Fast Forward >> Public Enemy No. 1 - Todestrieb

Keine Frage, Richet läßt im ersten Teil zu Jacques Mesrines halbfiktionalem Gangster-Biopic-Thriller eine Menge Fragen unbeantwortet, und so giert man automatisch nach einer psychologischen Auflösung des Täterprofils eines Staatsfeindes im nun in den Kinos angelaufenen zweiten Teil mit den bedeutungsschwangeren Titel Todestrieb, der sich Mesrines Leben nach seiner Wiederkehr aus Übersee in Frankreich widmet. Richet legt in den ersten Minuten das gleiche Tempo an, mit dem er Mordinstinkt enden ließ. Schildert Mesrines Verhaftung, öffentlichkeitswirksame Auftritte während seinen Gerichtsverhandlungen und natürlich die spektakuläre Flucht aus dem Gefängnis, der weitere Coups Mesrines folgen sollen. Richet gibt dem Mythos um Frankreichs Verbrecher No.1 eine neue Grundlage, ohne wirklichen Bezug auf Mesrines zuvor in Mordinstinkt dargelegten ersten Lebensabschnitt zu nehmen. Sicherlich ein probates Mittel, um Todestrieb als eigenständigen Film gelten zu lassen, doch fügt diese Vorgehensweise der Geschichte keinen einzigen neuen Aspekt hinzu. So bleibt die erste Stunde von Todestrieb nichts weiter als eine durchaus ansprechend inszenierte Räuberpistole, die die angedeudeten Versprechen des ersten Teils lediglich hinsichtlich der Crimestory erfüllen mag. Hintergründe über Mesrines Beziehungen und vor allem seines Seelenlebens bleiben weiterhin höchstens angedeutet. Erst spät versucht Richet dem wahren Wesen Mesrines auf die Spur zu kommen, installiert hierzu ein Interview in einem Londoner Dacharppartement, in dem er seinem Handeln und seinen Verbrechen eine politische Dimension andichten möchte. Todestrieb konzentriert sich von nun an auf Mesrines innewohnenden Größenwahn, was ihm jedoch nur in Ansätzen gelingt. Der Film verpasst es an genau dieser Stelle den eingeschlagenen Weg zu verlassen, das erzählerische Tempo ein wenig zu zügeln und sich auf Mesrines narzisstisches Wesen zu konzentrieren. Es bleibt höchstens bei dem Versuch. Weiterhin wehrt sich Richet erfolgreich gegen eine Außenbetrachtung Mesrines Lebens, bleibt ständig bei seinem Protagonisten, ohne ihm jedoch wirklich näher zu kommen. Mesrines Journalistenmord, sein angestrebter Kontakt zur Roten Brigade in Italien ... Schwamm drüber, all das haben wir schon so oder so ähnlich in Mordinstinkt zu sehen bekommen. Die interessanten Fragen werden auch weiterhin nicht beantwortet. Und so bleibt das handwerklich äußerst beeindruckende Finale des Filmes, das gleichzeitig den Prolog zu Mordinstinkt stellt, nur ein oberflächliches. Richet hat es einfach versäumt die Figur Mesrine in ein in der Wirklichkeit verankertes Frankreich einzubinden. Von einem Film mit staatstragenden Titel darf man ruhig mehr erwarten.

7/10 Punkte

8 Kommentare:

C.H. hat gesagt…

War der nicht erst für Montag geplant? ;-) Hm, schade. Ich hatte gehofft, dass Richet im zweiten Teil noch einen drauf legen würde. Klingt ja nun nicht so. Mal sehen wie es dann letztendlich wird. Aber wir haben es ja auch schon alle in unseren Reviews angesprochen. Im zweiten Teilm musste sich Richet entscheiden hinsichtlich der Figurenzeichnung für die eine oder andere Seite entscheiden.

tumulder hat gesagt…

Also wenn bei Dir Ron Howard Filme schon mit 8 Punkten die Eier gekrault bekommen, wobei ja 5 Punkte bei dir wiederum guter Durchschnitt sind, dann müßte dir der zweite Richet eigentlich super gefallen.*gg*

C.H. hat gesagt…

Nun, es mag dich überraschen, aber ich hab an "Public Enemy" doch schon andere Erwartungen, als an "Illuminati", so von wegen ernstgemeinstes Kino auf der einen, und unterhaltender Nonsens auf der anderen Seite... ;-)

Mr. Hankey hat gesagt…

Sind, ohne Frage, beides gute Filme. Sowohl "Illuminati" als beste Blockbusterunterhaltung auf der einen Seite und "Public Enemy No 1" als anspruchsvoller französischer Mainstream auf der anderen Seite! :-)

Candide hat gesagt…

Klingt in der Tat nicht so toll aber ich werde mir wohl dennoch den zweiten Teil gönnen.
Klingt jedenfalls fast so als wäre es besser gewesen nur einen Film in Megaüberlänge a la Godfather zu drehen...

tumulder hat gesagt…

@all
Keine Sorge, als kurzweiliger Gangsterflick taugt der Film allemal.;)

Anonym hat gesagt…

Schade, du triffst mit deiner Kritik ins Schwarze. Enttäuscht war ich auch, gerade weil die Erzählung einer "Räuberpistole" IMO keine Zweiteilung verdient hat.
Aber viel wichtiger ist die Frage: Wo bleibt dein Che?^^ (und ich meine nicht den Header)

tumulder hat gesagt…

Der Che kommt schon noch, hatte die letzten Tage einfach zu wenig Zeit. Ich grüble noch über ein paar Dinge, die man entweder als Schwäche oder als Kompromiss eines amerikanischen Regisseurs auslegen kann.;)

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