Porzellantaktik

Nach wohl durchdachter Öffentlichkeitsarbeit sieht es wieder einmal nicht auf Schalke aus. Der Präsident fantasiert anfangs der Woche in Bild und WAZ von einem Trainer mit internationalem Standing, Andreas Müller wäre schon in seinem Auftrag auf geheimer Übungsleitersuche. Natürlich ist der aktuelle noch im Amt und mit einem Vertrag bis 2009 ausgestattet. Deswegen auch ein weiches Ultimatum an Mirco Slomka, welches seine Weiterbeschäftigung von einem Sieg gegen Bayern München am morgigen Samstag und dem Einzug ins Viertelfinale der Champions League am nächsten Mittwoch gegen den FC Porto abhängig macht.

Oder auch nicht. Denn Mirko Slomka möchte Mitte der Woche in einem Interview nichts von einem Ultimatum wissen, versteht jedoch die Kritik an seiner Arbeit der letzten Wochen. Einige seiner letzten Maßnahmen hätten nicht gegriffen, aber er würde jetzt umdenken.

Weil Andreas Müller anscheinend nicht schnell genug fündig wird und auch so keine neuen Nachrichten vom Berger Feld zu vernehmen sind, würzt die Bild die Zwischenzeit mit einem Bericht über ein Donnerwetter in Schalkes Umkleidekabine. Reinigendes Gewitter und so.

Von Andreas Müller war die Woche über nichts zu vernehmen. Ein aus Selbstschutz verhängtes Schweigegelübde. Er war wohl nach dem Spiel am letzten Samstag so erbost, daß da nur Dinge hätten gesagt werden können, die man später vielleicht bereut. Wie Recht er doch hat. Es gäbe kein Ultimatum für Mirko Slomka und er wäre auch nicht auf Trainersuche. Und überhaupt, Ziel sei es immer noch mit Mirko Slomka die Zukunft Schalkes positiv zu gestalten. Über diese Saison hinaus. Es wäre vielleicht gar nicht alles so ernst gemeint, was in den letzten Tagen durch die Presse verlautbart wurde. Nur um dann im letzten Satz zu betonen, daß der Trainer sein vollstes Vertrauen genieße.

Die Intention Müllers liegt auf der Hand wenn er entgegen den Aussagen des Präsidenten von schönem Wetter auf Schalkes Trainingsgelände redet. Er möchte anscheinend die Wogen vor den beiden wichtigen Spielen der nächsten Tage glätten. Daß er dabei Schnusenberg unterschwellig als alten Spinner denunziert fällt ihm anscheinend nicht auf, oder er nimmt es notgedrungen in Kauf. Es ist ja nicht nur in dieser Saison eh schon viel Porzellan zerbrochen worden.

Sportlich wie menschlich. Assauer, Lincoln, Boenisch, Hoogland oder Özil. In allen Fällen war der Verein nicht müde immer wieder zu betonen wie sehr man doch an einer weiteren Zusammenarbeit mit ihnen interessiert sei. Alle gingen letztendlich trotz der Liebesbekundungen der Verantwortlichen. Wie dies zu interpretieren ist ist jedem selbst überlassen. In einem gutem Licht steht der Verein momentan jedoch nicht da. Zumal alles was auf Schalke passiert doppelt dramatisch bewertet wird als anders wo.

Lediglich der morgige Gegner spielt diesbezüglich in der gleichen Liga, doch beim FC Bayern werden solch Ausfälle durch wirtschaftliche und sportliche Erfolge verdrängt. Wenn Kalle Rummenige als Vorstandsvorsitzender den aktuellen Trainer zum Mathematiklehrer degradiert, ist das am Ende der Saison vergessen. Man ist ja schließlich Deutscher Meister, Pokalsieger und hat den UEFA Pokal zum zweiten mal in der Vitrine stehen. Desweiteren wechselt Hitzfeld zum Schweizerischen Fußballverband um zukünftig die Nati zu trainieren.

Schnusenbergs Aussagen bezüglich des aktuellen Trainers hingegen werden nicht in wenigen Tagen vergessen sein. Auch wenn Schalke gegen die Bayern gewinnen sollte und in der Champions League nächste Woche einen Erfolg feiert. Ich behaupte, Schalke könnte sogar noch deutscher Meister werden und die Champions League gewinnen. Das wäre in den Augen Öffentlichkeit lediglich der Mannschaft zu verdanken. Der alleinigen Tatsache, daß die Neuzugänge jetzt doch von Anfang an spielen dürfen. Auf Geheiß des Schalker Vorstandes. Natürlich.

Müller kann noch so viele Stäbe für Slomka brechen, ihm noch soviel Vertrauen aussprechen. Slomkas zarte Reputation, die er sich durch die letzten Spiele der Rückrunde und die beiden Auftakt Siege in der Rückrunde erarbeitet hat, ist komplett dahin. Von nun an gilt er als Freiwild für die Fans und Presse. Jede seiner Entscheidungen wird noch genauer analysiert, noch skeptischer betrachtet. Wenn ein Spiel mit 2:1 gewonnen wird, wird man sich auf den Rängen noch stärker über das Gegentor echauffieren als jetzt schon.

Waren es bisher Slomka und Müller, die mit ihren Saisonzielen auf den ersten Blick übers Ziel hinausschossen und damit die Erwartungshaltung der Fans anstachelten, war es nun der Präsident mit seinem unüberlegten Worten anfangs der Woche. Oder ist das alles nur Taktik um Slomka selbst zum Rücktritt zu bewegen? Nicht sofort, sondern erst zum Ende der Saison, wenn der neue Trainer schon in den Startlöchern steht. Immerhin würde man das Jahresgehalt eines Trainers sparen.

5 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Slomka ist bald weg vom Fenster, wenns gegen Bayer und Porto keine Siege gibt, tschüssikowski...

Flo Lieb hat gesagt…

Tja, das wars dann wohl für Mirko, es sei denn ihm gelingt am Mi. ein Wunder. Gemocht hab ich den ja noch nie, der wirkte immer so arrogant find ich.

tumulder hat gesagt…

Zumindest hält Schalke noch das Niveau des Deutschen Meisters;)

Flo Lieb hat gesagt…

War das eine Spitze gegen den VfB? Wenn ja...ich bin doch gar kein Fan von denen ;)

tumulder hat gesagt…

Das ist meine Rettung in den Sarkasmus:D

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