Ich saß damals im Büro und telefonierte gerade einige Kollegen zwecks Mittagspausenplanung ab – Döner, Currywurst oder Köttbullar, soweit ich mich nicht erinnere, sondern vermute – als plötzlich die Tür aufging und sich der schlimmste aller unserer Schwarz-Gelben im Türrahmen mit einem breitem Grinsem aufbaute. Mein Chef. „Weißte bescheidt, ne? ...Ihr habt die Heulsuse geholt.“ Ich kann heute noch kaum in Worte fassen welch eine Welt für mich zusammenbrach nachdem mir kicker, sport1 und eurosport bestätigten, daß es sich nicht um einen üblen Scherz handelte. Als ob, um einmal das im Fußball übermäßig benutzte Bild des Gehörnten zu benutzen, die eigene Frau mit dem allergrößten Spacken der Stadt ins Bett hüpft und man erfährt es nicht von seinem guten Freund, sondern von dem anderen allergrößten Spacken der Stadt. Ich wollte es nicht wahr haben, vermutete eine Ente, einen fiesen Gag des unterbezahlten Auszubildenden bei der dpa oder wo auch immer. Ich war wirklich den Tränen nahe. Andy Möller, der Schwalbenkönig, die Heulsuse, der für alles Schlechte beim Erzfeind stand, die Personifizierung allen Übels außerhalb der Schalker Fußballwelt. O.K., hinter verschlossenen Türen hatte ich mal angemerkt wie gut doch die Heulsuse eine Saison zuvor noch gespielt habe. Doch öffentlich zugegeben hätte ich das nie. Ich kann mich noch erinnern wie er im Derby (ja, das berühmte) in Dortmund einmal Jens Lehmann einen unhaltbaren Freistoß einschenkte. Wie wir daraufhin Lehmann als Fliegenfänger beschimpften, als dämliches Arschloch (wo, wenn nicht in einem Fußballstadion darf man das eigentlich?), wie sich die Schalker Spielerfrauen, die zufällig zwei Reihen vor uns saßen, erstaunt nach uns umsahen und Lehmanns Damalige ganz traurig wie ein begossener Pudel drein blickte. Der Möller war halt in unseren Augen ein Stümper, ein Blödmann, dem man nichts anderes als ein „Heulsusen-Möller“ entgegen schmettern konnte, dem man einen Fersensporn wünschte. Ich weiß noch ganz genau wie ich die ersten Heimspiele der neuen Saison boykottierte, obwohl Schalke sofort im ersten Spiel gegen Köln super aufspielte, nicht zuletzt wegen der Heulsuse. Die Saison endete mit der erfolgreichsten Tabellenplatzierung seit 24 Jahren und Andy Möller hatte einen großen Anteil daran. Andy Möller war rehabilitiert, nicht nur in meinen Augen. Die angebliche Diva entpuppte sich als guter Fußballer, der das Schalker Trikot mit Anstand durch die Stadien der Bundesliga trug. Andy Möller hatte sich nicht plötzlich, sondern mit viel Aufwand und beständig in das Herz des Schalkers gespielt.
Heute morgen verkündete mein Radio, daß Clemens Tönnies mit Oliver Kahn über die auf Schalke vakante Position des Fußballmanagers verhandelt. Ich bin ganz still...
Glück Auf!
[edit] Mein liebster Schalkeblogger (das meine ich so wie ich es schreibe) hat sich die Mühe gemacht und den Bild.de Verhandlungs-Liveticker, zwar nicht bis zum Schluß, aber für die Ewigkeit festgehalten. Ich wische mir gerade die Tränen aus den Augen. Wie lächerlich kann sich ein Boulevardmedium eigentlich wirklich machen?
5 Kommentare:
Aber echt, was soll denn der Mist? Der Kahn gehört nach München. Der soll mal schön die Nachfolge vom Hoeness antreten. Kahn auf Schalke, das kann bestimmt nicht gut gehen. Und viel wichtiger: Ich will das nicht! ;-)
mal abgesehen zu welchem Verein Kahn nun geht oder bleibt.
Was befähigt ihn zum Sportdirektor, ein BWL Fernstudium das er mal ablegte?
Dieser seltsame Automatismus dass jeder halbwegs erfolgreiche Fussballer auch Trainer, Sportdirektor, Kassenwart werden kann ist schon befremdlich.
Auch wieder wahr...
Warum denn eigentlich nicht? (Abgesehen davon, daß es lt. Bild-Live-Ticker - ja, den gibt's wirklich) - heute kein Ergebnis gab) Nur weil er von den Bayern kommt? Die mangelnde Erfahrung? Die Frage nach seiner grundsätzlichen Eignung als Manager?
Er ist ein Sieger-Typ. War nie 'ne Heulsuse. Ist, das kann wohl wirklich sagen, weltbekannt. Kennt das Geschäft und Gott und die Fußball-Welt.
Und, hey, das würde der verfahrenen Nachrichten-Lage rund um den S04 endlich wieder einen positiven Dreh verpassen.
Ja, er hat das noch nie gemacht. Hat er genug Grips dafür? Weiß nicht.
Aber ich fange an, mich mit dem Gedanken anzufreunden.
Es geht ja eigentlich darum, daß man bei keinem Kandidaten vorher sagen kann wie es wird.;)
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