Nach eigenen Angaben hat Roger Corman noch mit jedem seiner Filme am Ende einen Gewinn gemacht. Die eine Ausnahme, in der William Shatner die Hauptrolle spielte, bestätigt nur die Regel. Das liegt nicht nur eindeutig an der Effizienz, mit der Corman nicht nur in den ersten Tagen seines Filmschaffens seine fantastischen Geschichten auf Zelluloid bannte, sondern auch eben an den fantastischen Geschichten selbst. Typisches 50er und 60er Jahre B-Kino, obwohl Corman diesen Begriff in Zusammenhang mit seinen Filmen nicht gerne hört. Außerirdische, Atomkrieg, Western, Science-Fiction und natürlich Biker Gang Stories. Halt alles, was dem jeweiligen Zeitgeist entsprach. Von dieser Devise ließ Corman sich Zeit seines Lebens nicht abbringen. Kein großes Thema, das gerade angesagt war und nicht von Corman in irgendeiner Weise verwertet wurde, und das auf seine ganz eigene Art. Cormans Independent-Kino ist immer um einige Level bissiger, rauher und direkter als das der großen Studios. Bei 55 der 385 Filme, die die IMDB als von Corman produziert listet, führte er selbst Regie. Mag sein, daß seine Person von den meisten vielleicht nie mit schillernden Filmpreisen wie den Oscars in Verbindung gebracht wird, doch ist die Liste derer, die ihre ersten Schritte im Filmgeschäft unter Cormans Obhut wagten und später bei dem immer noch wichtigsten Filmpreis groß abräumen sollten, beeindruckend lang. Coppola, Lucas, Scorsese, Cameron, Bogdanovich, um nur einige zu nennen. Und auch der große Jack Nicholson sollte sein Kinodebut in einer Roger Corman Produktion geben. The Cry Baby Killers, kaum jemand wird sich heute noch daran erinnern, zumal der Film außerhalb der USA nur noch in Griechenland vermarktet wurde.
Little Shop of Horrors ist dann auch so ein typisches B-Movie aus Cormans früher Schaffensphase. Angeblich in bierseeliger Runde an nur einem Abend geschrieben, besetzt mit dem, was Cormans Stab gerade hergab und in nur zwei Tagen abgedreht. Mr. Mushniks Blumenlanden läuft nicht gut in Los Angeles' Skid Row. Nicht nur, daß er sich mit seinen geizigen Kunden herumschlagen muß, nein, sein Assistent Seymor ist auch noch einer von der ganz trotteligen Sorte, die mehr Schaden als Nutzen anrichten. Mushnik hat dann auch keine Lust mehr ihn weiterzubeschäftigen. Auf den Rat des blumenverspeisenden Mr. Fouch hörend und dem Bitten seiner allzu naiv gutherzigen Angestellten Audrey nachgebend, erhält Seymor von Mushnik noch eine Chance. Seymor soll seine eigene Blumenzüchtung mit ins Geschäft bringen, mal schauen was draus wird. Das kleine häßliche Gewächs kann Mushnik anfangs überhaupt nicht überzeugen, und so widmet Seymor all seine Aufmerksamkeit der Pflege seiner letzten Chance, die er Audrey II nennt. Ja, ja, auch die Liebe ist ein zartes Pflänzchen in Mushniks Flower Shop. Die Kreuzung aus Butterblume und Venusfliegenfalle macht recht schnell deutlich wonach ihr dürstet, frisches Blut aus Seymors Fingern läßt sie schnell wachsen und Mr. Mushniks Blumenladen wird noch schneller zur Attraktion für Blumenfreunde aus dem ganzen Land, was die Registrierkasse nur so klingeln läßt. Doch schon bald reichen die paar Tropfen aus Seymors Fingern nicht mehr aus, Audrey II fordert ebenso lautstark "Give Meeeee Fooood!" wie zuvor Seymors Mutter die Aufmerksamkeit ihres Sohnes. Wie soll Seymor nur den ungebremsten Hunger seiner Liebsten stillen? Der Zufall will es, daß sich der baldige Starflorist der Leiche eines unschuldigen Unfallopfers entledigen muß. Audrey II ist darüber sehr erfreut, wächst und wächst, zeigt sich tagsüber von ihrer schönsten Seite und die Besucher und Kunden des kleinen Blumenladens sind außer sich vor Freude über all die Pracht. Nur Seymor und dem mittlerweile hinter das schreckliche Geheimnis gekommenen Mr. Mushnik bereitet der unstillbare Appetit der immerzu quengelnden Pflanze großes Kopfzerbrechen, ist sie doch für die wirtschaftliche Zukunft der Beiden so wichtig.
Es ist nicht ausschließlich die schräge und alles andere als einfältige Story, die später dafür sorgen wird, daß Alan Menken und Howard Ashman eines der erfolgreichsten Musicals aus dieser Geschichte adaptieren werden, das selbst schließlich eine der bezaubernsten Musicalverfilmungen unter der Regie von Frank Oz erfahren sollte. Für einen derartigen Schnellschuß kann Cormans Film trotz aller Unannehmlichkeiten, die eine derartige Low-Budget Produktion mit sich bringt, wirklich unterhalten, denn Corman verläßt sich in keinster Weise auf die Horrorelemente oder den fantastischen Gehalt seines Filmes. Es sind die bis in die Nebenrollen liebevoll gestalteten Figuren der Geschichte, die seinen Film über all die wenigen Schauplätze, mäßigen darstellerischen Darbietungen und die auch für damalige Verhältnisse schon schmunzeligen Tricks hinweg helfen. Es ist die Symbiose des tiefschwarzen Humors und der Screwball-Elemente, die der sympathischen Chose zu ihrem späten aber verdienten Erfolg verhelfen. Kein Charakter in Cormans Film, der einem nicht aufgrund seines kurios klischeehaften Erscheinens mindestens ein Grinsen ins Gesicht zaubern könnte. Sei es das kniepige Mütterchen, das sich täglich mit Wehklagen über das Leben generell und der familiären Tragödien speziell einen Rabatt erschleichen möchte oder natürlich der sadistische Zahnarzt, der jedoch leider nicht mehr den masochistischen Jack Nicholson selbst behandeln kann. Sicherlich, das Metaphorische in Cormans Geschichte, um den Looser, der sich plötzlicher Beliebtheit erfreut, dafür jedoch auch einen hohen Preis zahlen muß, hätte ein begnadeterer Regisseur unter besseren Produktionsbedingungen vielleicht geschickter ausgearbeitet, Roger Corman ist und war schon immer ein in erster Linie auf Rendite fixierter Handwerker. Doch wird man nicht abstreiten können, daß Corman mit Little Shop of Horrors nicht nur sein kreatives Potenzial unter Beweis stellt, sondern auch ganz bestimmt seiner Vision von einem eigenen Kino Nachdruck verleiht. Das die Wünsche seines Publikums nie aus den Augen verliert und sich dennoch nie anbiedern wird. Ich mag Roger Cormans Kino, auch wenn es alles andere als perfekt ist. Vielleicht aber auch gerade deswegen.
6,5/10 Punkte
Dringendst möchte ich vom Kauf der deutschen Best Entertainment und MiB DVD Releases abraten, deren Bild und Tonqualität eigentlich nur noch mit "unverschämt" bewertet werden kann. Allen, die auf die kolorierte Fassung und deutsche Synchronisation verzichten können, empfehle ich gerne einen Blick ins Internet Archiv.
2 Kommentare:
Kurz zu den DVDs: Die DVDs von MIB und BE sind wirklich Schrott! Die Krekel-DVD von Starlight kann sich aber sehen lassen. Gute Quali, schickes Digi. Kurz gesagt: Kann man sich zulegen! :-)
Ich muss zu meiner Schande gestehen, dass ich den noch nie gesehen habe, kenne (logischerweise nur das Remake).
Aber bevor ich was vom Krekel kaufe guck ich das echt lieber online:-)
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