Fast Forward >> Es geschah am hellichten Tag

Natürlich war Dürrenmatt nicht unzufrieden mit dem Ende Ladislao Vajdas Verfilmung seiner Drehbuchskizze. Der Film hatte schließlich eine klare Aufgabe zu erfüllen, von der auch der Schweizer wußte. Laßt Eure Kinder nicht allein durch die Gegend wandern, es gibt schließlich böse Männer. Auch hier auf dem idyllischem Land. Dennoch ist Dürrenmatts spätere Romanversion Das Versprechen – Requiem auf den Kriminalroman sicherlich die interessantere und vor allem psychologisch vielschichtigere Version des Stoffes. Vajdas Film gehört dennoch zu den wichtigsten seiner Ära, schließlich kann man ihm seine stilbildende Form und die mutige Thematisierung eines Tabuthemas nicht absprechen. Ein zeitloses Thema, das zeitlose gesellschaftliche Probleme an die Oberfläche spült. Der Boulevard generiert noch heute mit bequemen Vorverurteilungen massenhaft Auflage, Klicks und Aufmerksamkeit. Da kann man aus heutiger Sicht vielleicht noch am ehesten die küchenpsychologische Diagnose des Täters Schrott und das einfache Wesen eines durchschnittlichen Kriminalfilms in Frage stellen. Egal, der Film sollte seiner Zeit so viele Mütter und Väter wie möglich erreichen, da braucht es keine unnötige Kompliziertheit in der Erzählung. Nimm keine Bonbons von fremden Männern, und komm sofort nach Hause. Ich werde die warnenden Worte meiner Mutter nie vergessen, die sie mir als ungefähr 5jähriger in den 70ern, lange nachdem der Film in den Kinos anlief, unaufhörlich vor jedem noch so kurzen Gang zum Kindergarten oder Bäcker mit auf den Weg gab. Vajdas Film hatte gewirkt. Während Heinz Rühmann, durch unzählige Filme längst als kleiner Mann etabliert, heutzutage ein wenig allzu überfordert in seiner Rolle als wahrheitsversessener Polizist auf Lebenszeit wirkt, glänzen die Nebendarsteller durch die Reihe hinweg mit guten bis hervorragenden Leistungen. Allen voran natürlich Gert Fröbe, der den Kinderschänder wunderbar als getriebenes anstatt diabolisches Wesen interpretiert und geradezu zur weiteren Sichtung seiner Filmographie auffordert. Ein wahnsinnig intensiver Darsteller von Weltformat. Auch Vajdas Film wird durch Fröbe zu etwas Besonderem. Die nur leidlich gelungenen Remakes zeugen gerade davon.

7,5/10 Punkte

10 Kommentare:

jenny hat gesagt…

Hast du den zufällig auch neulich im TV gesehen?
Wie dem auch sei, kann dir soweit zustimmen, auch wenn ich Rühmann weitaus mehr Lob zukommen lassen würde. Finde allerdings Penns Adaption des Romans einen Tick besser, obwohl dieser Vergleich natürlich in Richtung Äpfel und Birnen geht.

tumulder hat gesagt…

@jenny
Ja, dank onlinetvrecorder.com sogar erst gestern.^^ O.K. Rühmann ist sicherlich auch ein Stück weit Geschmackssache. Ich gebe offen zu, daß ich mit ihm so meine Probleme habe, da er mich immer wieder an meinen damaligen und unsäglichen Lateinlehrer erinnert. Dafür kann er ja nichts, aber dennoch meine ich, daß er sich in der Rolle Matthäis ein wenig fremd vorkam und auch teilweise hölzern. Lowitz hingegen schien der geborene Filmkommissar.:D

Penns Remake ist sicherlich nicht vergleichbar, er bezieht sich ja ausdrücklich auf Dürrenmatts Roman, dessen Ende immer noch das gemeinere ist, obwohl sich Penn sichtlich bemüht hat.Schrecklich ist die deutsche TV Version mit Joachim Kroll, daran gibt es wohl nichts zu deuteln.;)

jenny hat gesagt…

Ok, dann geb' ich hiermit zu, dass ich den Rühmann generell sehr gern seh. Soviel zur Objektivität. ;)

Die TV-Version von Nico Hofmann hat mir damals nach Erstausstrahlung allerdings schlaflose Nächte bereitet. Wie übrigens auch Nicholsons Joker und so gut wie jede Akte X-Folge.^^

tumulder hat gesagt…

:D

Anonym hat gesagt…

das mit Akte X glaub ich nicht!!

Flo Lieb hat gesagt…

mir als ungefähr 5jähriger in den 70ern

Alter Sack *g*

tumulder hat gesagt…

@flo
Immerhin kaum Falten im Gesicht.;)

Matthias hat gesagt…

Zur Ehrenrettung Joachim Krols (den ich übrigens sehr gerne sehe und der für mich immer der wahre Wilsberg bleiben wird) muss man sagen, dass "sein" TV-Remake im Rahmen der "German Classics" auf Sat.1 lief, als der Sender es mal verpennt hatte, internationale Spielfilmpakete zu kaufen und deshalb ein fast zweijähriges "Sendeloch" mit Eigenproduktionen füllen musste. Im Rahmen dieser "Classics" wurden noch ganz andere Filme verhunzt. Da war "Es geschah am hellichten Tag" sogar noch ein Juwel dieser Reihe.

Yuki hat gesagt…

Hab den Film vor Längerem gesehen und war ebenfalls begeistert von Gert Fröbe. Der Typ zieht einem einfach in seinen Bann. Auch weil das jetzt im Review erwähnt wurde und ich halt selber kaum was anderes von dem Mann kenne: Welche Filme sind denn noch empfehlenswert von Fröbe? Außer Goldfinger natürlich.

tumulder hat gesagt…

@yuki
Sorry, habe deine Frage erst gerade gesehen. Fröbe hat ja so viel gedreht.Aus dem Stehgreif würde ich jetzt mal einfach Via Mala und Die tollkühnen Männer in ihren fliegenden Kisten nennen, natürlich noch die Dr. Mabuse Filme.

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