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Cabal – Die Brut der Nacht
Kabale und Liebe. Ja, warum nicht? Weil wir es hier mit einem Clive Barker Stoff zu tun haben, und der Maestro des horroresken Fantasy Romans streut noch eine gewaltige Dosis Kulturkampf ein. Aaron Boone wird von Träumen geplagt, in denen er sich auf der Suche nach dem mystischen Ort Midian befindet und immer wieder kurz vor dem Ziel von den dunklen Bewohnern des geheimnisvollen Ortes keinen Einlaß gewährt bekommt. Nachdem ihm sein Psychologe Dr. Philip K. Decker erklärt, daß Boone unter Wahnvorstellungen leidet, Midian nur in seinen Vorstellungen existiert und er offensichtlich ein gesuchter Serienmörder ist, wird Boone vollgepumpt mit des Doktors Psychopharmaka von einem Truck angefahren und landet auf der Station des örtlichen Krankenhauses. Dort begegnet er Narcisse, der ebenso sehnsüchtig nach Midian sucht. Der Ort der Gestalten der Nacht, der Stämme des Mondes. Dort wo das Böse von seiner Schuld befreit wird. Es ist wirklich schade, daß 20th Century Fox Barkers Film unbedingt zu einem Slasher Fantasy Crossover umschneiden mußte. 30 Minuten weniger Handlung sind kein Pappenstil, und so geht dem mit überraschend unaufgeregt daherkommender Tiefe unterlegten Film dann doch ein gutes Stück seines eigentlichen Potenzials verloren. Dennoch, Barkers romantisch herbe Romanverfilmung weiß auch heute noch äußerst gut zu unterhalten, auch wenn nicht jeder Dialog sitzt und der eigentliche Fokus auf die Intrige, der die eigentlich vorhandene Toleranz dem Anderen gegenüber zu zerstören ihr höchstes Ziel ist, der vermeintlich mainstreamtauglichen Gier nach der Sensation geopfert wird. Aber die braucht sich letztendlich für nichts zu schämen, denn was Die Brut der Nacht vor allem im letztem Drittel an Dynamiksteigerung, fantastischen Produktionsdesign, herrlichen Maskenbildner Handwerk und Spezial Effekten auffährt, ist schon mehr als eine wohlwollende Erwähnung in der Geschichte des Horrorfilms wert. Da darf man getrost von einem Genreinferno sprechen. Aufgewertet wird das Ganze von einem absolut gelungenem Cast bis in die Nebenrollen, aus dem vor allem David Cronenberg in der Rolle des wirklich Bösen heraussticht, und dem treibenden Score aus der Feder Danny Elfmans. Keine perfekte Sache, aber vielleicht gerade aus diesem Grund so verdammt attraktiv. Auf den Directors Cut werden wir wahrscheinlich bis zum jüngsten Gericht warten müssen.

7,5/10 Punkte

Dellamorte Dellamore
Francesco Dellamorte ist Friedhofswächter, und das nicht unbedingt auf einem gewöhnlichen Friedhof. Nach sieben Tagen erheben sich die frisch Dahingegangenen aus ihren Gräbern und Francesco hat dann wieder zusätzliche Arbeit. Kopfschuß, Hacke, Schaufel, man kennt das ja. Die Aufräumarbeiten übernimmt zu seinem Glück Gnaghi, sein von Gott mit wenig Hellköpfigkeit dafür aber ordentlicher Körperfülle beschenkter Hilfsarbeiter, der gleich unter Francescos zerfallenem Haus wohnt. Eines Tages verliebt sich Francesco Hals über Kopf in die Witwe eines gerade Verstorbenen. Nach anfänglichen Abweisungen gegenüber Francescos trotteligen Avancen kommt es schließlich zum ersehnten Liebesakt auf dem nächtlichen Friedhof, doch Francescos Glück ist nur von kurzer Dauer. Just im Augenblick der Ekstase erhebt sich der verstorbene Ehegatte aus seinem Grab und beißt seiner Witwe in die Schulter. Francesco greift zweimal zum Revolver, der eifersüchtige Untote wird seiner endgültigen Bestimmung zugeführt, aber auch seine Liebe erhält den für geboten gehaltenen Gnadenschuß. Michelle Soavi galt einst als große Hoffnung des dahindarbenden italienischen Horrorfilms. Erfahrungen konnte er als Second Unit Director für Joe D'Amato, Lamberto Bava und natürlich Dario Argento zu genüge sammeln. Ja selbst Terry Gilliam engagierte ihn für sein Münchhausen Debakel. Nach dem durchaus akzeptablen Debut  mit The Church, stand Soavi aber schon wieder mit Dellamorte Dellamore vor dem Ende seiner Kinokarriere. Was vielleicht eher am nicht mehr vorhandenen Markt für italienische Splatterkost gelegen haben dürfte. Denn Soavis surreal romantisch schwarzhumoriges Horrormelodram mag zwar ganz bestimmt ein wenig unausgegoren daherkommen, doch zu unterschätzen ist es auf keinen Fall. Erzählt wird von der unerfüllten Liebe, dies auf freilich unorthodoxer Art und Weise. Die Einflüsse Soavis Ausbilder sind unübersehbar, leider auch die schlechten. Denn wo Dellamorte Dellamore gerade in der ersten Hälfte mit einer unwiderstehlichen Bildsprache und geradezu liebenswerten Umgangsform mit seinen Figuren überzeugen kann, fällt der Film leider in seiner zweiten Hälfte aufgrund des dann doch schwachen Drehbuchs ab. Plötzlich übernehmen ein paar Längen das Ruder, die durch eine mutigere Arbeit im Endschnitt leicht zu umgehen gewesen wären. Dafür entschädigt jedoch das unbestritten großartige Finale. Alles nur Fantasie?

7/10 Puntke

4 Kommentare:

Stefan hat gesagt…

DELLAMORTE DELLAMORE steht auch schon lange auf meiner to-buy-Liste ... Komisch, dass wenn jemand den Film bespricht IMMER dieser Screenshot gewählt wird, warum nur ...? XD

tumulder hat gesagt…

Weil der doch so schön campy ist?^^

Anonym hat gesagt…

Cabal ist toll, ist gut gealtert über die Jahre. Cronenberg als irrer Psychologe ist grandios und alleine schon den Film wert.

arboretum hat gesagt…

@ Stefan: Vorsicht beim Kaufen - es gibt hierzulande zwei Versionen von Dellamorte Dellamore. Die ursprüngliche ist freigegeben ab 18 Jahren und dauert etwa 99 Minuten, die andere, "neue Fassung", dauert nur 92 Minuten und bekam die Altersfreigabe ab 16 Jahren. Die ist zwar auch sehr amüsant, aber irgendwann will man doch wissen, was in den fehlenden Minuten passiert ist.

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