Fast Forward >> Avatar

Nein, ein schlechter Film ist James Camerons 250 … 300 … oder gar 500.000.000 Dollar Esoterik-Öko-CGI Demonstration ganz bestimmt nicht. Im Vergleich zu den mauen Blockbustern des letzten Jahres darf man ihn sogar als ganz bezaubernd bezeichnen. Wie das Katzenvolk da im Einklang mit der farbenfrohen, manchmal gefährlichen, aber alles in allem ganz gut zu beherrschenden Natur Pandoras lebt, das hat tatsächlich einen Unterhaltungswert zu bieten. Auch wenn die Bilder trotz des sensationellen 3D Effektes und der atemberaubenden Computeranimationen natürlich nicht ihre künstliche Herkunft verbergen können. Eine Künstlichkeit, die am Ende die einzige Attraktion seines Werkes darstellen soll. Da verhält es sich mit Camerons Avatar ähnlich wie mit so vielen Titeln der texanischen Softwareschmiede id Software, deren später erschienene Spielesensationen auch nur noch über ihre Visualität begeistern konnten, während Spielmechanik und Inhalt im Vergleich zur Konkurrenz erschreckend konservativ und altbacken ausfielen. Es kann nur die Visualtität sein, die die Massen in die Kinos strömen lässt, als sei es gerade erst erfunden worden. Jenseits Camerons Detailverliebtheit, Räumlichkeit und einer Flora und Fauna, die deutlich von seinen Tiefseeabenteuern inspiriert scheint, gibt es auf Pandora nicht viel zu entdecken. Schon gar nichts ausserirdisches. Inhaltlich bemüht Avatar einen naiv altruistischen Plot, der Camerons Wunschfilm mit den technischen Möglichkeiten der 90er Jahre nur hätte crashen lassen können, wie einst Kevin Costners Biggest Movies ever Waterworld oder Postman. Erschreckend leer und flach gibt sich Camerons Film in allen Elementen, die über das Visuelle hinausgehen. Dramaturgie, Dialoge, musikalische Untermalung und Charakterisierung seiner Figuren können nur die nötigsten Ansprüche eines angepeilten Sci-Fi-Fantasy Epos erfüllen. Eines modernen und richtungsweisenden nicht einmal ansatzweise. Ein Mann muss tun, was ein Mann tun muss. Wer jetzt jedoch glaubt, Cameron würde solch einen pathetischen Schmock längst vergangener Tage mit der nötigen Prise Humor entschärfen, liegt völlig falsch. Da tappt er genau wie einst Costner ein um ein anderes Mal in die Falle der unfreiwilligen Komik, von der im nächstem Moment jedoch wieder die Brillanz der Technik abzulenken vermag. Ein Film für den kurzen visuellen Moment, der übermorgen schon wieder vergessen sein wird, da die Entertainmentbranche schon mit ganz anderen Zauberein locken kann. Keines Falls für die Analen der Filmgeschichte, dazu fehlt ihm einfach der nötige Unterbau abseits des Technischen. Aber da geht Camerons Werk mit den Blockbustern der letzten 10 Jahre nur konform.

6,5/10 Punkte

13 Kommentare:

Sonja hat gesagt…

Ich bin wirklich beeindruckt, dass Christoph Waltz den Golden Globe für den besten Nebendarsteller erhalten hat. Seine Leistung war auch oscarreif. Hoffentlich bekommt er den auch noch. Avatar fand ich im Kino toll, deswegen hat dieser Film auch zurecht den Golden Globe bekommen. Merryl Streep war für mich auch die sichere Kandidatin für die beste Hauptdarstellerin in einer Komödie.

Dr. Borstel hat gesagt…

Ich stimme in allem außer der Bewertung zu: "Avatar" ist schon ein schlechter Film. ;-) Nein, im Ernst, ich habe mich mittlerweile genug über die Dreistigkeit echauffiert, mit der Cameron die inhaltlich gähnende Leere als stilbildendes Meisterwerk verkauft. Aufregen könnte mich höchstens noch, falls sich das "stilbildend" tatsächlich als zutreffend erweist. Bis dahin ist es schon irgendwie faszinierend, wie so viele Zuschauer nach dem Kinobesuch genau wissen, dass sie da totale Grütze gesehen haben, aber der Optik wegen trotzdem hin und weg sind. Vermutlich muss man auch das erstmal schaffen, insofern hat James Cameron wohl doch mal wieder alles richtig gemacht. Wie man schon am Einspielergebnis sieht.

tumulder hat gesagt…

Ich will es mal so ausdrücken, im Gegensatz zu Bays Transformers, McGs Terminator und so weiter, hat er mich zumindest nicht genervt, sondern einfach nur schön berieselt. Ab und an konnte ich laut lachen, obwohl von Cameron nicht beabsichtigt. Unterhaltungsauftrag erfüllt, in diesen Sinne also kein schlechter Film. Aus künstlerrischer Sicht natürlich nicht haltbar.;)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Ein Film, der "schön berieselt" ist für Cameron aber echt ein Armutszeugnis.^^

tumulder hat gesagt…

Aber sowas von.:D

Doc Savage hat gesagt…

Der Vergleich mit id Software ist extrem passend, muss ich sagen!

Ansonsten hat es den Anschein, als hätte sich Mr. C. mit all den Effekten total verausgabt und am ende hatte er keine Kraft mehr für den Rest... oder kein Interesse, weil er genau wusste, dass allein Name reichen würde, um die Kassen klingeln zu lassen.

C.H. hat gesagt…

Hat dich die Neugier (?) also doch noch ins Kino getrieben...^^ Und dann noch verhältnismäßig milde im Urteil. ;-)

tumulder hat gesagt…

@doc
Der id-Vergleich ging mir schon während der Vorstellung die ganze Zeit durch den Kopf. Ich dachte auch, dass bei so einem Budget wenigstens 5000 $ für einen ordentlichen Ghostwriter drin sind.^^

@c.h.
Was heißt neugierig, man wird ja schon mal überstimmt. Und zum Thema Milde siehe Kommentare.;)

Dafür gibts heute den neuen von Taylor/Neveldine, der bisher so schön verrissen wurde. Kann nur gut sein.^^

C.H. hat gesagt…

@ tumulder @ Taylor/Neveldine: You wish...

Kaiser_Soze hat gesagt…

Ja, kann man so stehen lassen. Hasse recht.

Candide hat gesagt…

Ein Film für den kurzen visuellen Moment, der übermorgen schon wieder vergessen sein wird, da die Entertainmentbranche schon mit ganz anderen Zaubereien locken kann

Wie wahr, wie wahr. Bei "Avatar" war bei mir genau dies der Beweggrund ein Kinoticket zu lösen auch wenn zugeben muss dass ich die letzten Wochen fast selbst daran glaubte der Plot könnte womöglich etwas bieten.
Naja seit gestern Abend bin ich schlauer ;)

Anonym hat gesagt…

Sieht toll aus (zumindest in Verbindung mit dem 3-D-Effekt) und lässt die Story halt ganz weit links liegen.
Eigentlich schade, dass es den Golden Globe für diesen Film gab...

tumulder hat gesagt…

@kaiser_soze
Hoffe ich doch. Auch wenn die Auslandspresse in den Vereinigten Staaten das anders sieht. Best Drama!

@candide @doscoranzonesblog
Ja, und für die Visualität hat sich das Kinoticket durchaus gelohnt. Auch wenn der Rest gerne auch in 90 Minuten hätte erzählt werden können.;)

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