Es gibt relativ wenige Filme über den zweiten Golfkrieg. Das mag vielleicht am Sieg der Alliierten liegen, vielleicht aber auch an der Schwierigkeit einem Krieg, der in den Medien als sauberes Videospiel inszeniert wurde, das nötige dramatische Element abzuluchsen. Keine sinnlosen Schlachten um unwichtige Hügel, kaum Missing in Action und seltenst bekanntgewordene Delirien. Kuwait wurde ohne großen Widerstand des Gegners befreit, daraus lassen sich nur schlecht Kriegs-Epen stricken, kein Platz für Pathos und Heroentum. Für die Geschichte vom siegreichen aber schmerzhaften Krieg bediente sich Hollywood dann in den Neunzigern notgedrungen dem Zweiten Weltkrieg. Der war „schlimmer“, und die Kameraden fielen nicht hauptsächlich durch Friendly Fire. Aus dieser Perspektive erscheint David O. Russels angepeilte Kriegssatire nicht uninteressant. Nach einer wieder einmal wahren Begebenheit, in der vier Soldaten das von Saddam Hussein aus Kuwait gestohlene Staatsgold heben möchten und schließlich ihrer moralischen Pflicht gegenüber den eigentlichen Opfern dieses Krieges erliegen. Nein, ernst nimmt Three Kings die von ihm erzählte und bis auf Mark Wahlberg gut besetzte Geschichte zu keiner Minute, wohl aber die Kritik an der Kriegspolitik George Bushs, die den Grundstein für allerhand groteske Szenen liefert. Dabei kann Russel mit der Frage nach der Verantwortung für das auch nach dem Sieg über die feindliche Armee immer noch unterdrückte Volk beeindrucken. Eine Frage, die nur selten im Kriegskino gestellt wird, das in erster Linie den Fokus auf das Leid und die Heldentaten der Soldaten legt. Sicherlich, Russel geht diesem Vorhaben mit einer gewissen Naivität nach, wenn er das Volk grundsätzlich auf Seiten der siegreichen Armee sieht. Dennoch ist dieser Aspekt des Filmes außerordentlich bemerkenswert und bleibt dem Zuschauer noch weit bis nach dem Abspann im Gedächtnis. Da mag es vielleicht ein wenig skurril erscheinen, daß Russel dieses ernsthafte und wichtige Thema in einer Art Indiana Jones-Heist Movie-Klamotte aufkocht, zumal der Film nie die richtige Balance zwischen zynischer Satire, Kriegsabenteuer und Drama findet. Doch scheint Russel diese nicht vorhandene Balance zu kalkulieren. Immer wieder spielt er gekonnt mit seinen Referenzen an den Kriegsfilm, ganz besonders mit denen des Achtziger Rambo Befreierkinos, indem er versucht ihnen verstörende Kriegsrealität entgegen zu setzen. Das gelingt Russel aber nur bedingt, denn so richtig möchte er sich dann in jenen Szenen nicht von der von ihm kritisierten Kriegsinszenierung lösen. Gerade gegen Ende gerät der Film dann doch ein wenig zu rührselig und den Dramaturgiegesetzen Hollywoods hörig. So bleibt trotz einiger guter Ansätze ein zwiespältiger Eindruck zurück.
6/10 Punkten
3 Kommentare:
Ich finde den Film ja erstaunlich gelungen. Gerade die ungleiche Balance unterstreicht die Absurdität dieses Kriegs noch umso mehr. Für mich einer der besseren anderen (Anti-)Kriegsfilme.
Wie ich schon schrieb, zwiespältig.;)
Als ich "Three Kings" damals im Kino sah, konnte ich dem Film kaum was abgewinnen, nicht schlecht, aber nur leidlich interessant. Dann hab ich irgendwann nochmal einen DVD-Versucht gestartet, und war ganz überrascht, dass er mir plötzlich sehr gut gefallen hat, wobei ich ihn auch heute noch nicht als Satire empfinde.
Kommentar veröffentlichen
Kommentare zu Blogeinträgen, die älter als sieben Tage sind werden weiterhin von mir moderiert. Sei freundlich, fair und bleib beim Thema.