Arbeit für den Rekorder - 21. - 27. Juni

Samstag, 21. Juni

20:15 Uhr Othello (Tele5)
Schon erstaunlich was der 0190er Flirtline und Klingeton Sender hier abfeiert. Shakespeare Wochenende! Normalerweise erwartet man das ja eher von den öffentlich rechtlichen. Ach nein, wo denke ich hin.

22:05 Uhr Unbreakable - Unzerbrechlich (RTL)
Man nehme den Star aus seinem letzten Überraschungshit, stelle ihm den angesagtesten Samuel L. Jackson an die Seite, konstruiert eine im Grunde ganz interessante Story aufgepeppt durch Eheprobleme (das lockt die Frauen ins Kino), filmt das ganze schön ab und fertig ist der vom Feuilleton als äußerst clever und intelligent über den Klee gelobte Scharlatan Shyamalan Käse oberster Güte. Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!

22:10 Uhr Natürlich blond! (ARD)
Barbie geht jetzt zur Elite Uni. Absolut unglaublich harmloser Schmarn der Marke braucht kein Mensch, der schon während des Vorspanns nervt. Zum Glück nur falls die ARD kein Fußball überträgt.

23:00 Uhr Sag niemals nie (MDR)
Für alle die sich mit Roger Moore als Bond niemals abfinden konnten remakete Irvin Kerschner Feuerball mit Sean Connery außerhalb der offiziellen Bond Reihe. Klaus Maria Brandauer und Kim Basinger hübschen den eigentlich überflüssigen Agentenwitz auf. Leicht selbstironisch angehaucht ist Sag niemals nie dann auch keine all zu große Sünde.

23:20 Uhr Zuckerbaby (BR)
Danke BR. Im all dem platten EM Gesülze - schaut ja eh keiner rein - Alibi Programm Darstellerkino aller erster Güte auszustrahlen ist schon gütig von Dir. Marianne Sägebrecht erinnert an eine Zeit zu der deutsche Spielfilme noch mit Schauspielern besetzt werden durften.

00:05 Uhr U-Turn (RTLII)
Ja, Oliver Stone ist nicht jedermanns Sache. Hat ja auch so einige Ungeheuerlichkeiten auf seinem Konto. Aber dieser hier, der ist doch einfach nur unterhaltsam. Klar, unverschämt in seiner Post-Pulp Fiction Attitüde, alles andere als eigenständig und zum Ende hin ein oder zwei Haken zu viel schlagend. Doch davon lenkt das Starensemble Penn, Nolte und die damals noch erträgliche Lopez gekonnt ab. Humor ist wenn man trotzdem lacht!

Sonntag, 22. Juni

20:15 Uhr American Pie - Jetzt wird geheiratet (RTL)
O.K., einige Sympathiepunkte konnte der erste Teil bei mir ja noch erhaschen. Albernheiten bekommen zwischendurch immer ihre Chance. Aber im großen und ganzen bin ich doch froh Breakfast Club, Der Volltreffer und Ferris macht blau im Kino gesehen haben zu dürfen.

20:40 Uhr Rat' mal, wer zum Essen kommt (ARTE)
Herrlich wenn die liberale Einstellung auf die Probe gestellt wird. Vom Thema immer noch aktuell und Spencer Tracey darf in seiner letzten Rolle genossen werden. An seiner Seite Katherine Hepburn und der Mann um den es eigentlich geht. Sidney Portier, der dann 1967 als erster Schwarzer in einem Film eine Weiße Frau küssen durfte. Man mag es kaum glauben, das war ein waschechter Skandal. Im Anschluß sendet Arte um 22:35 Uhr mit Sidney Poitier - Ein Outsider in Hollywood ein Portrait über den ersten schwarzen Star des amerikanischen Kinos. Dürfte definitiv Pflichtprogramm für Filmfreunde sein.

00:20 Uhr Fright Night (K1)
Sehr sympahtische 80er Jahre Teenie Horrorkomödie mit Roddie McDowall als abgehalfteter Möchtegern Untotenspezialist und Chris Sarandon als Vampirnachbar. Eine Hommage an das Genre und dem B-Film überhaupt. Top!

Montag, 23. Juni

20:15 Uhr Voll normaaal (K1)
Noch so ein Doktor, der mit Filmen unterster Kajüte seine Erfolge hat. Damals mit Pudelmütze und geschultertem Auspuffrohr, heute als Hausmeister mit Dackelkomplex. Voll normaaal, daß dieser Schrott sein Publikum findet.

20:15 Uhr Genug (SAT.1)
ist genug. Den konnte ich mir jetzt einfach nicht entgehen lassen. Diesen Oberschrott von Film schon.

21:00 Uhr Brazil (ARTE)
Kafkaeske Groteske zwischen Orwell und Monthy-Python aus dem Hause Terry Gilliam. Hat sich sicherlich zu Recht seinen Kultstatus erworben, glänzt jedoch auch mit der einen oder anderen unnötigen Länge. Dennoch Anschauen!

22:15 Uhr Taking Lives - Für dein Leben würde er töten (ZDF)
Es gibt ja Regisseure, die holen aus dem dämlichsten Drehbuch noch etwas sehenswertes heraus. D.J. Caruso gehört definitiv nicht dazu. Da helfen Stars wie die Jolie, Ethan Hawke oder Kiefer Sutherland dann auch nicht weiter. Schon gar nicht wenn sie offensichtlich keinen Bock auf diesen Rohrkrepierer haben. Spätestens von der 5. Minute an vorhersehbar und im ZDF Montagseinschlafkino ganz gut aufgehoben.

Dienstag, 24. Juni

22:55 Uhr Junikäfer (3SAT)
Cineasten-Geheimtipp schreibt meine TV Gazette. Da ich auch nirgendwo anders etwas böses über die Familien Dramödie erblicken konnte werde ich wohl den Rekorder programmieren müssen.

Mittwoch, 25. Juni

20:15 Uhr Election (K1)
Tracy Flick for President! Sign up for Tomorrow Today! Haha! Ich liebe Alexander Payne, Matthew Broderick so wie so und man staunt, die Witherspoon darf sich selbst spielen. Göttliche Kleinbürger Komödie, die ihr Millieu nicht vorführt sondern ironisch aber liebevoll an die Hand nimmt. Das Drehbuch wurde prompt für den Oscar nominiert. Top!

22:35 Uhr Knallhart (ARTE)
Traut sich einiges zu, dieses Drama nach Georg Tressnows Roman. Irgendwo zwischen Edels Wir Kinder vom Bahnhof Zoo, Clarks Kids und van Peebles New Jack City. Buck scheut sich nicht davor einige Klischees gekonnt in Szene zu setzen, verliert dabei aber nie den Blickwinkel Polischkas aus den Augen. Fantastische Kamera, hervorragende Darsteller und der klasse Soundtrack sorgen dafür, daß man kaum glauben mag einen deutschen Film zu sehen. Was ihn aber letztendlich so besonders macht ist Bucks Liebe zur Geschichte und ihrer Charaktere. Nahezu jede noch so kleine Nebenrolle ist mit Leben gefüllt was dazu führt, daß sich selbst die angesprochenen Klischees nicht der Lächerlichkeit preisgeben müssen. Daß Buck sich auch nicht dazu verleiten läßt Lösungen oder gar ein Konsensende zu präsentieren hebt ihn aus der Masse schlechter deutscher Filmemacher heraus und verdient höchste Anerkennung. Ganz großes Kino!

Donnerstag, 26. Juni

20:15 Uhr Road to Perdition (VOX)
Einer der wenigen Filme bei denen ich mich nicht zu einer eindeutigen Meinung durchringen kann. Sicherlich ist das alles moralisch unantastbar, schön in Szene gesetzt, gut gespielt u.s.w. und so fort. Der Oscar für die Kamera geht völlig in Ordnung, aber das ganze ist auch ein wenig rührselig, gewollt und meiner Meingung nach mit Tom Hanks fehlbesetzt. Hanks bleibt immer Hanks. Das finde ich langweilig und wird meiner Vorstellung von Darstellerkino, und das versucht Road to Perdition zu sein, nicht gerecht. Ansonsten solide, mehr aber wirklich nicht. Mendes kann mehr.

22:20 Uhr Fatale Begierde (VOX)
Aus der großen Post Silent of the Lambs Psychothrillerwelle. Ich mag Kurt Russel, Madeleine Stowe und Ray Liotta wirklich gern. Fatale Begierde ist auch bestimmt kein schlechter Film, aber mehr als Standard ist hier nicht zu erwarten. Das muß aber nicht unbedingt verkehrt sein.

Freitag, 27. Juni

20:15 Uhr Außer Kontrolle (VOX)
"Die Forschergruppe, für die Student Eddi (Keanu Reeves) arbeitet, hat gerade die Energieprobleme der Welt gelöst - ..." Also für Humbug bin ich ja immer zu haben, aber nicht für diesen. Kein Herz, keine Charaktere, nur tumbe Action und auch noch dreist zusammengeklaut. Nö, laß mal.

20:15 Uhr Daredevil (Pro7)
Und noch so eine seelenlose Comicverfilmung mit blassen Stars, schlechtem Drehbuch und überhaupt... Das Teil ist einfach überflüssig wie Ben Affleck und Jennifer Garner selbst.

22:25 Uhr Heißblütig - Kaltblütig (3SAT)
Unverschämt von Billy Wilders Frau ohne Gewissen abgeschriebener Überraschungshit von Lucas Spezie Lawrence Kasdan. Kathleen Turner spielte so heiß, daß Falco ihr 5 Jahre später einen Song widmete. William Hurt weiß aber auch zu überzeugen.

23:25 Uhr Tokio Dekadenz (ARTE)
Oh Gott, Erotikfilm steht im Programm. Nö, ist einfach nur ein sehr nüchtern gehaltenes Prostituiertendrama und Sittengemälde von Japans Pasolini Ryu Murakami. Konnte mich damals in seinen Bann ziehen, ob es die um 20 Minuten gekürzte Fassung 2008 auch noch schafft ist aber fraglich. In meiner Erinnerung haben es die Charaktere des Films einfach zu schwer gegen Murakamis Ausstellung der Perversionen anzukämpfen obwohl sie glücklicherweise sehr zurückhaltend in Szene gesetzt wurden.

02:25 Uhr The Doors (RTLII)
Ist zwar so eine typische Oliver Stone Ikonisierung eines amerikanischen Super-Antihelden, die dem Mensch Jim Morrison alles andere als gerecht wird. Aber Cast, Look und vor allem der Soundtrack wissen zu unterhalten. Habe ich auch schon lange nicht mehr gesehen und landet garantiert auf meiner Aufnahmeliste.

In jedem Fall auch Probeks Trüffel beachten, täglich frisch zu finden im Senderdurchlauf. Mr. Vincent Vega gibt spätestens Samstags seinen Senf zum wöchentlichen Fernsehkino.

Wichtig!
Bei Filmen nach 00:00 Uhr das richtige Datum bei der Programmierung beachten.

6 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Den Othello mit Larry kenne ich noch nicht, aber Shakespeare find ich generell klasse.

Bitte gehen Sie weiter, es gibt nichts zu sehen!

Den mag ich von allen Filmen, die nach SENSE kamen, noch am meisten. Wird mir oft schlechter geredet, als er (vermutlich) ist, müsste ihn dazu aber auch noch mal sehen.

Leicht selbstironisch angehaucht ist Sag niemals nie dann auch keine all zu große Sünde.

Da find ich THUNDERBALl weitaus besser - einem Moore-Bond aber dennoch jederzeit vorzuziehen.

Marianne Sägebrecht erinnert an eine Zeit zu der deutsche Spielfilme noch mit Schauspielern besetzt werden durften.

LOL

Aber im großen und ganzen bin ich doch froh Breakfast Club, Der Volltreffer und Ferris macht blau im Kino gesehen haben zu dürfen.

Blanker Neid.

Dürfte definitiv Pflichtprogramm für Filmfreunde sein.

Nur weil kein Fußball läuft ;)

Da ich auch nirgendwo anders etwas böses über die Familien Dramödie erblicken konnte werde ich wohl den Rekorder programmieren müssen.

So wie ich.

Ganz großes Kino!

Naja, für einen deutschen Film ist das relativ erträglich, soweit stimme ich zu. Wobei zwischen dem und Wut sehr viele Parallelen existieren.

meiner Meingung nach mit Tom Hanks fehlbesetzt

Sehe ich auch so. Ordentlicher Film, der jetzt aber nicht sonderlich begeistert.

Das Teil ist einfach überflüssig wie Ben Afflek

Scheinbar ist bei dem guten Mann sogar das "c" im Namen überflüssig *g* Ich sag's mal mit den Worten von Kevin Smith: Ben Affleck was the bomb in Phantoms!

Eigentlich mal wieder Konsens, kann kaum was kritisieren, außer dass du mir den guten Affleck zu sehr bashst. Ich mag den, schon allein wegen seiner Smith-Filme, der hat halt Ende der 90er die Karriereleiter mit Damon getauscht, mei, immerhin heimst er jetzt als Regisseur Lob ein.

tumulder hat gesagt…

@rudi
Blanker Neid.
Hatte halt auch seine Vorteile in einer Stadt zu wohnen in der das Mini Multiplex mit 3 Sälen (hüstel) meistens mindestens 2 Jahre alte Schinken in der 15:00 Uhr Vorstellung nach der Schule zeigte. Eigentlich Schade, daß so eine Geschäftsidee heute keine Chancen mehr hat.

Dürfte definitiv Pflichtprogramm für Filmfreunde sein.

Also die Poitier Doku definitv.

Wobei zwischen dem und Wut sehr viele Parallelen existieren.

Mit dem Unterschied, daß Max Eipp heimlich bei Tressnow geklaut hat nur um die Geschichte Tatortpublikum kompatibel umzuschreiben. Herausgekommen ist Provinz TV.

Und dem Affleck fehlt es doch eindeutig an Profil. Da können die Smith Filme noch so herrlich zynisch sein;)

C.H. hat gesagt…

Also ich bin von "Road to Perdition" immer wieder schwer beeindruckt.

Meiner Meinung nach ist Tom Hanks auch nicht fehlbesetzt, ganz im Gegenteil. Er arbeitet mit seiner Präsenz sehr gut die Ambivalenz seines Charakters zwischen "Gut" und "Böse" heraus.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Mir geht es bei ROAD TO PERDITION ganz ähnlich wie dir, tumi, der ist sicher gut, so "obejtkiv", aber ich war im Kino irgendwie desinteressiert.

Ansonsten wieder fast nur Zustimmung, man ist das langweilig. ;)

Wobei: Um den latent rassistischen KNALLHART als "ganz großes Kino" zu bezeichnen, darf man wahrscheinlich nicht aus Berlin kommen...

tumulder hat gesagt…

@mvv
Knallhart ist für mich kein Berlinfilm, da ich Berlin eigentlich für einen Nichtberliner aufgrund unzähliger Verwandtenbesuche ganz gut meine zu kennen. Und damit meine ich jetzt nicht nur Prenzlauer Berg, KuDamm und SonyCenter;) Ich sehe den Film eher als Großstadtdrama, das auch durchaus in Paris, London, New York etc. spielen könnte. Meinetwegen auch in Frankfurt, Hamburg oder hier im Ruhrgebiet. Das hat Buck auch ausdrücklich immer wieder erwähnt, in Tressnows Vorlage wird der Name der Stadt noch nicht einmal genannt.

Zum Rassismusvorwurf, der ist natürlich bei so einer Geschichte in diesem Umfeld immer gegeben. Ich halte ihn aber bei genauerer Betrachtung nicht für haltbar. Irgendwie versuchen sich ja alle einfach nur durchzuschlagen. Eine sehr wichtige Szene im Film ist meiner Ansicht nach die in der Polischka Gast in Hamals Familie ist. Dort findet er alles, wonach er sich eigentlich sehnt. Anerkennung, Freundlichkeit, Zusammenhalt, Gemeinschaftsgefühl und Vertrauen. Bei ihm zu Hause wird ihm ja sogar sein Geld unterm Kopfkissen weggeklaut. Ich weiß jetzt nicht ob hier unbedingt irgendwer in einem besserem Licht dargestellt wird.

Ansonsten wieder fast nur Zustimmung, man ist das langweilig. ;)

Es kommen bestimmt auch wieder bessere Zeiten:D

aa_TylerDurden hat gesagt…

Kennst du gar nicht "Narc" oder hast du den nur übersehen. Sehr schöner Thriller, der heute um 0:00 auf Pro 7 läuft.

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