
Manchmal wartet das Kino dann doch noch mit einer Überraschung auf. Liefert etwas anderes, als das, was wir aufgrund des lustigen Trailers und der Konventionen des kinderkompatiblen Familienfilms erwarteten. Da sitzt man dann im Kinosessel und grübelt, was soll das eigentlich, wo führt das alles hin? Es ist ja so schwer sich auf Neues und Ungewohntes einzulassen. Für einen kleinen Jungen bestimmt noch schwieriger. Gerade hat der Vater die Familie verlassen, die Schwester ist in einem Alter, in der sie nun wirklich andere Interessen als die an ihren jüngeren Bruder entwickelt, und die Mutter ist mit ihrer beruflichen Situation maßlos überfordert. Als sie dann auch noch eines Abends ihre neue Bekanntschaft mit nach Hause bringt, muss für Max die Welt endgültig zusammenbrechen. Nach einer kurzen Revolte gegen die eigene Mutter und den Eindringling flüchtet sich Max in seine Fantasiewelt. Die ist da, wo die wilden Kerle wohnen. Die wilden Kerle sind ein Haufen knuddeliger Monster, die sich jedoch gar nicht als die opportunen und optimistischen Fantasiegestalten aus Kindergeschichten erweisen, sondern als Abbild Maxs Gefühlswelt, die vor allem von Verlustängsten beherrscht wird. Das ist ein mutiger Schritt von Spike Jonze, lässt er doch eine alles andere als gewohnt selbstgefällige Reflexion der realen Erlebnisse Maxs zu. Antworten auf die vielen Fragen kann er nicht bieten, nur die Gewissheit, dass man auch geliebt wird, wenn man es nicht allen recht machen kann. Ein wundervoll weiser Film, der sich genauso widerspenstig, wild und auch verletzlich wie sein Protagonist gibt.
8/10 Punkte