Irgendwann wird auch die größte Sensation langweilig wenn sie an jeder Ecke zu bekommen ist. Die cineastische Inflation von Blut und Gore in den letzten Jahren hat sich bis in den Mainstream empor gesplattert. Filme die vor Jahren noch für Verbotsdiskussionen in den Medien gesorgt hätten, wie es zum Beispiel Oliver Stones seichtem Natural Born Killers zum Vorteil an der Kinokasse gereichte, überholen schon lange die §131er Kandidaten der 70er und 80er Jahre in der Intensität der Gewaltvisualisierung. Während man sich für die Beschaffung Romeros Meisterwerke in der ungeschnittenen Version immer noch ein Bein ausreißen muß, werden Schlachtfeste wie Ajas The Hills Have Eyes oder Bousmans Saw Fortsetzungen ganz normal im Kulturteil selbst des stockkonservativsten Lokalblättchens wie stinknormale Hollywoodfilme lediglich mit dem Zusatz Nichts für schwache Nerven besprochen. Einerseits ist dies sicherlich eine begrüßenswerte Entwicklung für Genrefans, können sie ihre Lieblinge doch nun auch auf der großen Leinwand des Mulitplex genießen, anstatt auf das miefige Bahnhofskino als einzige Alternative auszuweichen zu müssen. Andererseits nimmt diese Entwicklung jedoch auch der Gewalt, den aufgeplatzten Arterien und abgehackten Gliedmaßen ihren filmischen Moment, erhebt sie zum gewohnten Standard, der Gefahr läuft durch seine Redundanz an Wirkung zu verlieren. Daß The Signal weitestgehend auf explizite Großaufnahmen berstender Knochen oder zermatschter Körperteile verzichtet ist sicherlich dem geringen Budget geschuldet, daß er dennoch anfangs so wuchtig rüberkommt als ob man unverhofft eins mit dem Spaten übergezogen bekommt, dem Können der drei Regisseure. Die legen mit ihrer Reise durch die Filmgenres eine beachtliche formale Qualität auf's Parkett des Splatterkinos und lassen zu keiner Sekunde erahnen, daß ihr Film lediglich 50.000 US$ gekostet haben soll. Was allein durch eine effektive Inszenierung und Digital Video nicht alles erreicht werden kann. Da mag die Story inhaltlich noch so leer und ausgelutscht sein und der immer gleichen Medien- und Gesellschaftskritik noch so die Subtilität fehlen. Allein wie Gentry, Bush und Bruckner ihre drei Kapitel miteinander verbinden zeugt von erzählerischer Klasse, die so einiges wieder wett macht wie auch so manche atmosphärisch äußerst gelungene Szene. The Signal fängt als Horrorfilm an, um nach dem Mittelteil, der als schwarze Komödie konzipiert ist, in einem Drama zu enden. Gemein sind den einzelnen Teilen lediglich die drei Hauptcharaktere und die anfangs immer wieder unerwartet ausbrechende Gewalt. Richtig zu gefallen weiß jedoch leider nur das erste Drittel des Filmes, das eindeutig den stärksten Teil darstellt. Denn auch wenn der Mittelteil und das Ende formal und darstellerisch nicht minder überzeugen können, das Hauptproblem von The Signal ist eindeutig die Tatsache, daß mit dem ersten Kapitel eigentlich schon alles erzählt ist. Spätestens nach vierzig Minuten tritt der Film auf der Stelle und kann nur noch mit dem Wechsel der Genres und einem immer schneller werdenden Abgleiten in die Surrealität überraschen. Der Film wird leider Opfer seines eigenen Subtextes, ob gewollt oder nicht ist letztendlich egal. Schwach und vor allem ärgerlich ist das in jedem Fall.
5,5/10 Punkte
7 Kommentare:
Kann ich gar nicht nachvollziehen.
Ich fand die Übergänge der drei Segmente zwar abrupt, aber insoweit gänzlich eigenständig, dass kein Abflauen zu erkennen war. Das war sehr wohltuend gerade in Zeiten konventioneller Splatter Orgien am Fließband
Wieso? Ich habe doch die Übergänge der Segmente ausdrücklich gelobt und auch den Film an sich. Was mir leider nicht gefällt ist, daß er die Story in der zweiten Hälfte nicht weiterführt. Ich finde da kommt nichts wirklich neues dazu.
ich meinte nur, dass ich den Film als abgeschlossenen Epdisodenfilm verstehe und die Geschichte auch nach der ersten durchaus weitergeht, halt komplett anders. Die Geschichte variiert, gerade im zweiten Teil, der halt nur komisch ist aber nichts zu sagen hat, nehm ich als blosse Unterhaltung mit und den dritten als persönliche und apokalyptische Liebesgeschichte.
Ja, o.k.. Wenn Du den Film aus dieser Perspektive betrachtest. Ich finde ihn dann aber immer noch unrund.;)
hallo ich habe the signal jetzt schon mehrfach mir angeschaut. aber ich verstehe bis heute das ende nicht, da es zum ende hin wirklich sehr schwer wird die handlungen nachzuvollziehen und realität von der im film gezeigten surrealitätzu unterscheiden. könnte mir jemand vllt sagen wie dieses ende gemeint ist? lg Deadline
ihr braucht meine eintrag nicht mehr zu veröffentlichen.. man sollte den film echt nicht gucken wenn man müde ist weil er dann verwirrt. ich hoffe ich liege richtig wenn ich sagen kann das er die paranoier zu seinem vorteil nutzt. lg Deadline
@anonym
Ich würde da gar nicht so explizit nach einer Bedeutung suchen. Ich glaube du liegst aber gar nicht mal so falsch.
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