Schalke muß weg

Schenkt man den Indizien, die über Schalkes finanzielle Lage seit Wochen durch die Sportteile aller Off- und Online Publikationen geistern ... Nein, nochmal von vorne. Seit Wochen, Monaten, Jahren … ach was soll ich sagen … Seit Anbeginn der Bundesliga hat Schalke mit finanziellen Schräglagen zu kämpfen. Man schaue nur einmal in die vielen verstaubten Schalke Gedächnisschinken, die im Keller oder auf dem Dachboden vor sich hin schimmeln, seitdem das Internet ihre Funktion übernommen zu haben scheint. Von den 60er Jahren, in denen der Verein aus Geldmangel auf eine sehr junge und unerfahrene Mannschaft setzen mußte und schon damals das größte Talent an den Erzfeind nach Dortmund abgeben mußte, über die 70er, die erst sehr erfolgreich starteten, um dann an ihrem Ende in einer Fast-Katastrophe zu enden. Die wäre dann Mitte der 80er auch wirklich perfekt gewesen, hätte Schalke den Abstieg in die Dritte Spielklasse nicht verhindern können. Über seine sechsmonatige Tätigkeit als Jungmanager auf Schalke berichtet Rolf Rüssmann noch heute gerne mit dem Hinweis, daß er Bleistift und Papier anfangs selbst bei „Schreibwaren Kowalski“ organisieren mußte.


So leer waren die Kassen. Wer weiß ob Schalke heute noch böse Schlagzeilen produzieren könnte, wenn die später durch alle Dörfer der Fußball-Republik getriebene Sau Günther Eichberg nicht Knete aus ihrer Privat-Schatulle in den Verein gepumpt hätte. Ende der 90er Jahre war Schalke dann tatsächlich mal schuldenfrei, jedenfalls offiziell und vom Macher Rudi Assauer stolz verkündet. Doch das Stadion, das sich seit seiner Geburt 1972 anläßlich der WM 74 mit Erfolg gegen die Liebe der Anhängerschaft Schalkes wehrte, war natürlich die größte Wachstumsbremse für den sich gerade aus der zweiten Hälfte der Bundesligatabelle befreienden Fußballverein. Da Schalke nun mal nicht im Schwaben- oder Schottland liegt, mußte deshalb gleich das modernste Stadion der Welt her. Dach zu, Dach auf, Bierpipelines, Rasen raus, Rasen rein, großzügige Vollverglasung, damit der Fan bei Bier und Bratwurst auch nicht frieren muß. Plus Trainingsanlage, Hotel und Gesundheitszentrum.

Was der Verein in nur 10 Jahren ganz aus eigener Kraft dort an der Grenze zwischen Buer und Erle geschaffen hat, ist sensationell. Ein Verein, der nicht den Backround unzähliger Bundesligameisterschaften, einigen Europapokalsiegen und einer vollen Portokasse hatte. Ein Verein, der die letzten 20 Jahre vor Vizemeisterschaft und UEFA Cup Sieg in den Niederungen der Tabellen verbrachte. Daß das Geschaffene natürlich nur zu unterhalten ist, solange der Verein regelmäßig Einnahmen aus internationalen Wettbewerben generiert, war von Anfang klar. Daß der Verein diese Voraussetzung nicht geschaffen hat, ist ebenso klar. Wenn jetzt von den drei oder vier Fehleinkäufen, die sich der Verein in den letzten zwei Jahren leistete, geschwafelt wird. Die momentane Schräglage nur an ihnen fest gemacht wird, dann ist das einfach der Ausdruck journalistischer Ahnungslosigkeit, die eindeutig darauf hinweist, daß sich die Schreiberlinge und Sensationsgeneratoren zwar mit den Mechanismen ihrer Branche auskennen, jedoch nicht mit der Geschichte ihres Sensationsobjektes. Es ist ein Unterschied, ob ich darüber schreibe, daß der Verein dringend Geld benötigt, um seinen Kader zu halten, das Stadion und alles was mit ihm zusammenhängt zu finanzieren. Oder jedes noch so kleine Gerücht, jedes Indiz reißerisch zum Faktum mache. Keine Frage, Schalke Pleite generiert mehr Auflage und Pageimpressions als Schalke muß dringend sparen. Auf Schalke ist man dumm generiert mehr Aufmerksamkeit als Schalke hat in der Vergangenheit Fehler gemacht. Da werden lange geplante Benefizspiele des Vereins, wie letzte Woche zur Eröffnung des neuen Stadions in Dresden, zur Tingeltour über die Dörfer degradiert. Daß Schalke auf die übliche Gage verzichtet hatte, und der Verein dies auch im Vorfeld kommuniziert hatte, bleibt da völlig außen vor. Daß Felix Magath weder Neuer noch Rafinha abgegeben hat, obwohl durchaus attraktive Angebote anderer Vereine vorlagen, wird in der Darstellung des Vereines in den Medien geflissentlich in Magath-Pokerei umgedeutet. Und jetzt konnte der Verein in den Köpfen einiger Redakteure noch nicht einmal mehr die Grundsteuern an die Stadt Gelsenkirchen bezahlen. Selbst nach den Dementi der Stadt Gelsenkirchen und Felix Magaths. Wenn Spiegel, Fokus und Bild in der Vergangenheit derartig böse Unterstellungen formulierten, konnte man sich locker zurück lehnen. Die hatten doch eh keine Ahnung von Schalke, geschweige von Fußball. Aber wenn sich die regionalen Zeitungen im Ruhrgebiet an solch einer fast schon an Rufmord grenzenden Berichterstattung, die jeglichen nicht der Spekulation entsprungenden Gedankengängen entbehrt, beteiligt, dann ist das einfach nur noch traurig. 80.000 Mitglieder zählt der Verein, mehr als der BvB, Rot-Weiss Essen, VfL Bochum, RW Oberhausen, MSV Duisburg und Westfalia Herne zusammen aufbringen können. Der Große ist natürlich immer der mit dem unliebsamen Makel, man hält halt zum Underdog. Anders kann ich mir den Umgang mit Schalke in den regionalen Medien nicht erklären. Es geht ja schon lange nicht mehr um eine in den Redaktionen unliebsame Person, die man wegschreiben möchte. Ich habe eher das Gefühl, man möchte den Verein wegschreiben, auf daß es bei den anderen auch mal ausverkauft ist.

Glück Auf!

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