Das erste Mal -> Peter Jackson: Bad Taste

Das Erstlingswerk des Selfmade Regisseurs Peter Jackson strotzt natürlich nur so vor Dilettantismus und anderen Mängeln, die man einer professionellen Produktion mehr als übel nehmen würde. Der unausgegorene Erzählfluß, die nicht vorhandene Figurenzeichnung, ja und natürlich der kaum vorhandene Plot sind nicht zu übersehen. Der Film entstand an Wochenenden über vier Jahre hinweg, anfangs mit dem eigenen Ersparten finanziert, später gab es noch Geld von der nationalen Filmförderung oben drauf. Die Entstehungsgeschichte des Films ist hinlänglich bekannt. Was Jacksons Film jedoch abseits dieser Geschichte so besonders macht, ist die Verve, die er zu jede Sekunde seiner Laufzeit zu versprühen imstande ist. Da ist Jacksons Liebe zum Film in seiner Gesamtheit allgegenwärtig. Nicht das Werk eines Horrorfreaks, der sich an den Spezialeffekten des Genres ergötzt - nicht das Bad Taste diese nicht in Unmengen zu bieten hätte - und all die anderen Aspekte, die eine Erzählung auf Zelluloid ausmachen hinten an stellt. Bad Taste ist ein echter Spielfilm, auch wenn er ein äußerst holprig erzählter ist. Eine Parodie auf das Genrekino seiner Zeit, ohne aber das Kino, das er parodiert bloß zu stellen. Das könnte Jackson auch gar nicht, dafür liebt er das was er zeigt zu sehr. Aber eines zeichnet sich auch schon in Jacksons ersten Film ab, der größte Makel seines Schaffens. Kurz vor dem Ziel eine ebenso große Sensation zu schaffen, wie es seinem großem Vorbild Merian C. Cooper mit King Kong und die weiße Frau einst gelang, verläßt ihn sein Gespür für das richtige Maß. Da hält er sich zu lange mit der Ausstaffierung des schon längst Erzählten auf, möchte immer noch ein wenig mehr aus seinem Film heraus kitzeln, verliert dabei jedoch den Blick für den Erzählfluß. Längen sind so unausweichlich. Ein Wermutstropfen, der nirgends deutlicher zum Vorschein kommt als in seinem letztem großen Kinofilm, der als Hommage an eben jenem King Kong und dem Geist der Pioniere des fantastischen Kinos zu verstehen ist. Das soll jedoch nicht über Jacksons größte und wichtigste Eigenschaft hinwegtäuschen, für die Bad Taste in seiner puren Art wie kein anderer Film in Jacksons bisherigem Schaffen steht. Der von Grund auf ehrliche Wunsch das Publikum zu unterhalten. Einen Film zu erschaffen, den man noch Jahrzehnte später mit Begeisterung anschauen wird, für dessen Entstehung er selbst bereit ist zu verzichten. Das ist eine seltene Eigenschaft im Filmgeschäft, von daher gebührt dem Neuseeländer einfach nur Respekt, auch wenn man seine Filme nicht mögen sollte.

6/10 Punkte

10 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Den habe ich letzte Woche zum ersten Mal gesehen. Bin erstaunt, dass deine Wertung meiner eigenen entspricht. Hätte gedacht, dass du zu der Fraktion gehörst, die den hochjubelt (unterstützt wurde diese Annahme von deinem einen Headerbild).

tumulder hat gesagt…

Ich denke alles andere als eine realistische Bewertung würde Jacksons Arbeit und Leistung einfach nicht gerecht. Natürlich finde ich einzelne Szenen richtig gut, aber in seiner Gänze darf man da schon ein wenig nüchterner herangehen.
Der Film ist immerhin so gut, daß ich mich weigern würde ihn als Trash zu bezeichnen.;)

Anonym hat gesagt…

Habe den Film vor Jahren in einem kleinen Kunstkino gesehen. War sehr unterhaltsam, an viel kann ich mich aber auch nicht mehr erinnern. In Bezug auf seine Entstehungsgeschichte und wenn man den Werdegang Jacksons betrachtet sicherlich bemerkenswert.

Anonym hat gesagt…

Der Film ist immerhin so gut, daß ich mich weigern würde ihn als Trash zu bezeichnen.

Naa. In meinen Augen ein großartiger Trashfilm mit absurden Ideen, den man sich immer wieder ansehen kann. Würde dem Film eine 7/10 verpassen, aber ist ja auch egal ;)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Und der Respekt, der ihm angeblich gebührt, äußert sich in 6/10 Punkten? ;)

Ich finde den klasse. Aber man muss ihn wahrscheinlich auch als abgenudeltes UK-Video in den 90ern gesehen haben.

tumulder hat gesagt…

@rajko
Ja, ja die abgenudelten VHS Videos.:D Ich bin ja der letzte, der Form vor Inhalt bewerten würde, aber irgendwo muß man ja auch mal Grenzen ziehen und Luft nach oben lassen. Zumal der Film im letzten Drittel dann doch stark abbaut. LOTR, ick hör dir trapsen.;) Ich sehe das so, Bad Taste macht natürlich Laune, deutet aber nur das Potential Jacksons an, das dann in Braindead in seiner Gänze zur Geltung kommen kann. Ich sehe da dann doch noch einen sehr großen Unterschied zwischen den beiden Filmen. Allein wenn ich die Reaktionen des Kinopublikums vergleiche. Mann, was da während Braindead im Kino mit uns Zuschauern passiert ist. Wir sind ja förmlich ausgeflippt, ich glaube da standen zu Schluß sogar einige auf den Sitzen, wenn ich mich recht erinnere.;)

@kaltduscher
Ich finde unfreiwillige Lacher sind für einen Trashfilm unabdingbar. Die kann ich hier aber nirgends finden. Von daher ist Trash für mich nicht der richtige Begriff.;)

@moviescape
Bemerkenswert ist der Film sicherlich.

Rajko Burchardt hat gesagt…

@tumi:

Hattest du BRAINDEAD im Ausland gesehen? Ober seid ihr wirklich für die - zwar weniger als die spätere Videofassung, aber dennoch immer noch drastisch - zerschnippelte deutsche Version im Kino aufgestanden?


Muss BAD TASTE mal wieder sehen. Das letzte Mal war tatsächlich noch in den 90ern. ;)

tumulder hat gesagt…

Hehe, also McKenzies Eintrag in der OFDB bezüglich der Rasenmäherszene kann ich nicht zustimmen. Die haben wir im Kino gesehen, auch die Szene in der Lionel seiner Mutter den Schäferhund aus dem Schlund zieht. Ich behaupte mal einfach, die Fassung, die an jenem Abend der frühen 90er Jahre im UCI Bochum lief und der ich beiwohnte war ungeschnitten. Garantiert, sonst wäre mir damals nicht aufgefallen, daß das Verleihvideo geschnitten war. Wir sind ja nur durch Zufall in den Film geraten, weil der im Programmheft als blutigster Film aller Zeiten angepriesen wurde.;) Ich kann mich aber erinnern, daß der Film eine Woche später nicht mehr lief.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Die Rasenmäherszene war ja teilweise sogar noch in der EuroVideo-Fassung enthalten, nur eben nicht vollständig. Die Schäferhundnummer war sogar in allen deutschen Fassungen komplett drin.

Ich bezweifle ehrlich gesagt, dass er ungeschnitten lief. Selbst die erste Videoveröffentlichung war immer noch sehr drastisch, obwohl gekürzt.

Als blutigster Film wurde er ja überall angekündigt, ich glaube das steht auch auf der FSK-16-DVD. :D

Doc Savage hat gesagt…

Bei der Rasenmäherszene wurden so ganz nebenbei bemerkt 20 Liter Kunstblut bzw. Ahornsirup pro Sekunde durch die Gegend gespritzt. ;)

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