Fast Forward >> Man-Eater aka Antropophagus aka The Grim Reaper

Obwohl Joe D'Amato selbst davon überzeugt war, daß Man-Eater zu den schlechtesten seiner insgesamt mit schlechten Filmen durchsetzten Filmographie gehört, ist Man-Eater garantiert das bekannteste Werk des italienischen Exploitation-Filmers, dessen filmisches Talent fast ausschließlich in der Erzeugung manch einer atmosphärischen Szene durch teilweise erstaunlich ambitioniert erscheinende Kameraarbeit zu suchen ist. Und natürlich in seiner Fähigkeit aus AA Gold zu machen. Wenn ich jetzt schreibe, daß Man-Eater D'Amatos bekanntester Film ist, dann meine ich damit jedoch eher den Filmtitel als den eigentlichen Film, von dem die meisten im Zweifel lediglich von der finalen Szene durch stetiges weitererzählen erfahren haben dürften. Das ist ja auch so ein schönes Element des Exploitation-Films. Mindestens eine Szene muß schon in der Beschreibung so unglaublich sein, daß man sie unbedingt sehen möchte. Hier ist es der durch eine Tragödie zum Kannibalen mutierte Familienvater, der einst auf hoher See aus Überlebensnot den toten Sohn und tote Frau verspeiste und nun auf dem mit der Außenwelt nur sporadisch in Kontakt kommenden griechischen Eiland für Bevölkerungsschwund sorgt. Im Endkampf wird ihm mit der Spitzhacke der Bauch aufgerissen und Nikos Karamanlis, so der Name des tragischen Monsters, schenkt sich selbst eine Henkersmahlzeit aus den Fetzen seines eigenem Verdauungstraktes. Natürlich ist das nicht die einzige an inszenatorische Grenzen stoßende Szene, die D'Amatos Film seiner Zeit fast zum Mythos aufsteigen ließ und die Beschlagnahmungs- und Indizierungsbehörden zum sofortigen handeln veranlassen sollte. Denn Nikos Karamanlis darf ungeheuerlicher Weise auf D'Amatos Geheiß in seiner Höhle einen seiner Mutter aus dem Bauch entrissenen Fötus verspeisen. Da nehmen die angeblichen Scharen von sich übergebenden Kinobesuchern, die der Legende nach sogar als Grund für eine Anzeige wegen Körperverletzung gegen D'Amato herhalten sollten, doch schon realistischere Züge an. In Anbetracht des ansonsten technisch äußerst schlampigen, mit unerträglich dümmlichen Dialogen nebst fürchterlichsten Synthiegeklimper vollgestopften und allenfalls in homöopathischen Dosen spannenden Films, kann man sich jedoch kaum vorstellen, daß die Kinobesucher nicht schon lange vor den exploitativen Höhepunkten in ebenso großen Scharen das Kino fluchtartig verlassen hatten. Nein, der Hype ist wahrlich keine Erfindung des viralen Marketings des Internetzeitalters. Anders betrachtet, in welchem filmischen Sujet war der Hype jedoch jemals tiefer verankert als in dem der Exploitation? Freunde des schlechten Geschmacks dürften sich daher eh nicht von diesen Zeilen abhalten lassen.

2,5/10 Punkte

5 Kommentare:

Flo Lieb hat gesagt…

Im Endkampf wird ihm mit der Spitzhacke der Bauch aufgerissen und Nikos Karamanlis, so der Name des tragischen Monsters, schenkt sich selbst eine Henkersmahlzeit aus den Fetzen seines eigenem Verdauungstraktes.

atom rofl

Alfons hat gesagt…

Sehr gut. Der Film ist ein schönes Beispiel dafür, daß man Legende manchmal Legende bleiben lassen sollte. Wie bei vielen dieser Streifen war die Vorfreude natürlich viel größer als das Ergebnis. Aber die Abende, zu denen man sich traf, um halb schwarzweiße Raubkopien von sonst nicht (oder nur geschnitten) erhältlichen Gorefilmen zu sehen, möchte man trotzdem nicht vergessen.

Rajko Burchardt hat gesagt…

Zählt m.E. zu den atmosphärischsten italienischen Horrorfilmen, der vor allem wunderbar mysthisch ist. Mag den sehr. :)

tumulder hat gesagt…

@rajko
Meine Schmerzgrenze ist ja schon ziemlich hoch, aber deine scheint überhaupt nicht vorhanden.^^

Rajko Burchardt hat gesagt…

*ggg*

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