Da schien auf Schalke im April dieses Jahres endlich wieder die Sonne aufzugehen, der Trainer, die Wurzel allen Übels endlich nach einer schier unglaublichen Ewigkeit der spielerischen Tristesse seines Amtes enthoben, der Einstand der aktuellen Co-Trainer mit einem 5:0 gegen Cottbus gebührend gefeiert. Aufbruchstimmung de Luxe. Und nun? Eine Europameisterschaft, zwei Champions League Spiele, zwei UEFA Pokal Spiele und sieben Bundesligaspieltage später ist die spielerische Tristesse immer noch da. Oder wieder. Je nachdem wie man es sehen will. Da wird jetzt schon die Kompetenz des Trainers in Frage gestellt, Ergänzungsspieler als Weg aus der Krise ins Spiel gebracht. Berechtigt, jedoch auch Ausdruck der Ernüchterung, die sich im Schalker Lager seit Wochen breit macht und nun zum Ausbruch kommt. Ich kann die Situation in der sich Schalke zur Zeit befindet noch nicht richtig einschätzen. Das was ich diese Saison gesehen habe läßt mich nicht wirklich hoffen, daß sich das Schalker Spiel in absehbarer Zeit grundlegend ändern wird, ich kann aber den Plan des neuen Trainers nachvollziehen. Ivan Raktic zentral hinter den Spitzen, in der Raute oder im Dreier Mittelfeld mit Doppel-Sechs. Ob der Kroate die Rolle jemals einnehmen wird oder kann steht in den Sternen. Ich weiß es nicht. Wichtig ist aber, daß sich bis dahin das Schalker Spiel grundsätzlich verbessert und da sind vor allem die Außenverteidiger gefragt. Rafinhas Vorstöße dürfen nicht auf Höhe des Strafraums enden, das gleiche gilt für Christian Pander. Die Außenstürmer müssen den Weg in den Strafraum suchen usw. und sofort. Eigentlich Dinge, die Fred Rutten wahrscheinlich jeden Tag von neuem versucht der Mannschaft beizubringen, nur scheint sie es nicht zu kapieren.
In der September Ausgabe der 11 Freunde ist ein sehr unterhaltsames und interessantes Interview mit Christoph Daum zu lesen. Dort imponiert er nicht nur mit einer sehr fragwürdigen Einstellung zu den männlichen Accessoiren türkischer Emporkömmlinge sondern auch mit einer sehr einleuchtenden Erklärung für seine Startschwierigkeiten nachdem er vor zwei Jahren die Verantwortung als Trainer beim FC Köln übernahm. Er mußte feststellen, daß die taktische Ausbildung des damaligen Kölner Kaders dermaßen schlecht war, daß die Spieler überhaupt nicht verstanden was Daum von ihnen verlangte. Er drückt dies allerdings eleganter aus:
Bei taktischen Übungsformen, die mit vielen so genannten zwingenden methodischen Mitteln versehen sind. Bei diesen Übungen müssen sich die Spieler nicht nur auf die Balltechnik und gewisse Kombinationen konzentrieren, sondern auch auf festgelegte Zonen. Dabei werden Automatismen einstudiert. Man muss passen und gleichzeitig den Raum sehen. In diese Trainingsphilosophie müssen viele erst hinein wachsen. In der Anfangszeit habe ich einige damit überfordert.
Wenn ich etwas in den letzten zwei Jahren im Schalker Spiel neben dem regelmäßigen Tore schießen vermißt habe, dann waren es genau die Elemente über die Daum spricht. Das bedeutet jetzt aber nicht, daß ich mir Christoph Daum auf Schalke wünsche. Gott bewahre.
Glück Auf!
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