Einmal drehte Don Siegel auch in England. Don Siegel, dieser ur-amerikanische Regisseur. Dirty Harry, Nur noch 72 Stunden, Die Dämonischen. Dessen Protagonisten amerikanischer nicht sein hätten können. Natürlich hatte er auch schon vorher die eine oder andere Niete im Repertoire, doch hier in Europa mit Michael Caine und Donald Pleasence statt Clint Eastwood oder Henry Fonda, kann das eigentlich gut gehen? Nein kann es nicht. Zu offensichtlich bemüht sich Siegel mit dem britischen Geheimdienstler Tarrant einen Gegenentwurf zum Polizisten Callahan zu entwerfen. Trotz des entführten Sohnes bleibt er in jeder noch so heiklen Situation distinguiert und selbstdiszipliniert. Charakterliche Stärken, die ihm die Ausbildung beim MI5 zugute kommen lassen hat, die Siegels Film jedoch nicht gut zu Gesicht stehen. Zu distanziert gibt sich Tarrant, als daß man ihm den um seinen Sohn bangenden Vater auch nur eine Sekunde abnehmen möchte. Dazu versteht es Siegel in keiner Weise auch nur ansatzweise das Mögliche aus dem Szenario herauszuholen. Was nutzen all die schönen Drehorte, die London und Paris hergeben, wenn sie vom Regisseur nicht wirklich bemüht werden. Wie ein nach Jahren zu den Orten seiner Jugend Zurückgekehrter, der jedoch in den vielen Jahren der Abwesenheit jeden Bezug zu diesen Orten verloren hat. Unentschlossen gibt sich der ganze Film, der gerne die dramatische Situation, in der sich sein Protagonist befindet, nicht allzu ernst nehmen möchte. Ein unpassender Score ist da noch das kleinste Problem neben deplatzierten James Bond Referenzen und augenzwinkernden Verfolgern in Londons Tube. Erst ganz zum Schluß wird es für ein paar Sekunden wirklich ernst, wenn der Gegner auf erstaunlich grafischer Art nieder gestreckt wird. Nein, hier will auch gar nichts passen.
5/10 Punkte
The Hills have Eyes
Wir können auch anders. Mit Bucks vergnüglicher Roadmovie Satire hat Alexandre Ajas Remake Wes Cravens Ausgestoßenen-Terror natürlich nichts gemein. Aber es ist das erste, was mir angesichts der vielen ungelungenen Remakes einstiger Klassiker in den letzten Jahren in den Sinn kommt. Ich sehe den jungen Franzosen nach den Kinovorstellungen am Ausgang stehen, wie er in die geschockten Gesichter der Kritiker schaut und ihnen ein „Ja, ja. Wir können auch anders.“ entgegen wirft. Dabei möchte man Aja in der ersten Hälfte des Filmes fragen worin eigentlich seine Eigenleistung besteht, denn hier folgen seine Hügel der blutigen Augen Schritt für Schritt denen ihres Vorbildes. Die Großfamilie auf den Weg in den Urlaub, die Wüste, die Tankstelle, der Unfall. In wunderschön grobkörnigen Bildern von Kameramann Maxime Alexandre festgehalten. Ja selbst der nächtliche Überfall der Deformierten Menschenfresser auf den havarierten Wohnwagen folgt fast schon Bild für Bild Cravens einst als schlechtester Film aller Zeiten betitelten Vorgabe. Natürlich mit den modernen Mitteln einer Filmproduktion noch verstörender als schon damals in Szene gesetzt, zumal es sich auch Aja nicht nehmen läßt der Familie ihre Väter und Mütter zu nehmen. Und genau hier setzt dann Ajas Neuinterpretation des Themas an. Nicht nur, daß er das Finale bei Weitem härter, blutiger und vor allem körperlicher inszeniert als Craven, es fällt auch auf, daß er im Gegensatz zu seinem jetzigen Produzenten dem Feind keine menschlichen Eigenschaften zugestehen möchte. Die atomar deformierten ehemaligen Bergarbeiter bleiben zumindest oberflächlich betrachtet anonym, auf ihre monströse Gestalt und Brutalität reduziert. Doch gerät Ajas Terrorfilm dadurch keineswegs ins Fahrwasser üblicher Monsterhatzen, im Gegenteil. Denn Aja versteht es wunderbar mit Symbolen zu arbeiten, gerne wird da auch mal der Sternenbanner in den Kopf des Gegners gerammt. Sicherlich aufgrund seiner verstörenden Brutalität nicht Jedermanns Sache, doch ein Beweis, daß es auch heute noch intelligentes, rohes und doppelbödiges Genrekino geben kann.
8,5/10 Punkte
Panik um King Kong
Und schon wieder so eine Lüge deutscher Filmverleiher. Schoedsacks dritter Riesengorillafilm hat eigentlich mit King Kong nur noch die Rahmenhandlung gemein. Und so heißt King Kong hier auch Joe Young und ist nicht nur unwesentlich kleiner als das Monster, das 1933 vom Empire State Building geschossen wurde, nachdem es Broadway und New Yorks Hochbahn demoliert hatte. Als süßes Baby wurde Joe damals von der kleinen Farmerstochter Jill in Afrika gegen Taschenlampe und harte Dollars eingetauscht und so wahrscheinlich vor dem Kochtopf der schwarzen Bevölkerung gerettet. Nun tritt Joe täglich in Max O'Haras Club in Los Angeles auf. Ach, daß paßt irgendwie nicht, das einstige Symbol wilder Manneskraft als Lachnummer für die High Society der Filmwirtschaft. Ein kräfter Schluck aus der Whiskeyflasche und schon ist der Nachtclub Geschichte und die Polizei hinter Joe Young her. Waschechtes und familientaugliches Blockbusterkino ist das, was uns Schoedsack 16 Jahre nach King Kong präsentiert. Mit viel Herz für die Sensation, einer ordentlichen Portion Humor und herrlicher Ray Harryhausen Stop-Motion-Technik inszeniert kann die immergrüne Story trotz fehlender Begabung manches Darstellers und reduziertem Tempo zwischen den wenigen Actioneinlagen auch heute noch überzeugen. Spätestens wenn der Riesenaffe während seiner Flucht vor der Polizei Grimassen schneidet, wird der Film auch dem letzten Miesepeter ein Schmunzeln entlocken können.
6,5/10 Punkte
3 Kommentare:
Wo "The Hills have Eyes" doch auch immer so verschrien wird, wie das Original...
Egal ich fand den auch super. Und wie übertrieben der Pazifist am Ende gerockt hat und wie geil das zusätzlich durch die Musik untermalt wurde. Ich erinner mich, dass ich Kino ziemlich gefeiert habe. ^^
Ich mag ja diesen ganz neumodischen Horrorkram überhaupt nicht ("Martyrs" in letzter Zeit fand ich dagegen noch ganz nett), aber das Remake ist in der Tat klasse - und Emilie de Ravin eine nicht minder süße Augenweide.^^
Leider braucht Aja anscheinend einen guten Produzenten an seiner Seite, wenn ich da so an Mirrors denke.;)
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