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Doomsday

Das 70er und 80er Jahre Schmuddelkino hat ja nun schon seit einigen Jahren Hochkunjunktur in der Remake Branche. Oftmals mit dem Prädikat Hommage versehen, wird alles verwurstet was der Mainstream bisher nicht einmal mit der Kneifzange angefaßt hätte. Die Einspielergebnisse übertreffen oftmals schon am erstem Wochenende die ihrer Vorbilder, Schmodder und Gore sind in den Multiplexen längst etabliert. Das Kellermonster B-Movie Exploitationer wurde domestiziert, hat seinen Sonntagsanzug übergestreift und darf nun zur Belohnung mit am Tisch der Erwachsenen vom großem Kuchen naschen. Das ist grundsätzlich begrüßenswert, hat aber auch den Nachteil, daß dabei größtenteils der intellektuell angehauchte Revolutergeist des remaketen Originals auf der Strecke bleibt. Wenn Michael Bay Thomas Hewitt mit der Kettensäge hantieren und dazu Sheriff Hoyt Figuren als passenden Merchandising Artikel verticken läßt, wirkt das ganze eher so als ob Dieter Bohlen Yvonne Catterfeld feat. Erfurter Schülerorchester „Oh Lord, won't You buy me a mercedez benz“ Samstag abends bei Wetten Dass? trällern läßt. Wenn dann aber jemand wie Neil Marshall, der immerhin mit The Descent einen der interessantesten und doppelbödigsten Horrorflicks der letzten 20 Jahre zustande gebracht hat, seine Hommage an das 80er Endzeitszenario vorstellt, dann ist der geneigte Genrefan schon ein wenig aufgeregter, zumal er sich da ja auch nicht gerade das schwierigste Genre ausgesucht hat.


Die Ausgangslage ist dann auch recht simpel. Großbritannien, ein Virus streckt die Bevölkerung Schottlands nieder und so wird die große, unüberwindbare Mauer errichtet und die Infizierten sich ihrer selbst überlassen. Irgendwann in der Zukunft bricht der selbe Virus dann in England aus und, oh man staune, Satelitenbilder bestätigen: Es gibt doch noch menschliches Leben in Schottland. Keine Frage, dann muß es auch menschliches, immunes Genmaterial im apocalyptischen und eigentlich schon vergessenen Teil Britannias geben. Special Agent Eden Sinclair wird mit dem Auftrag betraut ein wenig davon zu besorgen, damit ein Serum entwickelt werden kann um der erneut ausgebrochenen Seuche Herr zu werden.


Ja, Doomsday ist tatsächlich ein Mix aus Genreikonen vergangener Tage. Mad Max II, Escape from New York, ein wenig Aliens. Dazu noch eine ganze Episode Medieval Splatter plus Menschfresserhorde. Daß Marshalls Film zu keiner Sekunde ernst zu nehmen ist liegt auf der Hand, dazu widmet er der Story einfach zu wenig Aufmerksamkeit, eilt viel zu schnell von Schauplatz zu Schauplatz und baut lediglich auf einzelne Szenen, die selten zusammenhängend wirken, geschweige denn die Geschichte voran bringen. Masse statt Klasse, so scheint es, war hier wohl das bestimmende Credo Marshalls. Dazu paßt auch der fast bemitleidenswerte Versuch Marshalls seiner Protagonistin so etwas wie eine geheimnisvolle Vergangeheit einzutrichtern, Replikanten RoboCop Snake Plissken Alarm. Ja, wir haben verstanden. Der Herr Regisseur ist von Fach, wenn es um das aufzählen von Filmzitaten geht. Sie aber zu einem Ganzen zu formen, sie vielleicht zu rezitieren, ihnen einen eigenen Stil zu verpassen, ihnen irgendetwas neues abzugewinnen und ihnen damit eine Eigenständigkeit zu verleihen, das schafft Marshall noch nicht einmal ansatzweise. Dazu fehlt ihm einfach das dramaturgische und vor allem inszenatorische Gefühl der Regisseure, deren Filmen er huldigen möchte. Selbst der billigsten italienischen Endzeitproduktion aus den 80ern, wie z.B. den Riffs, ist ein höherer Unterhaltungswert allein aufgrund ihrer auch damals schon heftigen Trashattitüde zuzugestehen als Marshalls Versuch einer Hommage. Die ist dann doch nur ein äußerst billiger zielgruppengerechter Abklatsch eines Endzeitfilms für Kiddies, die auch die Resident Evil Reihe oder Blade: Trinity für großartiges Genrekino halten. Good Taste made Bad Taste? Nein, Doomsday schmeckt nach gar nichts. DJ Ötzi singt "Anarchy in The UK" auf RTLII in der Superballermann Show und Jürgen Milski grölt den Refrain.

2,5/10 Punkte