Das aktuelle Jahrzehnt wird als Jahrzehnt der Horrorfilm-Remakes in die Analen der Filmgeschichte eingehen. Weniger wegen der Remakes selbst, als aufgrund ihrer Anzahl. Von Cravens Hügel der blutigen Augen bis hin zu Hoopers Kettensägenmassaker. Einstiger halb intellektueller Independentstoff wird 30 Jahre später zum Mainstream Konsumprodukt. Das entbehrt nicht eines gewissen Zynismus, folgt aber den Regeln der Verwertungskette. Egal. Zack Snyder hat sich gleich den König des 70er Jahre Bahnhofs- und Studentenkinos herausgepickt und versagt inhaltlich natürlich auf ganzer Linie. Seine Zombies sind Monster und keine Menschen, sein Kaufhaus ist nicht subversiver Schauplatz einer subversiven Konsumweltkritik. Ist sein gutes Recht, soll er sich jedoch nicht wundern, wenn er dafür nicht gerade von der großen Romero Fangemeinde geliebt wird. Läßt man die inhaltliche Schwäche inhaltliche Schwäche und ein paar infantile Peinlichkeiten infantile Peinlichkeiten sein, bleibt letzten Endes ein durchaus unterhaltender und stringent inszenierter Action-Flick mit einem mehr als ordentlichen Cast. Keine schreienden Teenager, keine verlorenen Autoschlüssel, kein ausgefallenes Cellphone-Netz. Das ist schon einmal mehr als man erwarten konnte.
7/10 Punkte
Cinema Paradiso (internationale Fassung)
Oscar, Golden Globe, Großer Preis der Jury in Cannes und was weiß ich nicht noch alles hat Giuseppe Tornatores Hommage an ein altes Dorfkino abgeräumt. Damit protzt er noch gleich vor dem Vorspann. Darf er ruhig, denn eine Enttäuschung ist Cinema Paradiso garantiert nicht. Eigentlich erzählt er gar nicht vom Kino, sondern von der Sehnsucht und der Liebe seiner Besucher. Das Cinema Paradiso ist der Ausgangspunkt für Totos Geschichte. Hier freundet er sich schon in der Kindheit mit Alfredo dem Filmvorführer an, findet seine erste jedoch unerfüllte Liebe, an der er sein ganzes Leben tragen wird, und hier wird er auch letztendlich seinen Frieden finden. Ganz der Zeit verpflichtet über die Tornatore erzählt, wandelt der Film zwischen Fragmenten aus Neoliberalismus und Commedia all'Italiana. Cinema Paradiso lebt von der Nostalgie, mit der er in jedem Zentimeter seiner 124 Minuten Zelluloid um sich schlägt, von seinem melancholischen Rückblick auf das Kino als gesellschaftliches Ereignis. Und natürlich von seinem Hauptdarsteller Philippe Noiret, der hier eine seiner besten Darbietungen überhaupt in der Rolle Totos Freund und Mentor abliefert. Der um knappe 50 Minuten längere und hoffentlich im Mittelteil etwas rundere Directors Cut ist schon bestellt.
7,5/10 Punkte
The Pervert's Guide to Cinema
Slavoj Zizek hat ebenso viele Anhänger wie Kritiker. Ja, und vielleicht mag es auch stimmen, daß er sich gerne selbst inszeniert, seine Analysen des modernen Kinos vielleicht ab und an ein wenig zu banal und an den Haaren herbeigezogen daherkommen. Aber, wer das Denken und Sinnieren in andere Richtungen generell verschmäht, hat eigentlich schon selbst verloren. Man mag nicht immer mit Zizeks Ansichten einverstanden sein, ihn auch mal gerne in den Sphären bedauernswerter Küchenpsychologie orten, aber schwer unterhaltsam ist der Slowene schon, wenn er in liebevoll nachempfundenen und orginalen Filmkulissen in radebrechendem Englisch über Intention und Metapher des modernen Kinos referiert. Lynch, Chaplin, Hitchkock, Coppola, an ihnen arbeitet er sich ab, die Europäer sind anscheinend nicht sein Ding. Ach doch, Tarkowski bekommt auch noch seine 5 Minuten Ruhm. Schade, aber verschmerzbar. Leider ist die DVD in Deutschland nicht erschienen, aber wer die 22 britischen Pfund nicht ausgeben möchte, sollte einfach mal in der örtlichen Bibliothek vorbeischauen. In meinem Fall war man sehr froh das hiesige DVD Angebot mit einem witzigen Titel aufbessern zu können.
7/10 Punkte
Going to Pieces
Während Rob Zombies H2 in Kürze die Wartezeit auf Wes Cravens erst nächstes Jahr startende Scream Fortsetzung verkürzt, Michael Bays Produktionsfirma Platinum Dunes nach Freitag der 13. nun auch die Nightmare Franchise durch den postmodernen Teenie Häcksler jagen wird, stehen die großen Vorbilder immer noch auf den Zensurlisten wohlmeinender doch übereifriger Jugendschützer. Und genau um diese Ungeheuer aus dem großen 80er Horrorwandschrank geht es in Jeff McQueens bemühtem Versuch den Slasher aus der Schmuddelecke zu befreien. Dabei geht es in einem Wahnsinnstempo vorran, da klappert er alle wichtigen und unwichtigen Filme, darunter auch einige, die in Deutschland nie erschienen sind, und ihre Macher in großer Hetze ab. Savini, Carpenter und Cunningham verraten nicht viel neues, jedenfalls nicht für den im Genre Bewanderten. Aber ehrlich scheinen sie zu sein, wenn Cunningham Friday vor allem für das Haus am See liebt, das der Film ihm beschert hat. Dafür protzt Going to Pieces mit unzähligen Auschnitten aus den alten Lieblingen, was ihn aus der Sicht der Horrorfan-Fraktion nicht unattraktiv geraten läßt. Für eine ernsthafte Auseinandersetzung mit dem Genre reicht das aber bei weitem nicht, vielleicht hätte sich McQueen dann doch auf die wenigen wirklich guten konzentrieren sollen. Dennoch empfehlenswert.
6,5/10 Punkte
7 Kommentare:
Zizeks "Film" steht oben auf meiner TO WATCH-Liste. Habe grad sein Buch "Die gnadenlose Liebe" gelesen. Das was ich verstanden habe, klang auf jeden Fall interessiert. Wobei man da auch wirklich im Thema sein muss. Sein Buch über Lacaan und Hitchcock will ich mir auch noch zulegen.
Wo oder wie hast du geschaut? DVD? TV?
@kaiser
Die gekürzte Fassung im TV habe ich verpaßt, habe dann kurz gegooglet, fand die 22 Pfund zu riskant und bin dann in einem Anflug von Beschaffungskreativität schnur stracks in unsere Stadtbibliothek. Dort hängt am Schwarzem Brett eine Liste für Wunschanschaffungen der Bürger und tatsächlich nach 4 oder 5 Wochen lag eine Postkarte in meinem Briefkasten, die mir mitteilte, daß ich The Pervert's Guide to Cinema ab sofort auch in unserer Stadtbibliothek ausleihen könnte. Klappt aber nicht mit jedem Film.^^
7/10 für das DotD Remake, da macht sich aber gerade keine Freunde-)
Ich mag das Remake auch sehr gerne, die Baby-Szene war fürsn Arsch ansonsten sehr stringent
@jmk
Ach, selbst Romero hält ihn für einen ordentlichen Film.;)
GOING TO PIECES ist vorallem für Neulinge eine sehenswerte Doku, die - wie Du sagtest - aber auch mir dank der vielen Ausschnitte Spaß machte. Und entdecken konnte zumindest ich auch noch das eine oder andere.
Zizek klingt interessant, ja, kenne noch nichts von ihm, aber die Doku scheint ziemlich interessant zu sein - muss ich mich auch mal umschauen, wo ich die finden kann.
CINEMA PARADISO habe ich im TV verpasst - oder war nicht in Stimmung, weiß es nicht mehr. Ich vermute da ja eher übergehyptes artsy-fartsy-Kino ...
Das DAWN-Remake fand ich seiner Zeit ganz nett, da kannte ich das Original aber auch noch nicht *duckundweg*. Kommt natürlich nicht an Romero ran, klar.
Und vergiss nicht über den DC von Cinema Paradiso hier was zu sagen darauf bin ich nämlich schon gespannt ;)
@stefan
Nö, nö. Cinema Paradiso ist kein überhyptes artsy-fartsy Gedöns. Dazu fühlt er sich eigentlich viel zu persönlich an. Ich fand den wirklich toll.
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