daß sie unerwähnt bleiben sollten. Ich finde jedoch kein überflüssiges R. Die Word Rechtschreibprüfung auch nicht.
Danke. Du leistest ja auch gute Vorarbeit...
Zum R: Ich schon: "vorhandener Traute" (Word sux)
Apropos: Soll ich morgen (22.2.) "Im Fadenkreuz - Allein gegen alle" (RTL2, 20:15 Uhr) empfehlen? Ich trau mich nicht...
Tatsächlich. Liest sich aber trotzdem fehlerfrei.
Im Fadenkreuz kann man schon empfehlen. Aber nur mit dem dicken Hinweis "Vorsicht U.S. Army Werbefilm mit üblichen Ende" Eines muß man dem Film ja lassen. Der Sound rockt! Zumindest in Dolby Digital.
Ich muß gerade feststellen, daß Blogger mir nur die Möglichkeit läßt den Kommentar zu löschen. Sorry, macht aber auch gar nichts. Zumindest in den Kommentaren fallen solch kleine Fehler gar nicht auf;-) Auch wenn Anju feststellt, daß heute Tag der Muttersprache ist.
Zu allem eigentlich heftiges Abnicken...AUSSER zu "War of the Worlds", das ist ein riesiger Haufen dümmlicher Sch****, eine großartige Vorlage total gegen die Wand fahrend.
FRENZY ist in der Tat ein Meisterwerk, meiner Ansicht nach der "böseste" Hitchcock!
Natürlich ist War of the Worlds im Kontext zu seiner Vorlage ein Haufen dümmlicher Scheiße. Trotzdem bietet der Film einige Magic Moments.
Das erste Auftauchen der Dreibeiner, die Szene in der Cruise morgens aus dem Keller herauf ins zerstörte Haus kommt um schließlich vor dem abgestürzten Flugzeug zu stehen. Die Szene in der er sich aus dem Netz des Sammlers(?)befreit. Fand ich schon mutig von Spielberg hier einen 50er Jahre Streifen zu präsentieren.
Tiefsinniges von Spielberg zu erwarten ist meines Erachtens eh vergeblich;-) Vielleicht hätte ich deutlicher darauf hinweisen sollen, daß es sich bei dem Film um edelsten Edeltrash handelt. Unter ernsten Gesichtspunkten muß man Spielberg für den Film prügeln. Da gebe ich dir 100% recht.
Na, dann ist gut ;)
Hitcher ist mit fast 15 Minuten aber schon arg verstümmelt. Wobei es eine spannende Frage wäre, ob der Film damals, als ich ihn gesehen habe (auf VHS aus einer Videothek), auch schon geschnitten war. An die Stimmung des Films kann ich mich aber noch sehr gut erinnern, der ist wirklich ein "kleines fieses Meisterwerk".
Noch was zu "Krieg der Welten" - sowas guckt man natürlich idealerweise in einem Riesen-Kino mit ebensolchem Sound (der Film hat einiges an Schau- und Klang-Werten zu bieten, manche Einstellungen sind einfach nur grandios), dann ist man auch milder in seinem Urteil über die Story. Und die Oscar-Nominierungen für „Bester Tonschnitt“, „Beste Tonabmischung“ und „Beste visuelle Effekte“ kommen auch nicht von ungefähr.
Oha, ich sehe gerade, daß kabel1 um 00:00 Uhr wirklich die FSK 16 Fassung sendet. RTL und RTLII waren in der Vergangenheit wesentlich mutiger. Sehr schade, da hier das Ende fehlt:(
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