
Scanners scheint hier ein wenig aus Cronenbergs filmischen Themendiskurs herauszufallen, steht doch nicht der Einzelne im Mittelpunkt des Geschehens, sondern gleich eine ganze Gruppe von Menschen, die aufgrund ihrer übersinnlichen Fähigkeiten, die sie zum Guten, wie auch zum Schlechten nutzen können, als nicht gesellschaftsfähig gilt. Die Macht, die sie über ihre Mitmenschen durch ihre Fähigkeit erlangen können gefährdet die freiheitliche Welt. Allein durch Gedankenkraft können die Scanner die Köpfe ihres Gegenübers platzen lassen, was Cronenberg gleich zu Anfang in einer aus tricktechnischer Sicht auch heute noch sehr beeindruckenden Szene vorführt. Angeführt werden die Scanner von Darryl Revok, dessen Organisation aus dem Untergrund agiert und nicht weniger als die Weltherrschaft anstrebt. Ihm entgegen steht Dr. Ruth, der den Scanner Cameron Vale ausbildet und ihn auf die Suche nach Revok schickt, um Revoks Pläne zu durchkreuzen. So gibt sich Scanners über die gesamte Laufzeit hinweg als zwar ungewöhnlicher, jedoch eindeutig klassischer Agenten-Thriller, auch wenn er dem Zuschauer das klassische Ende eines solchen verwehrt. Das ist dann wiederum ein typisches für Cronenberg, da läßt er das Böse an die Oberfläche der Körper treten. Flammen und Deformationen. Aber auch sonst lassen sich bei genauerer Betrachtung Hinweise auf die größeren Ambitionen des Stoffes finden, die leider durch die teilweise fehlende Stringenz des Filmes in den Hintergrund treten und nicht mit der nötigen Sorgfalt ausgearbeitet erscheinen. Unumstritten darf man hier die kuriosen Produktionsbedingungen verantwortlich machen, unter denen nicht nur Regisseur und Darsteller im winterlichen Montreal litten, sondern auch das Drehbuch, das Cronenberg erst während Dreharbeiten fertigstellen konnte. Cronenberg benötigte im Anschluß fast ein dreiviertel Jahr, um aus dem Material einen Film zu schneiden. Die wirklich großartigen Szenen sind ihm dann auch nicht gegönnt, sieht man einmal vom Anfang und vom Ende ab. Dazu fehlt es gerade dem Hauptdarsteller Stephen Lack an der nötigen Kraft, was in den Szenen, in denen er zusammen mit Michael Ironside - der sich jedoch auch nicht gerade an den Grenzen seines Könnens bewegt - überdeutlich wird. Übrig bleibt ein durchaus unterhaltsamer und visuell eleganter B-Movie, der Cronenbergs Handschrift zwar erkennen läßt, jedoch ein gutes Stück unter den Möglichkeiten des Regisseurs bleibt. Der im Vergleich zu seinem Vorgänger Die Brut vielleicht einen Rückschritt darstellt, jedoch Cronenbergs Entwicklung nicht schadete.
7/10 Punkte