Die Welt steht mal wieder am Abgrund. Prinz Nuadu, seines Zeichens beleidigter Sohn des einstigen Welt- und jetzt nur noch Elfenkönigs Balor, ist nicht so ganz einverstanden mit dem einst von seinem Vater mit den Menschen geschlossenen Frieden. Kann ja gar nicht angehen, daß die, die eigentlich Anspruch auf die Macht hätten nur wegen des zu befürchtenden Blutvergießens ihr Dasein im Untergrund fristen müssen. Um die Weltherrschaft zu erlangen nimmt er selbst den Tod des Vaters hin. Doch, und das ist nicht nur in dieser Mär der Untergang des Antagonisten, unterschätzt er die Kraft der Liebe. Puh, da könnte man schon gelangweilt abwinken, wenn der Protagonist und seine Helfer nicht so verdammt sympathisch absurde Freaks der Superhelden Welten wären. Allen voran natürlich Hellboy, dieser vom Wunderheiler Rasputin im Auftrag der Nazis beschworene, glücklicherweise von GI's aufgefundene und von Professor Bruttenholm zum Guten erzogene rothäutige Dämon. Der sich seiner Hörner entledigte um ein wenig menschlicher auszusehen. Aber das wissen wir ja schon aus dem ersten Teil an dessen Ende er seine Prinzessin wach küssen durfte. Die Schöne und das Biest lassen grüßen. Da kann man meckern und von altem nur neu Aufgelegtem schreiben wenn man ein böser Zeitgenosse wäre.
Tatsächlich, Guillermo del Toro bietet auch in seinem zweitem Hellboy Abenteuer, diesem Genre Mix aus Fantasy, Men in Black und CSI, Althergebrachtes. Wer hier jedoch ein „lediglich“ vom Rezensenten erwartet ist auf dem Holzweg, denn wie er die schon tausendmal erzählten Geschichten dem Publikum darlegt ist der eigentliche Spaß. Er versucht gar nicht erst krampfhaft die Curry Wurst durch die Beigabe zeitkritischer Soße in die Haute Cuisine zu hieven. Nein, del Toro läuft durch den Feinkostladen des Genrekinos, pickt hier und da die bewährten Leckerbissen heraus und kreiert ein internationales Dinner, welches er mit großen Dosen Selbstironie und Humor abschmeckt. Da ist nicht nur Platz für Dialogwitz, da paßt auch noch ein Zwischengang Tex Avery Cartoon Slapstick hinein ohne aber seine Figuren der Lächerlichkeit preiszugeben. Die stattet del Toro genüßlich mit allerlei schrullig menschlichen Schwächen aus, die er auch üppig und gut getimed zu inszenieren weiß. Es ist nicht so einfach mit Liz zusammenzuleben, wenn sie im wahrsten Sinne des Wortes wegen so lächerlichen Dingen wie einer unaufgeräumten Bude schon mal explodieren kann. O.K., der von seinem eigenen Schöpfer Mike Mignola als „Klempner unter den Superhelden“ kategorisierte Hellboy ist aber auch wirklich ein Klotz von einem Herzensbrecher und sollte eigentlich wissen, daß man die Zahnbürste der Liebsten nicht einfach zur Katzenfütterung mißbrauchen sollte. Ganz das Gegenteil eines Abe Sapien, der mit seinen hellseherischen Kräften ausgestattet herausfindet, daß Hellboy und Liz in Zukunft mehr verbinden wird als die reine Liebe. Abe Sapien ist es dann auch, der im zweitem Hellboy Abenteuer am Ende den größten Preis für die Errettung der Welt zahlen wird. Sein Schicksal bietet Raum für eine eventuelle Fortsetzung, die dann aber wahrscheinlich lange auf sich warten lassen wird, da del Toro in den nächsten Jahren bekanntermaßen mit den Hobbitbüchern beschäftigt sein wird. Geduld ist eine Tugend und in Sachen Hellboy wohl auch mehr als angebracht. Denn welcher Regisseur hatte in den letzten Jahren schon den Mut seinen Superhelden in einem Moment des frustrierten Liebeskummers zum dritten Sixpack greifen zu lassen.
Visuell ist der Film eine Wucht. Del Toro läßt es gerade in der ersten Hälfte nicht nur kreuchen und fleuchen, erfindet nicht nur die schönsten skurrilsten Fabelwesen, er weiß vor allem die Explosionen und Sensationen gekonnt immer auch mit einem nettem Gag zu verbinden. Man könnte fast behaupten er inszeniert sie nur wegen der Gags. Doch endet dies nie in der immer wieder befürchteten Redundanz an Effekten, da del Toro es versteht seine Hauptfigur nicht aus den Fokus des Geschehens zu verdrängen. Ganz im Gegenteil, selbst eine Kreatur von der Größe Godzillas kann Hellboy nicht davon abbringen sich mehr mit sich selbst zu beschäftigen als mit der drohenden Gefahr, die er selbstredend schließlich mit links erledigt. Phasenweise ähnelt dieser Hellboy schon einer Parodie auf die oftmals sich selbst zu ernst nehmenden Fantasy und Superhelden Kinoausflüge der letzten Jahre. Das ist verdammt erfrischend, da möchte man del Toro das gerade auf den Filmtitel bezogen ein wenig dünn geratene Finale auch gar nicht mal so übel nehmen. Der einzige Wermutstropfen, den der Zuschauer leider auch in Hellboy II – Die goldene Armee schlucken muß, ist dann die ernüchternde Tatsache, daß Prinz Nuadu als Antagonist nicht nur aufgrund seiner elfischen Gene gegenüber den einnehmenden Superhelden Hellboy und seinen Kumpanen einfach blass bleibt. Da gelten seit diesem Sommer wieder andere Maßstäbe im Kino, obwohl ich nicht nur momentan den stoischen rothäutigen Zyniker mit großem Herzen jeden anderen Superhelden vorziehen würde. Oh crap.
8/10 Punkte
8 Kommentare:
D'accord.
Ich gehe am Dienstag rein, schon allein wegen Del Toros zauberhaftem Händchen für wunderschöne und doppelbödige Phantasiewelten. :)
Die Redundanz klingt nich besonders viel versprechend, hat mich nämlich schon beim ersten Teil gestört.
Kannst mir vertrauen, auf der OFDB gibt es ja sogar schon erste Stimmen, die die fehlende Action anprangern;)
Fehlende Spannung, pff. Irgendwie herrscht Konsens über HELLBOY, zumindest wie ich das so noch bei Marcus, Kaltduscher und Rajko gelesen habe. Aber das mit Abe's Schicksal hab ich nicht gecheckt, erläuter nochmal, pleeeze!
Du glaubst doch wohl nicht, das ich hier mehr Spoiler als nötig, oder? Vielleicht unter Deinem Review heute Abend. Sofern es denn kommt;)
Morgen. Dann bin ich mal gespannt, weiß nämlich nicht worauf du hinauswolltest...
Überlege doch einfach mal wie Nuadu letztendlich besiegt wird.;)
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