Manchmal sehe ich einen Film, der mir so gut gefällt, daß ich anschließend unbedingt etwas dazu schreiben möchte. Logisch, ich schreibe hier ja auch ab und an etwas über Filme, die mir so gut gefallen haben, daß ich anschließend unbedingt etwas dazu schreiben wollte. Manchmal vergeht bis zum Schreiben über den Film, der mir so gut gefallen hat, daß ich anschließend unbedingt etwas über ihn schreiben möchte jedoch eine ganze Weile. Dann macht mir das Schreiben über den Film nicht mehr soviel Spaß, da ich gerne aus dem Bauch heraus schreibe. Dann warte ich halt solange bis ich ihn noch einmal gesehen habe. Es ist oftmals eh von Vorteil, wenn man sich einen Film zweimal anschaut bevor man etwas über ihn schreibt. Bei Kinoreviews fällt mir später manchmal auf, daß ich Dinge übersehen habe, oder mich zu sehr vom Bauchgefühl leiten lassen habe. Das halte ich jedoch keinesfalls für schlimm oder ärgerlich, denn der Text spiegelt ja immer noch meine Meinung wieder, und zwar genau die, die ich nach der ersten Sichtung des Films hatte. Auch wenn sich meine Meinung vielleicht später geändert haben sollte, es ist ja immer noch meine Meinung, zwar eine frühere, aber meine Meinung.
Dann gibt es aber auch die Fälle von Filmen, die haben mich äußerst gut unterhalten, handwerklich gibt es nichts auszusetzen. Story, Darsteller alles spitze. Keine großartige Verzögerung zwischen der Sichtung des Filmes und dem möglichen Schreiben, nur fällt mir einfach nichts ein. Nein, nicht so wie bei einer Schreibblockade, ich habe schon genug Ideen und Ansätze, die ins Review einfließen könnten. Es fehlt mir jedoch ein Aufhänger. Ich glaube, wenn das passiert, also wenn mir partout nichts zum gesehenen Film, der mich aber doch so gut unterhalten hat, einfallen will, dann fehlt ihm einfach das Element, das es mir sonst ermöglicht über einen Film zu schreiben. Ich könnte das jetzt mit „Der Film ist gut, aber belanglos“ beschreiben. Aber das würde nicht stimmen. Ich kann ja auch sonst etwas zu belanglosen Filmen schreiben. Schaut mal rechts in die Sidebar, die meisten Filme, die dort aufgelistet sind, sind doch belanglos. Das kann nicht der Grund sein. So, und nun fällt mir endlich am Ende des zweiten Absatzes doch noch etwas zu Kiss Kiss, Bang Bang ein. Ich habe ihn jetzt nämlich zum zweiten Mal gesehen.
Kiss Kiss, Bang Bang wäre schönstes Autorenkino, wenn der Regisseur, der, wie der Begriff Autorenkino schon verrät, auch das Buch zum Film geschrieben hat, nur ein klein wenig Gefühl für ... Keine Frage, die schnoddrigen Dialoge, die herrlich schwarzen Gags, die oftmals in Bösartigkeit auszuschlagen scheinen, sich jedoch in ihrer Auflösung charmant wie Hauptfigur Lucky Looser Harry Lockhart geben, Robert Downey Jr., Val Kilmer als schwuler Privatdetektiv. Die ganzen Seitenhiebe auf Hollywoods Schnuckiputzi-Antlitz, das sich bei genauerer Betrachtung als beinhartes Ellenbogengeschäft, das auch nicht davor zurückschreckt über metaphorische und echte Leichen zu gehen, herausstellt. Die Erzählung, die locker, witzig noch einmal ein paar Seiten zurück springt, um Vergessenes einzufügen, um sich zu korrigieren. An keiner Stelle wirkt das Script um Schenkelklopfer bemüht. Sie passieren einfach. All das ist [hier Superlativ nach belieben einfügen] Erzähl- und damit auch Unterhaltungskunst. Selten hat mir ein Script derart Spaß gemacht, wie das zu Kiss Kiss, Bang Bang. Burn after Reading, von den Coen Brüdern und für ein famoses Script über den Klee gelobt, wirkt gegen Shane Blacks selbstreferenzielles Noir–Screwball–Buddy Movie wie ein Debütantenfilmchen.
Doch all das kann nicht darüber hinwegtäuschen, daß Black kein sonderlich begabter Regisseur ist. Es fehlt ihm einfach das Gefühl für, jetzt kommen wir zu den Auslassungspunkten aus dem vorherigen Absatz, den filmischen Moment. All die Szenen, die ein guter Regisseur auf der Grundlage des einfach hervorragenden Buches genau zu solchen gemacht hätte, opfert er dem Erzählfluß. Läßt sie verwässern, vorüber gehen, bevor sie ihre Wirkung überhaupt entfalten könnten. Anstatt einmal innezuhalten, dem Zuschauer die Chance zu geben Luft zu holen, zu reflektieren, zu genießen, eilt er von Schauplatz zu Schauplatz, von Gag zu Gag. Da können all die wunderbaren Einfälle ihre Wirkung gar nicht in vollem Umfang entfalten. Was nicht heißt, daß sie überhaupt keine Wirkung entfalten. Kiss Kiss, Bang Bang ist immer noch schwer unterhaltsam, nur verschenkt der Film nicht nur an einer Stelle sein Potential. Wenn Downey Jr. mit Kilmer knutschen muß oder er am Arm einer Leiche hängt, dann müssen diese köstlichen Szenen einfach mit mehr Zeit gewürdigt werden, damit sie sich ins Gehirn des Zuschauers einbrennen können. Was nützen die schönsten Szenen, wenn ich mich schon eine Stunde nach dem Film nur noch daran erinnern kann daß etwas geschehen ist, aber nicht mehr so genau wie es geschehen ist. Dann verblaßt auch die Erinnerung an den Film generell. Ein Film lebt in erster Linie durch seine besonderen filmischen Momente in der Erinnerung weiter, Kiss Kiss, Bang Bang hat nicht viele dieser Momente zu bieten. Darum fällt es mir wahrscheinlich auch so schwer überhaupt etwas über ihn zu schreiben. Das ist im besonderen Maße bedauernswert, da Blacks Bücher nach Richard Donners Überraschungshit Lethal Weapon grundsätzlich in den Sand gesetzt wurden. The Last Boy Scout, Last Action Hero und Tödliche Weihnachten mangelt es garantiert nicht an einem gutem Script. Nur fehlte es Scott (sowieso), McTiernan und Harlin offensichtlich an Zugang zu Blacks Humor, den er nun endlich selbst in Szene setzten konnte. Viel zu sehr konzentrierten sie sich auf das Actionelement seiner Bücher, das in Kiss Kiss, Bang Bang zwar auch enthalten ist, dem jedoch deutlich weniger Interesse zugesprochen wird. Der Schlüssel zu einem vergnüglichen Abend liegt in Blacks Dialogen und der Liebenswürdigkeit seiner Figuren, filmisch wird das aber nichts mit uns. Da wäre mehr drinn gewesen. Die dennoch hohe Wertung deutet an wieviel.
7,5/10 Punkte
4 Kommentare:
Hm, das ist offensichtlich für dich ziemlich dumm gelaufen. ;-) Hab jetzt den letzten Absatz 3 mal gelesen, aber ich kann dir da wohl nicht zustimmen. Oder aber anders ausgedrückt: Alles, was du bemängelst hab ich (zum Glück) nicht als kritikwürdig empfunden. BTW: Als Aufhänger hätte sich doch der Film Noir angeboten. Kiss Kiss Bang Bang ist ja eine offensichtliche schwarzhumorgie Hommage an das Genre. Naja, egal. 7,5 Punkte sind immerhin 7,5 Punkte. ;-)
Kiss Kiss Bang Bang ist ja eine offensichtliche schwarzhumorgie Hommage an das Genre.
Unter anderem, ja natürlich. Dachte eigentlich, daß auch dies aus dem Text hervorgeht. Aber es fehlen ihr letztendlich die großen Momente, die den Film in der Erninnerung halten können. Ich wiederhole mich ja schon wieder. Vielleicht ein wenig unfair, aber schaue dir mal Tote tragen keine Karos an. Völlig andere Herangehensweise, ich weiß. Aber gleiches Thema, und vielleicht wird dir klar, was ich meine.
So aus der Erinnerung heraus würde ich ihn auch höher einstufen, schon allein weil Downey Jr. hier weitaus cooler ist, wie ihn plötzlich letztes Jahr alle erst seit IRON MAN gesehen haben. Kann aber sein, dass eine neuerliche Sichtung den Film auf dieselbe Wertung einpendelt. Was mich jedoch schon im Kino gestört hatte, war die Durchbrechung der Vierten Wand zum Schluss. Passt im Gegensatz zu z.B. FERRIS MACHT BLAU nicht so recht zum Rest. Aber dennoch töfte und der Black ist schon ein ziemlich Großer.
Er schreibt ja zum Glück wieder, wenn ich die IMDB richtig interpretiert habe. Und ganz klar gehört er zu den Guten. Das Ende fand ich sogar sehr sympathisch, ich hätte gerne noch einen Fall für Kilmer und Downey.
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