Frank geht es blendend, er hat alles im Griff auf Kopenhagens Straßen. Vertickt Koks und Heroin, gerne auch größere Mengen, bestimmt den Preis. Zusammen mit seinem Freund Tonny fährt er von Deal zu Deal. Zwischendurch geht es zu Franks Freundin Vic, bei der er die Drogen versteckt, und danach ist dann endlich Freizeit angesagt. Clubbing, Bar und Edelrestaurant. Manchmal reicht auch ein Videoabend mit seinem Kumpel. Als sich ein unerwartet gutes Geschäft ergibt, besorgt Frank die benötigten 200 Gramm Braunes von Milo, bei dem er aber eh schon mit 50.000 Kronen in der Kreide steht. Während der Übergabe am nächsten Tag wird er jedoch nach einer kurzen Flucht von der Polizei gefaßt. Das Heroin kann er zuvor gerade noch im Museumsteich entsorgen. Kein Stoff, keine Kohle um die Schulden zu begleichen. Es wird eng für Frank. Was sich im ersten Moment vielleicht wie eine weitere Post-Pulp Fiction Gangster Klamotte anfühlt, entpuppt sich nach kurzer Zeit als glänzendes Kleinkriminellen Drama, als Milieu Studie äußerst deprimierender Ausprägung, die all ihre Gewalt, ihre Figuren, die Auswegslosigkeit ihrer Geschichte trotz der auch ihr innewohnenden Gangsterfilm Klischees ernst zu nehmen versteht. Das gelingt dem Film vor allem durch seine Authentizität, die er nicht nur über die formale Seite der jederzeit glaubhaften Drehorte, die ihm die Großstadt Kopenhagen abseits ihrer Postkartenidyllen zur Verfügung stellt, zu transportieren weiß, sondern vor allem mittels seiner fantastisch in der Realität verankerten Charaktere. Die in ihrer Verzweifelung vor dem letzten Schritt dann doch eher ihre Mutter um Geld anpumpen, als daß sie zur Waffe greifen und eine Bank ausrauben. Kim Bodnia agiert anfangs des Films gar nicht mal soweit entfernt seiner Paraderolle des Haralds aus Lasse Spang Olsens Erfolgsgroteske In China essen sie Hunde. Doch spätestens wenn Frank auf dem Polizeirevier vom Verrat seines Kumpels Tonny - ebenfalls einprägsam von Mads Mikkelsen dargeboten, der einmal mehr beweist, welch Wandlungsfähigkeit er besitzt – erfährt, beginnt sich das Blatt zu wenden. Die aus zahlreichen Pulp-Krimis bekannte typische Kleinganoven Coolness weicht immer mehr der puren Angst des nach dem Ausweg Suchenden, dem ein Strohhalm nach dem anderen bricht. Wenn Frank dann gegen Ende des Films in der Höhle des Wolfs im Schaafspelz steht, ihm der kalte Schweiß auf der Stirn steht und seine große Klappe sich fast unmerklich zur wimmernden Stimme derjenigen gewandelt hat, denen er zuvor das Geld aus dem Leib geprügelt hat, erreicht Nicolas Windings Refns Film eine nur selten im Genre gesehene Dichte und psychologische Tiefe. Doch weiß der Däne diese im Finale seines Debutfilms noch einmal mit Leichtigkeit ohne großes Spektakel zu übertrumpfen. Beeindruckend.
8,5/10 Punkte
3 Kommentare:
Habe jetzt auch Pusher 2 und 3 gesehen und kann beide gleichermaßen empfehlen. Eine großartige Trilogie hat Refn hier geschaffen...
Ja, ich bin ehr wirklich sehr beeindruckt. Vor allem, da der Film noch nach dreizehn Jahren so frisch herüberkommt. Und natürlich Franks Mad Max Poster.;) Ich werde die beiden anderen Teile in jedem Fall auch anschauen. Bietet sich ja dank OTR und Tele 5. Die DVD dieses Teils hier ist aber definitiv schon bestellt.:D
Genau wie du empfand ich den Film als überaus beklemmend - wahrscheinlich war es ganz in Refns Absichts, "Pusher" zunächst wie eine leicht bekömmliche Gangster-Groteske wirken zu lassen. Wenn sich die Schlinge um seinen Hals aber immer weiter zu zieht, dann wird die nackte Angst und Verzweiflung der Figur wirklich spürbar. Ein echter Gänsehautfilm...
"Pusher 2" erzählt dann die Geschichte der Figur Tonny, die von Mikkelsen ebenso intensiv ausgebaut wird wie von Kim Bodnia. Im zweiten Teil geht es noch einen Schritt runter auf der sozialen Skala - "Pusher" handelt von Milo, der ja einige Ränge über den beiden vorigen Hauptfiguren einzuordnen ist. Der dritte ist schließlich sperriger und im Endeffekt noch zermürbender. Refn ist imo definitiv einer der interessantesten Regisseure unserer Zeit...
Kommentar veröffentlichen
Kommentare zu Blogeinträgen, die älter als sieben Tage sind werden weiterhin von mir moderiert. Sei freundlich, fair und bleib beim Thema.