Und es geht doch

Ich gebe es zu, ich habe das Gefühl den Überblick über den Musikmarkt schon lange verloren zu haben. Nein, ich weiß natürlich halbwegs was angesagt ist. Aber neue Bands und Trends, die sich länger als ein halbes Jahr auf meinem MP3 Player halten, sind rar geworden. Man hört die meiste Zeit ja eh nur noch nach Genre, was ich einerseits für eine sehr geistreiche Erfindung im großen Dschungel der Internetradiostationen und Streaming Dienste halte, anderseits jedoch kaum noch eine Beziehung zu Künstlern und ihrer Musik aufbauen läßt. Sicherlich, da gibt es schon noch die einen oder anderen Musiker, die mich schon seit Jahren begleiten, und deren zukünftige Alben ich mir auch weiterhin ungehört kaufen werde. Und klar, hört man nur lang genug z.B. LastFM oder Finetune, kämpft man sich nur stundenlang durch all die Online Musikmagazine, dann findet man auch trotz der überbordenen Vielfalt, die das Internet auch dem Musikmarkt zukommen läßt, immer wieder wirklich Schmackhaftes und Kreatives. Was mir bisher jedoch fehlte, ist ein Musikradio, das nicht nur nach Genre spielt und nicht nur, wie so viele Streaming Dienste, Musik spielt, die so ähnlich ist wie die, die ich schon kenne. Ein Musikradio, welches von Menschen gemacht wird, die wirklich im Entstehungsprozeß von Musik involviert sind. Von Djs, Musikredakteuren, Musikern, die die Musik für ihre Sendung selbst zusammenstellen. Die etwas über Künstler zu erzählen haben, das man nicht schon längst aus der Yellow Press erfahren hat. Die ein Gespür für den Trend von Morgen haben. Die Musik nicht erst spielen, wenn sie in irgendwelchen Charts aufgetaucht ist. Also ein Musikradio, das bereit ist mir etwas neues zu zeigen, meinen musikalischen Horizont zu erweitern. Gibt es nicht? Gibt es doch. ByteFM heißt das Radio, das meine Vorstellungen von Musikradio jetzt schon seit ungefähr drei oder vier Wochen bestens erfüllt. Vor drei oder vier Wochen habe ich es auf der Suche nach neuer Musik in einem sehr lesenswerten Forumsbeitrag, dessen Link ich mittlerweile leider verloren habe, entdeckt. Es gibt also noch Hoffnung inmitten der durch Hitrotation leidenden Musikradiolandschaft. ByteFM sendet seit Januar 2008 aus St. Pauli und finanziert sich ausschließlich aus Sponsorengeldern und der ehrenamtlichen (!) Mitarbeit von mittlerweile an die 80 Autoren. Ein Radiosender, der Musik - mit anderen Worten der Musikkultur - und nicht der Einschaltquoten wegen, wann gab es das zuletzt?

5 Kommentare:

Anonym hat gesagt…

LastFm habe ich ja bis heuete nicht verstanden.
manche Songs kann man komplett hören, andere nur wieder in Snippets.
Höre ich mal in Byte FM rein, immerhin haben die auch eine house sendung

tumulder hat gesagt…

Ja, ist mir auch schon aufgefallen. Anfangs konnte man auf LastFM alles hören. Mittlerweile muß man dafür monatlich bezahlen. Ich schätze mal da hat die Gema kräftig zugeschlagen. ByteFM hat alles, und mittlerweile auch große Teile seines Programms archiviert. Der Witz ist ja eigentlich, das die nichts anderes als Radio alter Schule machen.;)

C.H. hat gesagt…

Ähm, ich dachte immer, dass das vor allen Dingen von den Künstlern/Plattenfirmen abhängt, ob man einen Song ganz hören kann, oder eben nicht. Also ob dieser das erlaubt, oder nicht. Aber egal, das ist ja auch nicht der Punkt: LastFm ist eben immer noch ein Radio, und keine offene Datenbank, in der man nach belieben hören dürfen sollte, was man möchte (Oder man muss eben dafür eine monatliche Pauschale zahlen, was ich dann durchaus gerechtfertigt finde).

@ Jmk: LastFm wird genau dann interessant, wenn man so gut wie jede Musik, die man hört, auch für das persönliche Profil mitprotokollieren lässt. Dann nämlich sind die Empfehlungen, die man von LastFm auf Grund des persönlichen Musikverhaltens bekommt a) verdammt genau und b) ebenso interessant.

Nichts desto trotz ist ByteFM natürlich ein schönes Projekt, und es ist völlig richtig, dass es immer wieder schön ist auch mal ein Programm zu hören, was eben nicht nur aus Kommerzgründen betrieben und letzlich auch beschallt wird. Für mich ist es aber wohl eher nichts, weil ich nicht so auf das Gesappel der Moderatoren stehe (Für mich auch ein gewichtiger Vorteil bei LastFM: Keine Werbung, keine Jingles, keine Moderatoren)

tumulder hat gesagt…

Dann nämlich sind die Empfehlungen, die man von LastFm auf Grund des persönlichen Musikverhaltens bekommt a) verdammt genau und b) ebenso interessant.

Das will ich nicht abstreiten. Aber darin liegt auch eine Gefahr, nämlich die der großen Langeweile des immer gleichen Gedudels. Keine Frage, es ist schön wenn Radio genau die Musik spielt, die meinem Geschmack entspricht. Aber dadurch wird dann irgendwann mein Geschmack eingegrenzt. Ich habe dann irgendwann nur noch Künstler in meiner Playlist, die sich wie schon im Post beschrieben, genau so anhören, wie das, was ich eh schon kenne. Wenn ich LastFM mitteile Metallica gut zu finden, wird LastFM mir nur Musik empfehlen, die sich so ähnlich wie Metallica anhört. Da es davon ausgeht, daß ich nur hören will was sich wie Metallica anhört und andere LastFM Hörer gut finden, die auch Metallica hören. Grob beschrieben. Da arbeitet halt ein Datenbank Algorithmus. Der Vorteil von menschlichen Musikredakteuren liegt ganz woanders. Nämlich nicht nur im Wissen um die Existenz von Musik, sondern auch in ihrem Gefühl für die Musik. Natürlich von Redakteur zu Redakteur verschieden stark ausgeprägt. Und noch etwas, LastFM kann sich ja nur auf schon längst irgendwie Etabliertes berufen, da in der Masse der dort gespeicherten Musiksammlungen wohl kaum Neuvorstellungen von Bedeutung sein können. Zumindest war das bei meinen LastFM Versuchen immer so. Da kann ich auch meine Mp3 Sammlung laufen lassen, und die ist innerhalb der 10 Jahre ihres Bestehens verdammt groß geworden, auch wenn es sicherlich noch wesentlich größere da draußen gibt. LastFM hat sicherlich seine Vorteile, aber ein redaktionell gut betreutes Musikprogramm ist immer besser. Und wenn man sich mal durchliest, wer da alles auf ByteFM Programm macht und welche Perlen dort mitunter ausgegraben werden, dann kann ich nur mit der Zunge schnalzen. Dafür wäre ich sogar bereit zu bezahlen. Von Gesabbel kann bei der Qualität keine Rede sein. Es geht mir hier um die Erweiterung meines eigenes musikalischen Horizonts, nicht um die Erweiterung des Wissens um eine weitere Band, die im Genre aufgetaucht ist. Das sind zwei grundlegend verschiedene Dinge.;)

C.H. hat gesagt…

Das ist natürlich alles richtig, was du schreibst und nicht von der Hand zu weisen. Aber letzlich liegt es ja doch am Hörer ob auch zutrifft, was du da aufgeführt hast. Ich meine es soll ja die Leute geben, die z.B. nur Metal hören und auch nur Vorschläge aus diesem Genre haben wollen, und damit auch zufrieden sind. Wer aber neugeurig auf andere Genres ist, immer mal wieder quer hört, das mitscrobblen lässt, und dann noch angibt was einem gfällt oder eben nicht, der wird auch ein persönliches Radio bei LastFM haben, dass eben aus mehr als nur einem Genre besteht, und sehr vielfältig ist. Und Gesabbel war ja nicht auf ByteFM bezogen, und im Prinzip will ich ja auch gar nicht wiedersprechen: Menschen sind schon besser als Maschinen... ;-)

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