Fast Forward >> indiziert, beschlagnahmt, strengstens verboten

The Burning aka Brennende Rache
Willkommen in der Post Friday-Ära. Seine Herkunft kann The Burning beim besten Willen nicht verschleiern, zu auffällig sind die Parallelen zu Sean S. Cunninghams Überraschungserfolg. Ein Ripoff, ganz klar. Das ist jedoch in diesem Fall kein Makel, denn erstens macht The Burning daraus keinen Hehl und zweitens kann er Friday the 13th in Sachen Qualität und Originalität locker auf der Fährte bleiben. Da ist es geradezu traurig, daß sein Bekanntheitsgrad in europäischen Gefilden fast gegen Null tendieren dürfte. Jedenfalls was das Wissen über seine Existenz außerhalb der Horrorfanszene betrifft. Die Ausgangslage ist Konvention. Ein Feriencamp, Teens und ihre Aufseher, ein psychopathischer Serienmörder. Doch fällt auf, daß Harvey Weinsteins Script seine Protagonisten keinesfalls als pures Slasherfutter betrachtet, sondern tatsächlich ein gewisses Gefühl für das Teenagerleben mit sich bringt. Keinesfalls tiefsinnig vorgetragen, aber immerhin darf der erste Sex hier auch mal eine Katastrophe, Kerle dumme Jungen und der etwas andersartige und deshalb gemobbte in der Clique zwar nicht wirklich gefährlich, aber durchaus nicht so unschuldig sein, wie man es im Sujet annehmen könnte. Das Bemühen um eine ehrliche Teenagerwelt in Verbindung mit dem Mythos des Slashers verschafft The Burning schon eine gewisse Ausnahmestellung im Subgenre. Leider kranken die großen Momente des Films an der Durchschnittlichkeit Tony Maylams Regie, da läßt er doch so einiges auf dem Weg in den Olymp des Slashermovies liegen. Dabei ist die Härte der Attacken des ehemaligen Campaufsehers auf die Jugendlichen nicht zu unterschätzen, zumal sie einen schönen Kontrast zur anfänglich so unbeschwerten Sommercampatmosphäre bilden. Gerade in der zweiten Hälfte hätte aber ein wenig mehr Dramatik und Dynamik dem als insgesamt gelungen anzusehenden Slasher nicht geschadet. Was soll's, The Burning ist einer der schönsten 80er Jahre Slasher abseits der ganz großen und bekannten.

7/10 Punkte

Großangriff der Zombies aka Nightmare City
War ja klar, der deutsche Verleih hat uns mal wieder mit einer Titel-Lüge beglückt. Von Zombies kann keine Rede sein. Die Wahnsinnigen, die da meuchelnd und mordend durch die unbekannte Großstadt rennen, sind doch in Wirklichkeit durch einen Unfall im AKW verstrahlte Wissenschaftler. Aber das ist auch gar nicht wichtig, die ökokritischen Ansätze sind in Umberto Lenzis exploitativer Trashwundertüte doch eh nur Makulatur, genauso wie die kaum vorhandene Handlung. Was zählt ist die reine Unterhaltung, und mit der kann dieser Heuler hier nur so protzen. Die generiert sich nicht aus einer eventuellen Virtuosität des Filmschaffenden, sondern aus der von der Leinwand triefenden unfreiwilligen Komik. Meine Güte, was geht denn hier ab? Schuhcreme im Gesicht, Gummimasken nur für jeden vierten Monsterdarsteller, Kameramänner im weißem Kittel. Handlungsstränge, die einfach keinen Sinn ergeben. Dialoge, die einem vor Lachen den gerade genommenen Schluck aus der Bierdose durch die Nase wieder hinaus treiben. Daß sich diese Ausgeburt des ausgelassenen Gehirntotalschadens auch noch komplett ernst nimmt, muß nicht weiter betont werden. Erschreckender Weise gelingen Lenzi zwischendurch immer mal wieder fast gelungene Szenen, die zwar nicht in große Filmkunst ausarten, aber dennoch für die nötige Atmosphäre eines Ausnahmezustands sorgen und andeuten was unter der Regie eines richtigen Regisseurs und einem der Story angemessenen Budgets so alles möglich gewesen wäre. Nein, ein Aufruf zu einem Remake ist das nicht, denn die Unbefangenheit und Arglosigkeit, die diesen Spaß erst ermöglichen, ist nur noch selten im Genrekino zu entdecken und wohl auch nicht mehr reproduzierbar. Robert Rodriguez Planet Terror sei hier einmal als warnendes Beispiel genannt. Ein außergewöhnlich unterhaltsamer und beschwingter Post-Dawn of the Dead-Italospanier. Leser, die überhaupt nicht wissen wovon ich hier schreibe, ziehen bitte 3 bis 4 Punkte ab.

6,5/10 Punkte

Virus aka Die Hölle der lebenden Toten
Geld stinkt nicht, das wußte vor allem Bruno Mattei, dessen filmische Ergüsse, neben denen seines Kumpanen Joe D'Amato, eindeutig zum schlechtesten und gleichzeitig spekulativsten gehören, was das 70er und 80er Jahre Bahnhofskino zu bieten hatte. Getreu diesem Motto wird auch in seinem leicht verspäteten Beitrag zur Zombiefilmwelle an allem gespart, was man im italienischen Exploitationkino als unerheblich erachten könnte, nur eben nicht an den Ungeheuerlichkeiten, die sein Machwerk unweigerlich auf den Opfertisch der Zensurbehörden trieben. Matteis Mix aus Zombie-, Mondo- und Kannibalenfilm steckt halt jede seiner knapp bemessenden Lire in die Spezialeffekte, die sich großzügig der Schlachtabfälle örtlicher Metzgereien bedienen. Score und Ausfüllmaterial, um das herum er noch ein paar Szenen dreht, besorgt er sich gleich bei seinen Kollegen. An Schauspieler ist gar nicht zu denken, den Höhepunkt der Sparmaßnahmen bildet wohl der mit drei Menschen besetzte Hörsaal, in dem Mattei eine Vollversammlung der Uno simuliert. Eigentlich müßte ich Zeter und Mordio schreien, denn für den allgemeinen Kino- und Filmfreund ist Matteis weniger unfreiwillig komische als lediglich schlampige Arbeit wohl kaum zumutbar. Doch will es mir einfach nicht gelingen, denn ebenso kann man diesem Produkt übelstem Filmkapitalismus einen gewissen Unterhaltungswert nicht absprechen. Allein schon aufgrund seiner bizarren Form der Ausschlachtung Romeros Grundidee. Sicherlich schockiert hier mehr die Abgebrühtheit Matteis, als daß durch seine sehr grafischen Sauereien so etwas wie Atmosphäre oder Thrill aufkommen könnte. Doch genau diese Abgebrühtheit macht Virus so unwiderstehlich, ein absolutes Guilty Pleasure. Trotz all seiner offen vorgetragenen Unzulänglichkeiten, die sich im Laufe der Reise durch Papua Neuguinea ergeben. Unbedarften in Sachen Italo-Exploitation ist von einer Sichtung unbedingt abzuraten, eindeutig kein Film für Anfänger. Auf dem Bild sind übrigens keine bewaffneten KFZ-Mechaniker zu sehen ...

5,5/10 Punkte

9 Kommentare:

HappyHarryMitDemHarten hat gesagt…

Schöne Sache. Habe alle drei gesehen, ist aber bei allen drei auch zu lang her, um noch groß was darüber zu sagen. Die von dir erwähnte "echtere" Teenie-Welt in "The Burning" ist mir nicht in Erinnerung aber zu Mattei kann ich nur beipflichten. Ist mir schön öfter aufgefallen, das jeder seiner Filme (von denen, die ich kenne) über herausragende Momente verfügt, die besser sind als das eigentliche Gesamtwerk. Mattei mag kein großer Regisseur gewesen sein, ein Gespür für atmosphärische Bilder ist aber immer deutlich erkennbar - mein Liebling von ihm ist "KZ09", kennst du den schon?

Darf man in Zukunft mit noch etwas abseitigeren Exploitation-Reviews rechnen? Ganz toll wäre etwas zu einem D'Amato oder auch einem Naziploitation-Reißer...

tumulder hat gesagt…

DIE BEIDEN Joe D'Amato werden sich mit Sicherheit noch einem Kurzreview oder Review auf diesem Blog stellen müssen.;) Und ich werde auch noch den einen oder anderen Berüchtigten aus vergangen Tagen einstreuen. Versprochen.

KZ09 habe ich noch nicht gesehen, Naziploitation ist aber auch nicht so meine Welt. Ich habe natürlich Ilsa gesehen, vielleicht kommt mal dazu auch was. Sicherlich aber nicht in der nächsten Zeit.

HappyHarryMitDemHarten hat gesagt…

Welche beiden, da musst du mir schon auf die Sprünge helfen - der Mann hat so viele tolle Filme gedreht... ;)

Ne, im Ernst: Ich mag "Absurd", "Man-Eater", "Sado" und "Emanuelle in America" besonders gern aber auch noch ein par weitere...

Neben "Ilsa" und "KZ09" empfehle ich "SS Experiment Love Camp" als besonders krassen Vertreter...

Rajko Burchardt hat gesagt…

Alles drei Filme mit Daseinsberechtigung.

THE BURNING ist einer meiner liebsten Slasher, weil er alle wesentlichen und zeitgenössischen Genrezutaten vereint.

tumulder hat gesagt…

@harry
Mit Man-Eater und Sado liegst du nicht verkehrt. D'Amatos Erotik Streifen interessieren mich nicht die Bohne.;)

@rajko
Ich hatte The Burning eigentlich eh schon in positiver Erinnerung, doch was mich bei der jetzigen Sichtung wirklich erstaunte, war sein Bemühen sich auch durch filmische Qualitäten von seinen Mitbewerbern abzusetzen zu wollen. Ist auf alle Fälle einer der Rundesten seiner Zeit.:D

Aber Daseinsberechtigung, wie hört sich das eigentlich an.;)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Na ja, es gibt auch viele Filme ohne Daseinsberechtigung. :)

Stefan hat gesagt…

Damn! Keinen davon gesehen, aber vor allem GROßANGRIFF DER ZOMBIES will ich schon seit Jahren sehene, der ist ja für jeden ein Brett, das weiß man ja. Hach, was wäre die Filmwelt nur ohne Lenzi, Mattei und alle anderen Italiener!? :love:

Danke jedenfalls düe die Erinnerung, ich muss aber erstmal noch meine Fulci-Retro endlich mal weiterführen, habe hier noch ein paar liegen ...

Matthias hat gesagt…

Haben beim "Großangriff der Zombies" eigentlich die beiden Drillingsbrüder von Bruce Willis mitgespielt, oder sieht das auf deinem Schnappschuss nur so aus?

tumulder hat gesagt…

@matthias
Nein, das sind die drei berühmten Chocolatierie aus Como. Mittlerweile ebenfalls drei mal für Bud Spencers Adipose vor Gericht gestellt und verurteilt, von Berlusconi jedoch auch drei Mal wieder begnadigt, weil sie ein Trikot vom AC Mailand gekauft haben.:D

Kommentar veröffentlichen

Kommentare zu Blogeinträgen, die älter als sieben Tage sind werden weiterhin von mir moderiert. Sei freundlich, fair und bleib beim Thema.