Wenn George Clooney die originalen Bilder Joseph McCarthys zeigt, wirken sie wie der schon lang durch das Pochen, Jucken und Brennen angekündigte Eiterpickel, der sich nun endlich im morgendlichen Spiegel zeigt. Man kann nicht warten bis er von selbst wieder verschwindet, man muß ihn behandeln. Sofort. Denn in seinem Umfeld tummeln sich schon längst weitere kleinere Pickel, die sich aus seinen bakteriologischen Ausdünstungen speisen. Die McCarthy-Ära ist eines der innenpolitisch dunkelsten Kapitel des letzten amerikanischen Jahrhunderts. Diffamierungen, Paranoia, unhaltbare Anklagen und Tribunale gegen vermeintliche Kommunisten, die laut dem Senator aus Wisconsin den Staatsapparat der USA unterwanderten. Bewiesen wurde am Ende nichts, Joseph McCarthy verstarb nur wenige Jahre nach dem Höhepunkt der Aufmerksamkeit an seinen Verschwörungstheorien. Good Night, and Good Luck. Edward R. Murrow, langjähriger Journalist bei CBS, trug mit seiner Fernsehsendung See It now maßgeblich zum politischen Ende McCarthys bei. Der Journalismus als Vierte Staatsmacht, der Journalist als ehrenwerter Retter der Demokratie, der Bürgerrechte, der Freiheit. Doch Clooney wäre ein schlechter Regisseur und Autor, würde er Murrow als unbedingten Moralisten zeichnen, der nicht auch bereit wäre einen seiner Bauern zu opfern. Wunderschönstes Schwarz/Weiß, Zigarettenrauch, weiße Hemden, glänzende Dialoge, ein hervorragendes Schauspielerensemble. Wie einfach doch fesselndes Kino ist. Wenn es mit der nötigen Ernsthaftigkeit, Liebe zum Film und einem Anliegen ausgestattet ist, braucht es keine aufgesetzte Sensation. Dann ist es selbst eine kleine Sensation.
8,5/10 Punkte
2 Kommentare:
Ähm, ungewöhnliche Einleitung. ;-) Ansonsten: JA!! Haste den Film jetzt gerade das erst mal gesehen?
Nein, schon letzte Woche.;) Aber warum ungewöhnliche Einleitung? Demagogen sind Eiterpickel in deren Umfeld sich kleinere Pickel entwickeln.^^
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