Letzten Sonntag habe ich beim Brötchenkauf an der Tankstelle die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung als Morgenlektüre auch noch mitgekauft. Nicht zu verwechseln mit der Frankfurter Allgemeinen Zeitung. Die Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung kaufe ich mir ab und an ganz gerne, der Feuilleton, Gesellschafts- und nicht zuletzt der Sportteil sind echte Highlights, dagegen stinkt die Wochenendausgabe der Süddeutschen einfach ab, und die habe ich früher wirklich gerne gelesen. Na, jedenfalls führte Julia Schaaf ein staubtrockenes Interview mit Martin Gore. Martin Gore ist übrigens nicht der, der immer sein McBook Pro in Szene setzt wenn er von der Klimakatastrophe schwafelt, sondern der, der seit fast dreißig Jahren die guten Songs für Depeche Mode schreibt und mittlerweile zackig auf die Fünfzig zugeht. Mein Gott bin ich alt geworden. Das komische an der ganzen Sache ist ja, daß ich Depeche Mode nie wirklich toll fand. Das lag weniger an den Songs, sondern eher an David Gahan, der sie oftmals so jammerhaft interpretierte. Martin Gore ist nämlich ein begnadeter Songschreiber, dem ich oftmals einen Sänger für seine Band wünschte, der seine Songs nicht so oft so jammerhaft interpretiert. Irgendwie habe ich Depeche Mode aber doch schon öfters Live gesehen, was daran liegen dürfte, daß Depeche Mode eine der genialsten Livebands der letzten fast dreißig Jahre ist.
Da habe ich einfach mal wieder ein wenig geyoutubed und nach Konzertmitschnitten gesucht. Und was finde ich da zu meiner Überraschung? Um jetzt endlich mal den Bogen zur aktuellen nicht wirklich geführten Diskussion um die Qualität im öffentlich rechtlichen Fernsehen zu spannen, deren Teilnehmer ja glauben Kultur hätte nur etwas mit Büchersendungen und Bertolt Brecht zu tun. Den WWF Club. Das war eine Sendung im Westdeutschen Werbefernsehen, die von 1980 bis 1990 jeden Freitag im Vorabendprogramm der ARD ausgestrahlt wurde. Jetzt war der WWF Club bestimmt nicht das, was sich Herr Reich-Ranicki in seiner verkürzten Sichtweise unter Kultur vorstellt. Aber er bot mit seinem lockeren Humor, Infotainment (definitiv keine Erfindung des Privatfernsehens), Auftritten von Newcomern und in den Charts ziemlich vorne Platzierten wunderbare seichte Unterhaltung, die echte redaktionelle Inhalte beinhaltete und nicht nur eine Nummernrevue von Werbebotschaften war. Der WWF Club war so eine Mischung von Talkshow, Musikladen und Sketschparade. Also die richtige Unterhaltung zwischen Abendbrot und Badewanne. Und wer ist dort mindestens viermal aufgetreten? Genau. Kann man sich heute wirklich nicht mehr vorstellen, daß so etwas wie echte musikalische Jugendkultur Sendezeit im öffentlich rechtlichen Fernsehprogramm vor 01:00 Uhr in der Nacht, wenn überhaupt, zugestanden wird.
Theresa Wolff: Lost
vor 2 Stunden
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