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The Informant!

Da gerät ein führender Angestellter eines weltführenden Futtermittelunternehmens unter Druck, da seine Abteilung monatlich an die 7 Mio Dollar Verlust einfährt. Zum Selbstschutz erdichtet Withacre einen Spion in der Firma, der die Lysin-Kulturen seiner Abteilung mit Bakterien verunreinigt. Das von der Unternehmensleitung kontaktierte FBI wird schon bald nicht mehr von der Unternehmensleitung unterstützt, wohl aber von Witharcre mit einem Berg von Halbwahrheiten und Lügen über Archer Daniels Midlands Geschäftsgebaren versorgt. Withacre wird zum wichtigen FBI Informanten in einem Fall, den es vielleicht gar nicht gibt und schon bald Mittelpunkt staatsanwaltlicher Ermittlungen, denn Withacre unterschlägt selbst mehrere Millionen Dollar während seiner Tätigkeit als ADM Manager und Bundespolizei Spitzel. Die außen- als auch innenpolitische Brisanz des Falls liegt auf der Hand. Ein Weltunternehmen, das den Markt für landwirtschaftliche Futtermittel mittels Preisabsprachen manipuliert, und ein Betrüger, der unter den Augen der Staatsorgane illegal privates Vermögen aufbessert, ohne daß diese Augen das jemals mitbekommen würden. Welch ein Stoff für die Grishams und Crichtons dieser Welt, ist aber tatsächliche Begebenheit vom Journalisten Kurt Eichenwald aufgezeichnet und von Steven Soderbergh nun sehr frei verfilmt.

Che - Revolucion

Eine geographische Einführung Kubas gleich zu Anfang gibt uns Che – Revolucion mit auf den Weg, das war es dann auch schon. Von nun an ist der Zuschauer allein. Während der Ton die Vorbereitungen zu einem Interview ankündigt, zeigen die in dokumentarischen Schwarz/Weiß-Stil gehaltenen Bilder der Handkamera polierte Kampfstiefel, dann die Zigarre und schließlich das Gesicht des Mannes in der Detailaufnahme, um den es die nächsten zwei Stunden gehen wird. Ernesto Che Guevara. Er zieht nach der Frage der Journalistin an seiner Zigarre, lehnt den Kopf zurück, deutet damit an, daß er weit ausholen wird. Aber das macht der Film nur kurz, zeigt unkommentierte Archivbilder des sich an die Macht geputschten Batistas, die Amüsiermeilen des amerikanischen Kapitals, der Mafia und Bilder des niedergeschlagenen Volksaufstandes 1953. Das muß dem Zuschauer als Information zur Motivation der folgenden Revolution reichen. Den Rest darf er sich denken.

An Politik, Ideologien hat Soderberghs Film ebenso wenig Interesse wie an dem Abenteuer Revolution. Im Fokus steht allein Che Guevara, der wichtigste Mann an der Seite Fidel Castros während dieser Revolution, die das Volk befreien wollte und nur in einer weiteren Diktatur endete. In Fragmenten, die einer Erinnerung gleichen, forscht Che – Revolucion weniger nach Guevaras Motivation als nach seinem Charakter. Zeigt ihn als loyalen, selbstdisziplinierten Armeeführer, der eigene Ansprüche dem Ziel unterordnet. Der sich ohne Klagen trotz gesundheitlicher Probleme durch den Dschungel und die Ebenen Kubas Hinterlandes kämpft. Rekrutiert, sanktioniert, Milde walten läßt, leitet. Immer zielgerichtet, nie aus Aktionismus. Selbstkritisch ist dieser Guevara, ein Intellektueller, der Süd- und Mittelamerika von denen befreien möchte, die die Menschen ausnutzen, sich nur selbst bereichern wollen. Soderbergh bietet keine Biographie, kein Drama, keine Dokumentation. Che – Revolucion bewegt sich irgendwo dazwischen, bleibt jedoch immer Charakterstudie. Selbst in der letzten Szene. Nüchternheit und Reduktion sind die Stilmittel, die der technokratische Regiequerkopf dafür wählt, die gleichzeitig jedoch auch den Film für viele schwer konsumierbar werden lassen. Konsum und Linke Revolution, das hätte nicht gepaßt, so findet der Film auch in seiner Form Zugang zu seinem Protagonisten und seinem Inhalt. Der Zugang, den er vielleicht durch diese Form dem Zuschauer verwehrt. Wie sein Protagonist konzentriert sich der Film auf die Sache, die neutrale Charekterisierung Che Guevaras, all das, was davon ablenken könnte wird ausgelassen. Kein emotionaler Score, keine tiefere Betrachtung zwischenmenschlicher Beziehungen, keine Dramatursierung. Nur die nackten Ereignisse bestimmen den Ton der Erzählung. Selbst die hervorragende Kameraarbeit scheint da auf verlorenen Posten. Selten habe ich einen Film gesehen, der sich dem Zuschauer trotz großer Geschichte auf emotionaler Ebene dermaßen verweigert, ihn nicht hereinlassen möchte. Nicht aufgrund einer lächerlichen Ausführung, eines schlechten Drehbuchs oder Desinteresse an dem was er erzählen möchte, sondern aus eigenem Willen. So ist es dann auch für den Zuschauer irgendwann egal, wer mit wem spricht, wer erschossen wird, wer wo wie einen Sieg errungen hat. Die Form des Filmes mag konsequent sein, ja sogar richtig in Anbetracht Soderberghs Ziel. Doch anfreunden möchte man sich nicht mit ihr. Kino ist keine Sache, Kino ist Leben, jedenfalls sollte es das meiner Ansicht nach sein. Übrig bleibt ein fantastischer Benicio del Toro und atemberaubende Filmtechnik.

6/10 Punkten