James Bond, daß war mal... Egal. Der Serie wurde in ihrer 46 jährigen Kinogeschichte mindestens schon vier mal der Exitus diagnostiziert. Doch immer wieder hat sie sich berappelt, hat sie sich nach der verordneten Frischzellenkur aus dem Krankenbett erhoben und sich selbst neu erfunden. Vom harten und doch smarten Schotten zum ironischen Londoner bis hin zum glatten Iren. Zwischen Moore und Brosnan gab es noch Timothy Dalton, dem leider nur zwei Filme vergönnt waren. Dessen Darstellung und besonders sein zweiter Bond Licence to Kill jedoch gerade aufgrund der Ernsthaftigkeit der Action und dem reduziertem Humor von Ian Flemming Fans in höchsten Tönen gelobt wurden. Auch Daniel Craigs zweiter Bond entbehrt fast jeglichen Humor und die Action dürfte in keinem anderem Bond zuvor so brutal und hart inszeniert worden sein.
Marc Foster stand das bislang größte Bond Budget von ca. 230 Millionen Dollar zur Verfügung und das merkt man seinem Film auch an. Schon gleich zu Anfang läßt er ein Action-Feuerwerk auf den Zuschauer einprasseln, das jegliche physikalischen Gesetze verspottet. Läßt Bond einen unglaublichen Stunt nach dem anderen abarbeiten. Autoverfolgungsjagd, Parcoursrennen, Pferderennen, Stürze durchs Glasdach, Kampf kopfüber. Danach wird es dann bis zum Ende des Films zum Glück ein wenig ruhiger, jedoch für den Zuschauer auch nicht übersichtlicher. Denn warum Bond wen verfolgt und tötet, daß scheint nebensächlich und so braucht es schon fast eine halbe Stunde bis man herausbekommt worum es überhaupt geht. Natürlich, einen Superbösewicht, der sich und zwei gestohlene Atombomben in einer Unterwasserstation im Pazifik versteckt und die Weltgemeinschaft erpresst, kann man heute nicht mehr präsentieren. Also muß das organisierte Verbrechen auf höchster Ebene herhalten. Quantum, die Geheimorganisation, die den armen Staaten dieser Welt erst ihre Wasserreservoire abspenstig macht um dann später Wucherpreise für die Versorgung mit dem Lebenselixier zu verlangen. Die Wirtschaftskriminellen sind mittlerweile so mächtig, sie können Geheimdienste unterwandern und sogar gegeneinander ausspielen. Mutig wäre es gewesen, wenn die Drehbuchautoren einen Schritt weiter gegangen wären und Quantum vielleicht gleich ganze Regierungen unterwandern hätten lassen. Und zwar nicht irgendwelche von armen, instabilen Dritt- oder Zweitweltländern, sondern die der mächtigen, die in den Krieg ziehen. Weit hergeholt wäre so ein Szenario jedenfalls nicht. Aber genauso halbgar präsentiert sich auch der Rest von Marc Fosters Bond Abenteuer. Viel zu sehr konzentriert er sich immer wieder auf die Action, die jedesmal irgendwie aus der restlichen Handlung herausgelöst, oder anders gesagt aufgesetzt wirkt. Zwar härter als je zuvor, doch auch so durchgestyled, daß sie die Ernsthaftigkeit des neuen Bonds schon konterkariert. Wie auf der Spielkonsole metzelt sich Bond durch die verschiedenen Level. Italien, Haiti, Kolumbien und als Zwischensequenz Bregenz mit dem großem Auge. Eine Identifikation mit Bond und seiner Begleiterin ist kaum möglich. Das Ganze wirkt eher wie ein 103 minütiger Werbefilm für was auch immer. In jedem Fall aber auch für Ford, kann ein britischer Geheimagent eigentlich tiefer fallen? Das große Finale kommt für einen Bond genauso schnell wie es auch schon wieder vorbei ist. In wunderbaren Bildern fotografiert, doch große Spannung will sich auch hier nicht einstellen. Zumal die Explosion des Hotels mindestens so lächerlich ist wie der ganze letzte Brosnan Bond. Zurück zur Ernsthaftigkeit, mehr Realismus, aber Actionspektakel in Michael Bay Manier. Das kann nicht funktionieren und so kann man nur hoffen, daß Craig auch weiterhin Bond bleibt – denn er ist wirklich gut – Regie und Drehbuch beim nächstem Teil jedoch ein wenig mehr Gefühl für die Balance zwischen Action und Handlung mitbringen. Ein Quantum Substanz braucht jeder Film.
5,5/10 Punkte
9 Kommentare:
Ernsthaftigkeit und Bond-Filme...lol.
Es bleibt ja auch nur beim Versuch.;)
Aua, das hat weh getan, besonders der Vergleich mit Brosnan. Ich hoffe sehr, dass ich dir nach Sichtung widersprechen kann. ;-)
Nene, nicht mit Brosnan verglichen, nur mit seinem letztem Bond. Ich mußte Wikipedia bemühen um herauszufinden in was für einem Gebäude sich das Finale abspielt, weil meine Kinobegleitung mir das auch nicht erklären konnte. Soviel zur Regie.;)
wer will diesen tumben Kartoffelbauern eigentlich sehen? Ich will Pierce zurück.
Hilfe.;)
Jetzt bin ich für Di. ja mal gespannt wie ein Flitzenbogen, ey. Klingt ja alles nicht so berauschen, diese ganze Action und Analogien zu BOURNE (den ich ja als einziger Mensch dieses Planeten scheitze fand).
Ach ja, um etwas mitzupolarisieren. Lieber Pierce-Boy als Roger-Doger :P
Sir Connery ist ja wohl der einzig wahre Bond!
Und QoS war doch nett?! Kein Überflieger, aber auch kein Totalausfall. Mit Sicherheit aber im Zusammenhang mit CR ein schicker Neustart der Bond-Reihe!
Schick ist er in jedem Fall. Da kann man nicht widersprechen.
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