O.K., die Erstellung von Top-Listen überlasse ich dann doch lieber Dick und Barry aus Rob's Plattenladen. Zum Jahresabschluß trotzdem meine persönlichen Favoriten 2008 in loser Reihenfolge.
There Will Be Blood
In epischen Bildern und formaler Perfektion resümiert Paul Thomas Anderson die Geschichte des amerikanischen Kapitalismus anhand des fiktiven Ölmagnaten Daniel Plainview. Dabei gelingt es ihm das sehr komplexe und ambivalente Bild eines visionären Menschen zu zeichnen, der wirtschaftlich alles gewinnt, letztendlich jedoch menschlich an seiner inneren Verbissenheit scheitert. Großartiges amerikanisches Kino.
Gomorrha
Matteo Garrones Verfilmung des Tatsachenromans Roberto Savianos glänzt durch Distanz und elegische, nahezu apokalyptische Bilder, die keiner großartigen Erklärungen bedürfen. Selten zuvor wurde der zersetzende Einfluß der Mafia auf die italienische Gesellschaft derart entromantisiert dargestellt. Garrone zeigt einen italienischen Parallelstaat in dem Angst jeglichen Fortschritt, jegliche Hoffnung im Keim erstickt. Wie ein Vampir saugt die Struktur des organisierten Verbrechens die Menschen aus und läßt gerade soviel übrig, daß das Volk nicht sterben kann. Daß Garrone trotz aller Nüchternheit dennoch einen Weg findet in seinem Film vor allem die Menschlichkeit nicht außen vor zu lassen, zeichnet ihn als großartiges Regietalent aus. Absolut Kino.
Southland Tales
Richard Kelly muß ein großer Fan der beiden Autoren Robert Shea und Robert Anton Wilson sein. Sein Weltuntergangsfilm kommt nicht minder satirisch subversiv und dennoch vollkommen ernst daher wie ihre Illuminatus! Roman-Trilogie aus den frühen 70ern. Völlig frei von jeglichen Konventionen läßt er in fantastischen und mit einem genialen Soundtrack unterlegten Bildern Boxer Santana und Krysta Know zwischen Regierung und Untergrundorganisation die letzten Tage vor dem großen Nichts in einem faschistischen Amerika erleben. Ein Cast zum lieb haben, abgefahrene Story und ganz viel Humor. Leider nicht im Kino, nur auf DVD.
Battle for Haditha
Und noch ein Direct to DVD Opfer. Nick Broomfeld rekonstruiert im semi-dokumentarischen Stil eines der schlimmsten amerikanischen Kriegsverbrechen seit der Besetzung des Iraks im Frühjahr 2003. Aus drei verschiedenen narrativen Perspektiven schildert er das in eine Vergeltungsaktion ausufernde Feuergefecht amerikanischer Marines nach einem Anschlag auf ihren Konvoi, dem vierundzwanzig irakische Zivilisten im November 2005 in der Aufständigen-Metropole Haditha zu Opfer fielen. Zwischen detaillierter Distanz und traumatischen Bildern zeichnet sich eine Tragödie in der die Schuldigen selbst auch Opfer sind und vor allem die Dinge nicht einfach in Schwarz oder Weiß einzuteilen sind. Ganz starkes Anti-Kriegs Kino.
So finster die Nacht
Zu guter Letzt so eben noch reingerutscht. Tomas Alfredson befreit das klassische Vampirthema von allem Kitsch und aufgesetzter Romantik. Übrig bleibt die Liebesgeschichte zweier vorpubertärer Außenseiter wie sie aber romantischer nicht sein könnte, erzählt im Winter einer schwedischen Trabantenstadt der frühen 80er Jahre. Melancholisch und dennoch von einer gehörigen Portion schwarzem Humor durchzogen breitet sich die Dunkelheit im Kinosaal aus und verursacht nichts als wohliges Frösteln. Löwenherz-Kino.
Nein, die größten Enttäuschungen werden nicht folgen. Immer schön positiv denken.[augenzwinker]
Run, Fatboy, Run (1903)
vor 1 Stunde
9 Kommentare:
Ich habe mir gestern "There Will Be Blood" angesehen. "Großartig" ist genau das richtige Wort dafür. Schade, dass ich den im Kino verpasst habe...
Die beiden Dokus hab ich nicht gesehen (hab der Einfachheit halber Gomorrha als Doku gezählt). Aber vom opitschen her ist das okay was du da auflistest.
@Flo
Gomorrha ist definitiv keine Doku sondern reines Drama. Ich warte schon sehnsüchtig auf die DVD, damit ich ihn mir OmU nochmal anschauen kann. Im Kino war ich zweimal. Sensationelle Kamera, ganz bestimmt. Und auch Battle for Haditha ist eindeutig Drama mit mehr Spielfilmc- als Dokucharakter. Da fällt mir gerade auf, daß ich drei europäische Filme zu meinen Lieblingen erkoren habe. Schöner Zufall.:D
@C.H.
Ich war mir ja letztens schon irgendwo mit Rajko einig, daß der heftig an Leone erinnert.;)
Definitiv eine recht frei interpretierte Einigkeit.^^
Echt? Oder war es Kubrick?*gg* Nee, jetzt wirklich. Hatte ich so in Erinnerung. Falls ich mich getäuscht habe tut es mir leid.
Ich weiß es selbst nicht mehr, aber ich wundere mich irgendwie immer, dass ich PTA verehre, aber Kubrick und Leone nicht zum Aushalten finde. ;)
Naja, das schließt sich ja nicht aus. Kubrick ist ja mehr an Situationen als an seinen Charakteren und Leone ist mehr an der Komposition von Bild und Ton interessiert. PTA hat da höchstens formale Berührungspunkte. Zumal er es tatsächlich geschafft hat, daß ich ehrliches Mitleid für ein Arschloch empfunden habe. Hut ab, das schaffen die wenigsten Regisseure.
Zumal er es tatsächlich geschafft hat, daß ich ehrliches Mitleid für ein Arschloch empfunden habe.
Sowas muss man auf Schalke ja auch beherrschen, sonst kann man hinter der Hälfte der Mannschaft nicht stehen...Bangorang! :P
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