Gerade im Kino - Wanted

Demnächst startet Uwe Bolls Videogame Adapation Far Cry in den Kinos. Ich kann jetzt schon ohne den Film gesehen zu haben versichern, daß er nichts taugen wird. Nicht weil ich grundsätzlich etwas gegen Boll und seine Filme hätte, die sind ja lediglich ein gut platziertes Nischenprodukt. Nein, vielmehr weil ich weiß, daß es bisher kaum ein Regisseur geschafft hat die ureigene Dynamik eines Videospiels, diese Laune, den Spaß an einer einzigen Situation auf die Leinwand zu zaubern. Da wird meist mit der Rahmenhandlung der schwächste Teil der Lizenz genommen um daraus einen mehr oder weniger durchschnittlichen Quark zu produzieren, der lediglich den meist jungen Fans noch einmal zusätzlich das Taschengeld aus dem Portemonnaie ziehen soll. Keiner der mir bekannten Titel kümmerte sich bisher um das Feeling, das beim spielen seiner als Vorbild dienenden Lizenzen aufkommt. Seien es die ersten ultratrashigen Streetfighter Versuche aus den 90ern oder der sogar ganz annehmbare Silent Hill. Erstaunlich, daß es in den letzten zwei Jahren gerade zwei Filme schafften eben genau dieses Videogame Gefühl dem Zuschauer zu vermitteln, die nicht offiziell auf einen bekannten Konsolenhit basierten. Crank und Shoot 'Em Up beziehen den Spaß aus kurzweiligen Actionszenen, aus einer fantastischen dem Comic angelehnten physikalisch sehr vereinfachten Welt, die ihren Helden Dinge ermöglicht an die Dirty Harry nicht zu denken wagte. Die Rahmenhandlung ist nur Aufhänger für die gebotenen Schießereien, Autostunts, Stürze und ins lächerliche überspitzten ästhetisch aufbereiteten Gewaltphantasien. Wanted führt nun diese noch sehr kleine Serie von Actionfilmen fort. Lose basierend auf der gleichnamigen Mini Comic Serie von Mark Millar, inszeniert unter der Regie von Timur Bekmambetow, der mit Wächter der Nacht und Wächter des Tages schon einige Aufmerksamkeit auf sich ziehen konnte.

Wesley Gibson ist Account Manager, früher hieß sein Job Sachbearbeiter, wie er uns ironisch versichert. Täglich läßt er sich von seiner Vorgesetzten schikanieren, seine Freundin kopuliert mit seinem bestem Freund und sein Dispokredit ermöglicht ihm auch nur noch Investitionen in Höhe von 10 Dollar. Kurzum, er ist ein armes Würstchen. Das ändert sich jedoch ziemlich schnell als ihm von der geheimnisvollen Fox offenbart wird, daß er die gleichen Killergene in sich trägt wie sein kürzlich ermordeter Vater. Die Bruderschaft ist eine Art Geheimgesellschaft deren Mitglieder die Fähigkeit besitzen ihr Herz vierhundert mal in der Minute schlagen zu lassen, wodurch Unmengen an Adrenalin ausgeschüttet werden. Darum können sie schneller handeln, besser kämpfen und vor allem unglaublich gut mit ihren Knarren umgehen. Wesley wird zum Killer ausgebildet um den Mörder seines Vaters zur Strecke zu bringen. Dieser Cross ist nämlich nach dem Tod von Wesleys Vater der beste und gefährlichste Killer überhaupt.

Bekmambetovs Action Flick macht richtig Laune, angefangen bei der unbeschwert und vor allem dynamisch inszenierten Action selbst, über Wesley Gibsons zynische ironische Erzählweise während seiner Wandlung vom Bürolooser zum knallharten Superkiller bis hin zum nihilistischen Grundton der Geschichte. Auf Realismus wird ebenso verzichtet wie auf groß angelgegte moralische Erklärungsversuche oder gar einer komplexen Handlung. Allein der Spaß an der fantastischen Actionballade steht bei Wanted im Vordergrund. Die Shoot Outs gestallten sich wie der Waffengang in einem Mantel und Degenfilm, die fahrbaren Untersätze verhalten sich wie das treue Pferd aus Zorros Western von Gestern. Keine Chance für Logikfanatiker oder Realismusfetischisten. Bullet Time en masse. Wanted erfindet das Rad nicht neu, bietet jedoch einen erfrischend anderen Blick auf Hollywood. Da wird schon mal ein Zug ganz selbstverständlich mit einem abgewrackten Lada verfolgt und der für solch eine Szene in jeder anderen Hollywoodschießerei eigentlich verwendete deutsche Luxusschlitten dient lediglich zum Stadtcruising. Herrlich auch die Idee die im Kampf und Ausbildung arg in Mitleidenschaft gezogene körperliche Verfassung in einer Art Gesundheitsbad wieder herzustellen. Wer erinnert sich da nicht sofort an sein letztes Erkältungsbad nach dem man sich so gut und entspannt gefühlt hat. Kreativität ist bei Bekmamtbetovs erster Hollywood Arbeit nicht nur bloßes Schlagwort, sein Verve und Esprit aus den beiden Wächter Filmen versprüht er auch locker in Wanted. Schauspielerische Höchstleistungen sind in diesem Sujet nicht zu erwarten und werden auch an keiner Stelle gefordert. Angelina Jolie kann nach Herzenslust herumposen, Morgan Freeman seinen gewohnten Lucius Fox Standard abrufen, der von vielen komischerweise immer wieder als große Schauspielkunst bezeichnet wird und James McAvoy ist einfach nur ein von Grund auf sympathischer Typ. Reingehen, es lohnt sich.

7/10 Punkte

22 Kommentare:

C.H. hat gesagt…

Reingehen, es lohnt sich.

Genau so ist. Wenn man so wie du an den Film rangeht, dann hat man auch seinen Spaß.

Schöner Aufhänger übrigens, also das mit den Computer-Spielen. Wenn ich daran denke, dass in Bälde auch "Max Payne" in die Kinos kommt (Die beiden Games habe ich früher bis zum Exzess gedaddelt)und mir vor Augen rufe, was die daraus wohl mit Baby-Face Wahlberg und nem PG-13 Rating für einen Scheiß draus machen, dann würde ich mir echt wünschen, dass Bekmambetov diesen Film umsetzen würde - Eben genau so, wie in "Wanted": Schnell, Krachend, Mitreißend und, ja, auch Gewalttätig und Blutig....

tumulder hat gesagt…

Ganz ehrlich, ich glaube Max Payne wird die Überraschung des Jahres;) Moore scheint ja überhaupt keinen eigenen Stil zu besitzen wenn ich mir so seine Filmographie anschaue von der ich lediglich Flight of the Phoenix und Behind Enemy Lines kenne.

Also, wenn der Typ sich auch nur ein Quentchen an Remedys hervorragendes Storyboard aus den Spielen hält kann das trotz voreiliger Unkenrufe vielleicht doch was werden:)

tumulder hat gesagt…

Achso, The Omen kenne ich auch noch von ihm, was meine Theorie über seinen nicht vorhandenen eigenen Stil aber nur noch bekräftigt;)

Flo Lieb hat gesagt…

Und der nächste ist dem Teil auf den Leim gegangen...

tumulder hat gesagt…

Inwiefern?

Flo Lieb hat gesagt…

Inwiefern?

Effekt-verblendet. Dieselben Effekte hatte MATRIX REVOLUTIONS auch zu bieten, den fand aber irgendwie kaum einer "geil" oder "cool". Naja, Jungs und ihr "bumm-bumm" ;)

tumulder hat gesagt…

Jetzt kommt er mit Matrix Revolutions um die Ecke. Zu dem habe ich mich noch nie geäußert kann aber unterschreiben, den um längen besser zu finden als den zweiten Teil. Die Matrix Fortsetzungen haben ja eher ihre Schwächen in der Narration als in der Logik;)

Anonym hat gesagt…

Zum Glück hat Wanted keine Logik-Probleme.
Verstehe nicht, wieso Millar erlaubt hat, dass der Film genauso heißt, wie sein genialer Comic, mit dem der Streifen nicht das geringste (außer vielleicht die Namen der Hauptcharaktere) gemein hat.
Für jeden, der den Comic gelesen hat, ist der Film nicht zu empfehlen.
Wer den Comic nicht kennt und stupide Action mag, kann sich Wanted getrost ansehen.

Schön fand ich, wie Bekmanbetov da seinen Lieblingsrussen (aus den Wächter-Filmen) da eingebaut hat. Die ganze Rattengeschichte gab es im Comic ja auch nicht.

tumulder hat gesagt…

Mag schon sein, daß die Fans der Vorlage blöd aus der Wäsche schauen. Man glaubt gar nicht wie dumm ich aus der Wäsche geschaut habe als ich zum ersten mal sah was Raimi aus meiner in der Kindheit so geliebten Spinne gemacht hat. Das war erst einmal stupide Hollywood Action Sülze. Von der ist Wanted jedoch so weit entfernt wie der Nord vom Südpol.

tumulder hat gesagt…

Fortsetzung:
, weil sich Wanted zu keiner Sekunde selbst ernst nimmt.

Anonym hat gesagt…

Im Comic besteht die Fraternity aus Oberbösewichten, die im Gegensatz zu den meisten anderen Comics im Mittelpunkt stehen und Superhelden jagen und töten.
Das sollte mal jemand genau so verfilmen, das wäre ein guter Film.

tumulder hat gesagt…

Ja aber das ändert ja nichts an der Tatsache, daß der Film ein absolut super sexy durchgestyltes Actionvehikel ist, das auch noch, im Gegensatz zu so manch anderer Franchise, so astrein erzählt wird, daß Logiklöcher etc. in den Hintergrund treten. Bekmambetov hat einen astreinen Film im avantgardistischen Look abgeliefert, der frei von irgendeiner Metaebene ist. Das finde ich nicht selbstverständlich. Es war auch von Anfang an klar, daß er nur sehr lose auf den Comic basiert. O.K., das Fans des Comics erst einmal enttäuscht werden sein ist klar.

C.H. hat gesagt…

Ah, jetzt geht das hier also weiter :D

Ja aber das ändert ja nichts an der Tatsache, daß der Film ein absolut super sexy durchgestyltes Actionvehikel ist, das auch noch, im Gegensatz zu so manch anderer Franchise, so astrein erzählt wird, daß Logiklöcher etc. in den Hintergrund treten. Bekmambetov hat einen astreinen Film im avantgardistischen Look abgeliefert, der frei von irgendeiner Metaebene ist. Das finde ich nicht selbstverständlich.

Yeah, tumulder, you're the man!!!

Anonym hat gesagt…

ach Gottchen...die "das ist ja gar nicht wie im Buch/Comic" etc.-Fraktion.

Flo Lieb hat gesagt…

Und SPIDER-MAN magst du ja auch nicht, lieber Tumulder ;)

Aber ich geb ja schon klein bei, ist ja auch schön zu sehen, wie wenig es im Grunde braucht (sah man ja bereits bei TDK) um das breite Kinopublikum zu einen. Da hab ich mich mal wieder künstlich mitreißen lassen, dabei tick ich doch eh immer anders als alle anderen was Filme angeht. Euch sei's gegönnt.

@David: Wenigstens einer versteht mich. ;)

tumulder hat gesagt…

Doch ich mag Spider-Man, aber eben nicht Raimis;) Aber davon abgesehen halte ich Wanted nicht für einen Massenpublikum fähigen Film. Dafür erklärt er zu wenig, bezieht zu wenig Position und räkelt sich zu sehr in seinem eigenem Spaß. Das Bruckheimer verseuchte Herr von Hirntoten wird da eher schreien:"Geht doch gar nicht!":)

Flo Lieb hat gesagt…

Aber davon abgesehen halte ich Wanted nicht für einen Massenpublikum fähigen Film.

Die Bloggersphäre und anderer Filmboards feiern den jedenfalls ab, wie was weiß ich. Außer David kenn ich niemand, dem das Teil nicht gefallen hat. Ergo: Masse, Massenpublikum :P

Anonym hat gesagt…

gerade die filmblogger sind kaum representativ für das typische Kinopublikum, ich würde fast dazu neigen und den jeweiligen Geschmack als negativ reziprok zueinander zu definieren

tumulder hat gesagt…

@jmk
Sehe ich ähnlich, demnach müßten ja There will be Blood und No Country immer noch in den Kinos laufen;)

Rajko Burchardt hat gesagt…

Tumi, du alter Auf-den-Leim-Geher. LOL

Der Film ist ästhetisch eine Bereicherung für den gegenwärtigen Actionfilm UND sehr unterhaltsam. Wer das nicht sieht, sieht gar nichts.

;)

Flo Lieb hat gesagt…

Wer das nicht sieht, sieht gar nichts.

And here he goes again...

Rajko Burchardt hat gesagt…

... immerhin mit Smiley, mein lieber Rudi. ;)

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